Mainz Zum Auftakt der Versteigerung von neuen Mobilfunkfrequenzen haben sich die Telekomriesen noch nicht in die Karten schauen lassen. In der ersten Runde buhlten die Kontrahenten Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland („o2“) am Mittwoch nicht einmal um alle Frequenzblöcke. Am Ende des ersten Tages summierten sich die Gebote auf 1,57 Milliarden Euro.
Die Bundesnetzagentur rechnet in den nächsten Tagen mit deutlich höheren Offerten. „Die Auktion ist richtungsweisend für die Entwicklung des Mobilfunks in Deutschland“, sagte Jochen Homann, Chef der Bundesnetzagentur. Frequenzen seien wegen des Smartphone-Booms heiß begehrt. „Ich erwarte eine lebhafte Auktion.“ Beim letzten Bietermarathon vor fünf Jahren fiel der Hammer nach sechs Wochen bei 4,4 Milliarden Euro.
Seitdem schluckte Telefonica aber den Rivalen E-Plus, weshalb dieses Mal nur noch drei Netzbetreiber an den Start gehen. Eines ist zudem sicher: Das Ergebnis der legendären UMTS-Auktion auf dem Höhepunkt des Internet-Hypes zur Jahrtausendewende von 50 Milliarden Euro wird nicht mehr erreicht. Marktexperten rechnen nun eher mit einem Endergebnis von zwei bis 4,5 Milliarden Euro.
Auf der neuen Auktion träten Wettbewerber an, die jeweils ein Drittel des Mobilfunkmarktes beherrschten, sagte Antonios Drossos, Experte für Frequenzauktionen bei der Beratungsfirma Rewheel. Keiner werde für zusätzliches Spektrum bieten, das nachher nicht genutzt werde. „Die drei sind zufrieden mit dem Status Quo.“
Bei der Auktion, die in einem Gebäude der Netzagentur in Mainz stattfindet, geht es für die drei Netzbetreiber um alles oder nichts. Frequenzen sind ein knappes Gut und deshalb teuer. Die Verteilung liegt in der Hand des Bundes, der die Nutzungsrechte in der Regel für etwa zwei Jahrzehnte an die Meistbietenden versteigert und auch die Einnahmen einstreicht. Versteigert werden neben bislang ungenutzten 1500 Megahertz-Frequenzen vor allem die sogenannten GSM-Bänder, auf denen seit Anfang der 90er Jahre telefoniert wird. Die Lizenzen für diese 900 und 1800 Megahertz-Frequenzen laufen Ende 2016 aus.
Zahlen und Fakten zum Mobilfunk-Markt
Smartphones wurden im vergangenen Jahr weltweit verkauft. Bei den genauen Zahlen gehen die großen IT-Marktforscher etwas auseinander: IDC kam auf etwa 1,001 Milliarden Computer-Handys und Gartner auf knapp 968 Millionen. Die Differenz geht vor allem auf unterschiedliche Schätzungen zum Absatz von Geräten mit dem Google-Betriebssystem Android zurück.
beträgt der Anteil der Smartphones in Deutschland, schätzt der Branchenverband Bitkom. Am Umsatz mit Handy-Verkäufen dürften die Smartphones in Deutschland sogar 97 Prozent ausmachen.
betrug der laut Marktforschern der Anteil der Software Android weltweit. Damit ist die Google-Software ist mit Abstand das meistverkaufte Smartphone-System.
Smartphones hat Samsung laut Gartner im vergangenen Jahr verkauft. Damit setzt der südkoreanische Konzern weltweit die meisten Computer-Handys ab. Samsung hält einen Marktanteil von 31 Prozent.
Smartphones verkaufte hingegen Apple, die Nummer zwei im Geschäft. Damit kommt der kalifornische Konzern auf einen Marktanteil von gut 15 Prozent. Da die iPhones aber deutlich teurer sind als die durchschnittlichen Telefone der Konkurrenz, bringen sie höhere Gewinne. Experten schätzen, dass ein Löwenanteil der Hersteller-Profite bei Apple landet.
Marktanteil hält Microsofts Windows Phone neben der Dominanz von Android und Apples iOS. Smartphone-Pionier Blackberry rutschte auf nur noch 0,6 Prozent ab, wie IDC ermittelte.
Interessant ist für die Bieter vor allem das Spektrum bei 700 Megahertz, da sich der Bereich besonders dafür eignet, um abgelegene Landstriche mit schnellem Internet zu versorgen. Diese Frequenzen werden noch für Fernsehübertragungen per Antenne genutzt, sollen in den nächsten Jahren aber geräumt werden.
Eines der großen Ziele der Auktion ist es, Internet per Funk auch in abgelegene Winkel der Republik zu bringen. „Wir wollen damit die digitale Kluft zwischen Stadt und Land überwinden“, sagte Behördenchef Homann. Die erfolgreichen Bieter müssen die neuen Frequenzen dafür nutzen, um bis Ende des Jahrzehnts nahezu ganz Deutschland mit schnellem mobilem Internet zu versorgen. Gleichzeitig wandert ein Teil der Auktionserlöse nach dem Willen des Bundes in den Internetausbau.