Broadcom will Qualcomm 130-Milliarden-Dollar-Fusion bahnt sich an

Es wäre der größte Deal in der Geschichte der Chip-Industrie: Broadcom will den Konkurrenten Qualcomm schlucken – und bietet 130 Milliarden Dollar. So will der Chiphersteller zu Intel und Samsung aufschließen.

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Der Chiphersteller aus Kalifornien will den Konkurrenten Qualcomm übernehmen – für 130 Milliarden Dollar. Quelle: Reuters

Düsseldorf Im Chipgeschäft bahnt sich die bisher größte Übernahme an: Broadcom will für 130 Milliarden Dollar den Konkurrenten Qualcomm kaufen. Es ist der Versuch einer feindlichen Übernahme gegen den Willen von Qualcomm. In dem Gesamtpreis sind auch Schulden von 25 Milliarden Dollar enthalten, wie Broadcom am Montag mitteilte. 

Das Angebot liegt bei 70 Dollar pro Qualcomm-Aktie. Das Papier war am Freitag bei 61,81 Dollar aus dem Handel gegangen. Dagegen wirkt die bisher größte Übernahme im Technologiesektor geradezu gering: 2015 kaufte Dell den Konkurrenten EMC in einer 67 Milliarden Dollar schweren Transaktion.

Durch die Übernahme würde Broadcom zum drittgrößten Chiphersteller der Welt aufsteigen – hinter Intel und Samsung. Der fusionierte Konzern wäre damit einziger Lieferant für wichtige Bauteile in mehr als einer Milliarde verkaufter Smartphones pro Jahr. Da sich das Geschäft von an vielen Stellen überschneidet, gehen Experten davon aus, dass die Regulierungsbehörden den Mega-Deal scharf prüfen werden.

Qualcomm versorgt Smartphone-Hersteller wie Apple, Samsung und LG mit sogenannten Modem-Chips, die Telefone mit drahtlosen Daten-Netzwerken verbinden. Broadcom ist ebenfalls ein wichtiger Lieferant an dieselben Abnehmer von WiFi-Chips.

„Diese komplementäre Transaktion wird das fusionierte Unternehmen als globalen Kommunikationsführer mit einem beeindruckenden Portfolio an Technologien und Produkten positionieren“, sagte Broadcom-Chef Hock Tan am Montag. „Wir würden dieses Angebot nicht unterbreiten, wenn wir nicht zuversichtlich wären, dass unsere gemeinsamen Kunden weltweit die Fusion annehmen würden.“

Das Angebot wurde auch möglich, weil Qualcomm seit Monaten in einem eskalierenden Streit mit Apple steckt, der die Geschäftszahlen der Chipfirma schmälerte und den Aktienpreis nach unten trieb. Der iPhone-Konzern weigert sich, an Qualcomm einen Prozentsatz vom kompletten Gerätepreis abzuführen. Apple argumentiert, damit wolle Qualcomm an Technologien verdienen, die bei Apple selbst erfunden worden seien.

Der Halbleiter-Konzern kontert, in den Apple-Geräten steckten Qualcomm-Technologien nicht nur in den Chips. Die Unternehmen verklagten sich gegenseitig in mehreren Ländern.

Vergangene Woche nun ließ ein Medienbericht, wonach Apple in kommenden Generationen seiner Geräte ganz ohne Qualcomm-Chips auskommen wolle, die Aktie der Chipfirma an einem Tag um sieben Prozent absacken. Branchenbeobachter schließen nicht aus, dass Broadcom nach einer Übernahme von Qualcomm den Streit beilegen könnte.

„Der Deal macht Sinn“, sagt Romit Shah, Analyst bei Instinet. „Broadcom würde 30 Milliarden Umsatz und einen strategischen Vorteil dazugewinnen. Beide Unternehmen sind stark bei Smartphones vertreten.“

Broadcom-Chef Tan hat persönlich die Konsolidierung der Halbleiterindustrie in den vergangenen drei Jahren vorangetrieben. Durch eine Reihe von Zukäufen hat er eine frühere Sparte von Hewlett-Packard zu einem der größten Chiphersteller gemacht. Mit seiner Firma Avago Technologies aus Singapur übernahm er dann 2016 den US-Konzern Broadcom. Erst in der vergangenen Woche hatte er bei einem Besuch bei Donald Trump im Weißen Haus verkündet, dass er die Konzernzentrale zurück in die USA verlegen will.

Die von Qualcomm angestrebte Übernahme des Chipspezialisten NXP für 39 Milliarden Dollar will Broadcom fortführen. Für sie gibt es bisher keine Zustimmung der Regulierer – und zudem wollen einige NXP-Aktionäre mehr Geld.

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