Breitband in Deutschland Wie beim Surf-Tempo geschummelt wird

Quelle: dpa

Bei den Kunden ist das Internet oft nicht so schnell, wie die Telekommunikationsanbieter es ihnen versprochen haben. Die Unternehmen betonen, dass sich viel verbessert habe – doch Verbraucherschützer sind skeptisch.

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Fast ein Drittel aller Kunden, die sich über das Festnetz ins Internet einwählen, können nicht einmal mit der Hälfte der von den Anbietern versprochenen Geschwindigkeit surfen. Im Mobilfunk ist das Ergebnis noch deutlicher: Dort erhalten sogar mehr als zwei Drittel der Kunden weniger als die Hälfte der vertraglich vereinbarten Datenübertragungsrate.

Das zeigt eine Studie der Bundesnetzagentur, die bereits Anfang des Jahres für Furore sorgte: Voraussichtlich im Januar wird die Netzagentur die Studie aktualisieren. Doch während die Unternehmen betonen, wie viel besser ihr Service seither geworden sei, sind Verbraucherschützer weiterhin überzeugt: Es hat sich wenig getan – die Nutzer bekommen weiterhin nicht das, was sie bei den Anbietern bestellt haben.

Ein Jahr lang hatte die Bundesnetzagentur mit Hilfe der Kunden gemessen, ob die Telekommunikationsanbieter liefern, was sie versprochen haben. Rund 106.000 Festnetz-Internet-und mehr als 53.000 Mobilfunkanschlüsse wurden überprüft. Weil die Auswahl der Kunden nicht zufällig war, können die Ergebnisse zwar nicht verallgemeinert werden. Doch die Studienautoren gehen davon aus, dass die festgestellten Probleme alle Anbieter, Produkte und Regionen gleichermaßen betreffen. Im Kern bedeutet das: Nur vier Prozent der DSL-Kunden, die für eine Bandbreite zwischen acht und 18 Mbit/s zahlen, bekommen diese Geschwindigkeiten auch tatsächlich.

Für die Unternehmen ist das ein unangenehmes Thema. Sie betonen lieber, dass doch schon alles besser geworden sei. So erklärt ein Sprecher der Deutschen Telekom auf Anfrage: „Der Bericht, auf den Sie verweisen, ist veraltet. Seitdem haben wir mehr als vier Millionen Anschlüsse deutlich schneller gemacht. Jetzt noch einmal auf die alten Zahlen zu referenzieren, wird der Sache nicht gerecht.“

Der Konzern teile den Kunden zudem bei der Buchung eines Anschlusses mit, welche Geschwindigkeit er konkret erreichen könne. Weil die Telekom jedoch nicht für jede individuelle Geschwindigkeit einen eigenen Tarif bereitstellen könne, müsste sie mit der Formulierung „bis zu“ Bandbreiten bündeln. Es gebe Kunden, die das verärgert, erklärt er weiter. Aber der Konzern gewährleiste Transparenz über die Leistung, die sie bekommen können. Die Beschwerdezahlen würden sich sehr in Grenzen halten.



1&1 betont, jeder Kunde habe grundsätzlich die Möglichkeit, seinen Internetanschluss einen Monat lang zu testen. Wenn das Unternehmen feststellt, dass die gewünschte Geschwindigkeit nicht erreicht werden kann, würden die Kunden angerufen, und es werde eine Alternative vorgeschlagen, erklärte das Unternehmen. „Wir unterstützen ausdrücklich die gemeinsamen Bestrebungen der Branchenteilnehmer und der Bundesnetzagentur für Verbraucherschutz und Produkttransparenz“, sagt ein Sprecher. 1&1 habe als erstes Unternehmen die automatisierte Produktübertragung an das Mess-Tool der Bundesnetzagentur (www.breitbandmessung.de) umgesetzt und werde dieses auch den Kunden empfehlen.

Der hauptsächlich in Norddeutschland aktive Anbieter EWE erklärt, er gehe mit der verfügbaren Bandbreite sehr transparent um. Alle Kunden, die einen Vertrag für einen Internetanschluss abschließen wollten, erhielten zunächst eine erste technische Einschätzung über die bei ihnen verfügbare Bandbreite, so das Unternehmen. Daher lägen ihnen auch nur wenige Kundenbeschwerden über die verfügbare Bandbreite vor.

Der süddeutsche Anbieter M-Net betonte, er könne seit der Einführung der Breitbandmessung durch die Bundesnetzagentur keinerlei Effekt im Hinblick auf Kundenbeschwerden feststellen. Es habe bei M-Net auch kein einziges Verfahren oder offizielle Maßnahmen gegeben, die aufgrund von Kundenbeschwerden durch die Bundesnetzagentur oder Verbraucherschutzorganisationen eingeleitet worden seien.

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