Bitcoin Es ist egal, wer Satoshi Nakamoto ist

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Kein finaler Beweis

Doch binnen Stunden nach der Veröffentlichung zerrissen die Kryptografie-Experten der Bitcoin-Community seinen Beweis. Wright hatte ihrer Meinung nach keinen soliden Beweis geliefert. Auch Reporter des Economist schrieben, es blieben Fragen offen. Einzig die Äußerungen von Gavin Andresen, Chefentwickler der Bitcoin Foundation, die sich um den Erhalt des Netzwerks kümmert, verwirrte: Er hatte Wright in London getroffen, bevor der an die Presse ging, und sich zeigen lassen, dass er Nakamoto sei. Und Andresen war überzeugt.

Da ihm niemand nach seiner Demonstration glaubte, kündigte Wright an, in dieser Woche nun unwiederbringlich Beweise dafür zu liefern, dass er Nakamoto ist. Endlich.

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Daten: Coinmap.org; Satoshilabs // Stand: Januar 2015



Wright konnte den finalen Beweis nicht erbringen. Vielleicht ist er Nakamoto, wer weiß. Aber wahrscheinlicher: Er ist es nicht. Was lernen wir daraus? Seit Jahren versucht alle Welt zu enthüllen, wer hinter Satoshi Nakamoto steckt. Bislang jedes Mal vergeblich.

Zu Recht. Denn: Der ganze Charme hinter dem Bitcoin ist sein demokratischer Ansatz. Keine Zentralbank steuert die Geldmenge – sondern der Bitcoin-Code. Nur die Gemeinschaft könnte diesen Code und somit Geldmenge und das Konzept des Bitcoins verändern. Kein übermächtiger Notenbankchef à la Mario Draghi hat in der Blockchain Einfluss auf die Entwicklung der Digitalwährung.

Jeder Teilnehmer stellt Rechenleistung zum Netzwerk zur Verfügung. Alle haben gleichen Einfluss. Theoretisch. Natürlich ist auch aus dem Bitcoin mittlerweile ein Geschäft geworden, in großen Rechenzentren schürfen Unternehmen die Coins, keine Privatperson kann mehr – wie in den Anfangstagen – lukrativ eigene Bitcoins erzeugen. Auch müssen technische Probleme dringend gelöst werden, das Netzwerk hält der Datenmenge nicht mehr stand.

Und dennoch: Ein unbekannter Satoshi Nakamoto tut dem Bitcoin gut. Er verkörpert die Idee der Kryptowährung. Keine einzelne Person sollte dieser Idee vorstehen. Das würde dem Bitcoin nur schaden. So sank der Kurs nach der ersten Veröffentlichung Wrights auch gleich um drei Prozent. Die Community glaubte ihm nicht. Sie wird niemandem glauben. Zu hoch ranken sich die Mythen um Nakamoto. Keine Person wird ihnen genügen können. Es werden immer Zweifel an der Identität bestehen, zu kompliziert sind die technischen Hintergründe.

Zu viel ließe sich beim Beweis manipulieren. Der private Zugang von Nakamoto könnte gestohlen worden sein. Jetzt, nachdem Wright gescheitert ist mit seiner Enthüllung, hat der Wert des Bitcoin sich erholt und liegt auf dem Ausgangsniveau vor dem Medienspektakel. Satoshi Nakamoto hat etwas Geniales geschaffen. Vielleicht wird sein Bitcoin nicht mehr viele Jahre existieren. Aber die Grundlage für stabilere und noch weiter verbreitete Kryptowährungen hat er geschaffen. Wer auch immer er ist. Lasst ihn in Frieden ruhen.

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