Arbeitszeit Streit bei Telefonica Deutschland eskaliert

Am Ende ging es um 1,5 Wochenstunden mehr oder weniger: Telefonica Deutschland kündigt nach einem Streit den Tarifvertrag mit der Gewerkschaft IG BCE. Deren Mitglieder sind im Unternehmen klar in der Minderheit.

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Telefonica-Zentrale in Madrid. Quelle: Reuters

Frankfurt Telefonica Deutschland hat nach einem Streit um die Arbeitszeitregelungen mit der Gewerkschaft IG BCE die Tarifverträge für das Unternehmen gekündigt. Das bestätigten Sprecher beider Tarifparteien am Dienstag. Eigentlich sei in den jüngsten Tarifverhandlungen ein Ergebnis erzielt worden, das für die Beschäftigten des Telekom -Konkurrenten für dieses Jahr eine Gehaltssteigerung von 3,5 Prozent und für 2013 von weiteren drei Prozent vorsah, sagte Gewerkschaftsverhandlungsführer Marc Welters.

Allerdings habe das Telefonica-Management darauf bestanden, die Arbeitszeit bei 40 Stunden in der Woche zu halten - vereinbart sei aber schon seit langem eine Verringerung auf 38,5 Stunden, die ab Januar gelten sollte. „Wenn wir das unterschrieben hätten, wäre unter dem Strich für die Leute ein geringerer Stundenlohn herausgekommen“, betonte Welters.

Die Kehrtwende der Gewerkschaft in den Tarifverhandlungen sei für Telefonica nicht nachvollziehbar, teilten Personalchef Joachim Kugoth und Betriebsratsvorsitzende Imke Blumenthal in einer gemeinsamen Erklärung mit. „Betriebsrat und Unternehmen arbeiten jetzt gemeinsam an einer Lösung im Sinne der Mitarbeiter.“ Was das konkret heißt, wollte ein Telefonica-Sprecher nicht erläutern.

Die Gewerkschaft IG BCE ist im Unternehmen vertreten, da der Telefonica-Vorläufer Viag Interkom eine Tochter des Industriekonzerns Viag war. Bei Telefonica arbeiten deutschlandweit 5000 Leute, ein Zehntel von ihnen ist bei der IG BCE organisiert. Aufgrund des geringen Organisationsgrades sei es für die Gewerkschaft nun schwierig, Druck auf Telefonica auszuüben, räumte Arbeitnehmervertreter Welters ein. „Wir sind bereit zu Verhandlungen.“ Trotz des geringen Organisationsgrades galten die mit der IG BCE ausgehandelten Tarifverträge bislang für das gesamte Unternehmen.

Das Geld für die Lohnerhöhung hat Telefonica mit seinen Marken „o2“ und „Alice“ erwirtschaftet. Vergangenes Jahr machte die Tochter des gleichnamigen spanischen Telekom-Riesen bei einem Umsatzplus von vier Prozent auf fünf Milliarden Euro einen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro. Mehr als 1,3 Millionen Handykunden konnten neu gewonnen werden. Damit zählt Telefonica 18,4 Millionen Mobilfunkkunden und rangiert unter den Handy-Netzbetreibern in Deutschland auf dem vierten Platz hinter der KPN-Tochter E-Plus sowie den beiden Platzhirschen Deutsche Telekom und Vodafone.

Auch bei der Deutschen Telekom schwelt derzeit ein Tarifkonflikt. Verdi fordert von dem Bonner Konzern eine Lohnerhöhung von 6,5 Prozent. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen hat die Gewerkschaft bereits vergangene Woche einen zweistündigen Warnstreik durchgeführt und durchblicken lassen, dass noch weitere folgen könnten, falls die Telekom nicht einlenkt. Die Telekom lehnt die Forderungen als überzogen ab und hat selbst noch kein Gegenangebot vorgelegt.

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