Apple und SAP kooperieren Schicke Apps für Spaß bei der Arbeit

SAP und Apple machen gemeinsame Sache: Die Apps des deutschen Konzerns laufen auf iPhone und iPad – und sollen die Geräte so für Firmen attraktiver machen. Das hehre Ziel: Die Nutzer sollen sich auf die Arbeit freuen.

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Die neuen Tablets von Apple sollen sich auch für geschäftliche Zwecke eignen. Quelle: AP

San Francisco Es ist so etwas wie die neue Wagenburg der IT-Industrie: Der deutsche Softwarehersteller SAP wird gemeinsam mit Apple Apps für den Unternehmenseinsatz auf iPhones und iPads entwickeln. Das teilten beide Unternehmen Donnerstagnacht im kalifornischen Cupertino mit.

Ziel ist die Erschaffung einer App-Welt für Industrieanwendungen mit einheitlicher Bedienerführung auf Apple-Geräten, in der sich jeder Angestellte, Auszubildende oder Zulieferer sofort zurechtfindet. SAP schreibt dazu an einer eigenen Design-Sprache für Unternehmensanwendungen namens „SAP Fiori for iOS“ , die den rund elf Millionen Entwicklern von Apple-Software und gut 2,5 Millionen SAP-Spezialisten an die Hand gegeben werden soll.

Beide Unternehmen haben gute Gründe für diese Partnerschaft, die für Apple bereits die dritte mit einem der großen Anbieter für Business-Software ist. Im vergangenen Jahr wurde eine in ihren Grundzügen vergleichbare Zusammenarbeit mit IBM abgeschlossen, jüngst kam Netzwerk-Spezialist Cisco hinzu. Apple und SAP sind umzingelt von Konkurrenten, die ihnen Marktanteile abnehmen.

Microsoft und Google machen Apple das Geschäft streitig

Bei Apple sind es vor allem rapide sinkende Verkaufszahlen bei iPad-Tablets und eine Stagnation im Markt für Smartphones. Unternehmen mögen Tablets oder Smartphones, aber mobile Internet-Arbeiter sind noch immer weit davon entfernt, ihren Windows-PC oder Laptop wirklich gegen die Westentaschenrechner einzutauschen.

Das liegt nicht zuletzt daran, weil Unternehmensanwendungen, entwickelt vor zwanzig Jahren oder noch früher, oft sehr sperrig daherkommen, wenn sie an die vergleichsweise kleinen Bildschirme von Tablets ohne echte Tastatur angepasst werden. Sie sind einfach keine echte Alternative.

Darunter leidet das hauptsächlich auf Verbraucher fokussierte Geschäft mit iPhones besonders. Es sackte im ersten Quartal um zehn Millionen Geräte auf 51 Millionen ab. „Der Smartphonemarkt wächst nicht mehr“, räumte Apple-Chef Tim Cook im Analystengespräch ein. Der Verkauf von iPads sank um zwei auf zehn Millionen Stück.

Googles preisgünstige Chromebooks nehmen Apple das Geschäft mit den Schulen weg. Microsofts Surface-Tablets fallen in den Business-Markt für Tablets ein, den Apple lange für sich reklamiert hatte.

Microsofts „Surface“-Sparte wuchs im ersten Quartal 2016 um massive 66 Prozent auf über eine Milliarde Dollar Umsatz. Das Positive: Surface-Pro-Geräte laufen mit einem Standard-Windows der Version 10. Die Masse der bestehenden Software funktioniert und dazu gibt es immer mehr Apps.

Damit ist klar, dass Microsoft, ohnehin eine beherrschende Macht im Businessbereich, eine lukrative Nische gefunden hat. Apple konterte erst spät mit seinem iPad Pro für den geschäftlichen Einsatz, für das Cook jetzt so schnell wie möglich Software braucht.


SAP erwehrt sich der Konkurrenz

IBM und auch SAP müssen sich im Cloud-Business gehen die Supermacht Amazon und dessen Amazon Web Services (AWS) erwehren. Konkurrenz machen auch Microsoft mit Azure sowie reine Cloud-Firmen wie Salesforce. Sie holen immer mehr Unternehmen an Bord, die zuvor Firmensoftware bei IBM, SAP oder Oracle gekauft und betrieben hatten.

Amazons AWS wächst gewaltig. Die Sparte lieferte im ersten Quartal 2016 bei 2,6 Milliarden Dollar Umsatz ein operatives Ergebnis von 604 Millionen Dollar. Das ist eine Verdreifachung zum Vorjahr. Cloud-Computing für Unternehmen repräsentiert damit zwar keine zehn Prozent vom Amazon-Konzernumsatz in Höhe von 29 Milliarden Dollar, aber über 50 Prozent des operativen Ergebnisses in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar.

Es gibt also viel zu verdienen. AWS und Azure bieten längst komplette Entwicklerpakete an, mit denen sich schnell mobile Apps entwickeln lassen. Salesforce und Oracle haben auf ihren Hausmessen in San Francisco 2015 ausdrücklich das Jahr ausgerufen, in dem „langweilige“ und unverständliche Firmenanwendungen so einfach gestaltet werden sollen wie ein Onlinekauf bei Amazon oder ein Eintrag bei Facebook.

Nun also kommen Apple und SAP. „Diese Partnerschaft wird die Art, wie iPhones und iPads im Unternehmen eingesetzt werde, verändern, indem die Innovation und Sicherheit von iOS mit dem fundierten Wissen von SAP im Bereich Business-Software zusammengebracht werden“, zeigt sich Apple-Chef Tim Cook sicher.

„Als Marktführer für Unternehmenssoftware und der Tatsache, dass bei 76 Prozent aller geschäftlichen Transaktionen ein SAP-System involviert ist, ist SAP der ideale Partner, um uns dabei zu unterstützen, die Art, wie Firmen auf der ganzen Welt ihr Geschäft betreiben, wirklich zu verändern“, so Cook. „Wir sind stolz darauf, diese besondere Partnerschaft zwischen Apple und SAP auf eine neue bahnbrechende Ebene zu bringen“, assistierte SAP-Chef Bill McDermott.

Die Apps werden von SAP in Apples interaktiver Programmiersprache Swift geschrieben und durch „SAP Fiori for iOS“ eine den Unternehmenskunden bekannte Anwendererfahrung bieten.


Mitarbeiter sollen sich auf die Arbeit freuen

Bislang verfolgte SAP eine andere Strategie und entwickelte Apps in der Web-Sprache HTML5. Das bietet zwar universelle Einsatzmöglichkeiten, aber die Programme sind in der Regel langsamer und erlauben keinen direkten Zugriff auf Anwendungen wie etwa Apples Health Kit, einer Anwendungssammlung für medizinische Zwecke. Diesen Zugang wird SAP nun bekommen und damit stärker in den Bereich mobile Medizin vordringen. SAP-Software wird dann auch Apples App zur Reisekostenabrechnung in Unternehmen nutzen können.

Erste Anwendungen der Partnerschaft werden Ende des Jahres auch in Deutschland zur Verfügung stehen, erklärte SAP-Chef-Designer Sam Yen im Gespräch mit dem Handelsblatt. Dabei werde klar der Mitarbeiter im Vordergrund stehen.

„Früher“, so Yen, „wurde für eine Abteilung programmiert und die Software für einen Prozess optimiert.“ Wie die Mitarbeiter damit klarkamen, war deren Sache. Das erforderte oft lange Schulungen. „Jetzt wird auch darauf Wert gelegt, dass die Nutzer sich darauf freuen sollen, mit der Software zu arbeiten, weil sie ihnen auf intuitive Weise ermöglicht, ihre Aufgaben effektiver zu erledigen“, sagte Yen. Andernfalls wandern die Kunden schnell ab, zur jungen Konkurrenz in der Cloud.

Das Cloud-Computing mit Hana, das die Basis hinter den neuen Apps ist, wird für den deutschen Softwarekonzern immer bedeutender. Der Wandel lässt sich gut an der Entwicklung des klassischen Software-Lizenzgeschäfts im Vergleich zur Cloud-Software ablesen.

Klassische SAP-Software-Lizenzen machten im ersten Quartal 2016 0,61 Milliarden Euro vom Geschäft aus, was ein Minus von 13 Prozent zum Vorjahr darstellt. Das Geschäft in der Cloud zuzüglich Support-Geschäft legte dagegen um 35 Prozent auf 0,68 Milliarden Euro zu.

Es könnte gemütlich werden in der neuen Wagenburg der IT-Industrie.

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