Apple Tim Cook auf Rettungsmission in China

Apple hat es schwer in China: Erst gingen Markenrechte verloren, dann wurden Streaming-Dienste verboten, die Verkaufszahlen sind rückläufig. Am Montag warb Tim Cook in Peking um Verbündete. Wie der Apple-Chef das Geschäft retten will.

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Apple-Chef Tim Cook umringt von der Führungsriege von Didi Chuxing in Peking am Montag. Quelle: dpa

Wer die Taschen der Marke iPhone sieht, hält sie wahrscheinlich für eine schlechte Fälschung: Der Name des bekanntesten Telefonherstellers auf ein paar bunten Leder-Mäppchen. Doch tatsächlich sind die Handytaschen echt. Die chinesische Firma Xintong Tiandi darf das. Das bestätigte vor Kurzem ein Pekinger Gericht, vor dem Apple gegen die Verwendung des Smartphone-Namens geklagt hatte. 

Der Verlust der exklusiven Markenrechte an der Marke iPhone - genauer gesagt IPHONE in Großbuchstaben – ist nur eine Niederlage aus einer Reihe von Rückschlagen für Apple in China. Der iTunes Movie Store sowie der iBookstore wurden ein halbes Jahr nach ihrem Start von der chinesischen Medienbehörde verboten,  hinzu kommen miserable Verkaufszahlen.  

Um die Lage wieder in den Griff zu bekommen, ist Apple-Chef Tim Cook nun am Montag selbst nach Peking gereist. China ist für Apple der zweitwichtigste Markt nach den USA und mit rund 525 Millionen Nutzern der größte Mobiltelefonmarkt weltweit. Es ist zwar nicht Cooks erste Reise nach China, aber sicher seine heikelste. Viele Chinesen zeigten sich zuletzt enttäuscht von den neuen Produkten aus Cupertino.

Laut Marktforschungsinstitut TrendForce sind allein die Verkaufszahlen des iPhones im ersten Quartal 2016 im Vergleich zum vorangegangenen Quartal um 43,8 Prozent eingebrochen. Im Vergleich zum Vorjahr gingen die Verkaufszahlen um satte 26 Prozent zurück. Damit fielen zum ersten Mal überhaupt die iPhone-Verkaufszahlen in China.

Sind Apps am Ende?

Nutzer werfen dem Unternehmen vor allem mangelnde Innovationskraft vor. So auch der milliardenschwere Unternehmer Jia Yueting, Chef des chinesischen Konglomerats LeEco und führender Internet-Guru in China: „Apple bietet nur einzelne Apps an, das war die richtige Entscheidung in der ersten Generation des mobilen Internets“, so Jia. „Aber mittlerweile befinden wir uns in der nächsten Ära.“

Dabei spielt er vor allem auf die Innovationen um das soziale Netzwerk WeChat an, das viele Dienstleistungen in seinen Messenger eingebunden hat und Apps für viele Smartphone-Nutzer in China nahezu überflüssig gemacht hat. Während man im Reich der Mitte also schon am Ende der App schraubt, knebelt Apple seine Nutzer nur immer enger an den eigenen App-Store.

Neben fehlenden Neuerungen, die die Chinesen von den teuren Geräten überzeugen könnten, kämpft Apple auch mit der Politik. Das Verbot von  iTunes Movie Store und iBookstore durch die Medienbehörde deuten viele Experten als Versuch Pekings, Apples Marktmacht einzudämmen und Platz für lokale Anbieter zu machen. So erklärte jüngst auch der bisher wichtigste Investor Carl Icahn in einem Interview mit dem US-amerikanischen Fernsehsender CNBC, er habe alle seine Apple-Aktien verkauft. Als Grund dafür nannte er die sich abkühlende chinesische Wirtschaft und die schwer zu kalkulierende Politik Pekings in Bezug auf Apple.

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