Call-by-Call Der Sparvorwahl droht das Aus

Es wäre das Ende einer Ära: Die Monopolkommission will die Sparvorwahlen abschaffen. Dabei erfüllen die Billiganbieter eine wichtige Funktion: Wer Freunde und Familie im Ausland anrufen will, kann viel Geld sparen.

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Telefonhörer Quelle: dpa

Auf den ersten Blick scheint es, als hätten Deutschlands Tageszeitungen die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Seit Jahren halten die Regionalzeitungen an einem Leserservice fest, der ein Relikt aus den Anfangsjahren des Wettbewerbs auf dem deutschen Telekommunikationsmarkt ist. Allwöchentlich veröffentlichen sie die Tabellen mit den günstigsten Telefonanbietern für Orts- und Ferngespräche und Anrufen in die deutschen Mobilfunknetze, die sogenannten Call-by-Call-Anbieter.

Angesichts der weit verbreiteten Flatrates, die für einen festen Betrag unbegrenztes Telefonieren versprechen, erscheint das fast schon anachronistisch.

Einmal im Jahr sind diese Tariftabellen allerdings tatsächlich eine wertvolle Hilfe: Denn zwischen Weihnachten und Neujahr greifen die Deutschen nach wie vor gerne zum Telefonhörer. Auf die längeren Gespräche mit weit entfernt lebenden Verwandten und Bekannten will kaum jemand verzichten. 82 Prozent der Deutschen, ermittelte jetzt der IT-Dachverband Bitkom, halten an dieser Tradition fest. Durch die mitunter sensationell günstigen Sparvorwahlen lässt sich dabei richtig viel Geld sparen.

Wie viele Festnetzanschlüsse es noch gibt

Wer Call-by-Call auch in den nächsten Jahren nicht missen möchte, sollte die Sparvorwahlen in den nächsten Tagen besonders oft eingeben. In der Bundesnetzagentur, der für alle Regulierungsvorgaben zuständigen Bonner Bundesbehörde, mehren sich die Stimmen, die wenig Nutzen in dem Service erkennen können.

Ein wichtiges Argument: Die stark rückläufige Nachfrage. Im Jahr 2010 gingen noch 15 Milliarden Gesprächsminuten auf das Konto von Call-by-Call- und Preselection-Anbietern. In diesem Jahr, so die ersten Hochrechnungen der Bundesnetzagentur, werden es nur noch vier Milliarden Gesprächsminuten sein. Das sind im Durchschnitt nur noch 100 Gesprächsminuten im Jahr pro Haushalt. Der Anteil am gesamten Telefonverkehr sinkt damit auf weniger als drei Prozent.

Die Monopolkommission empfiehlt bereits, das Call-by-Call-Verfahren mit einer Übergangsfrist auslaufen zu lassen. „In jedem Jahr werden etwa zwei Milliarden Minuten weniger mittels der Betreibervorauswahl telefoniert“, heißt in dem kürzlich veröffentlichten Gutachten zum Telekommunikationsmarkt. „Es ist nicht ersichtlich, dass sich der Trend einer eher abnehmenden Marktbedeutung kurzfristig ändern könnte.“ Zu den Stammkunden von Call-by-Call zählen vorwiegend ältere Menschen ab 65 Jahren, die wenig Erfahrung mit der Nutzung des Internets haben. Für sie ist das bei Jugendlichen so populäre Telefonieren über Skype deshalb keine Alternative.

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