Cebit 2014 Wie die IT-Branche um Vertrauen buhlt

Der NSA-Skandal hat Spuren hinterlassen: Das Vertrauen in die Technologie hat tiefe Kratzer bekommen. Auf der Cebit muss die IT-Branche die Vertrauensfrage beantworten. Ein Anbieter nimmt dabei die Kanzlerin zur Hilfe.

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Wie können Unternehmen und Privatleute vertraulich kommunizieren, ohne dass die Geheimdienste sie überwachen? Quelle: Handelsblatt Online

Das Handy von Angela Merkel hat einige Berühmtheit erlangt. Die Kanzlerin ist dafür bekannt, die Regierungsgeschäfte mit SMS zu lenken. Um so größer die Aufregung, als bekannt wurde, dass der US-Geheimdienst NSA einige Zeit diese Nachrichten mitgelesen hat. Ein abhörsichere Gerät soll die Regierungschefin schützen – und künftig auch der deutschen Unternehmen: Der Anbieter Secusmart bietet künftig gemeinsam mit dem Telekom-Riesen Vodafone eine App an, die Gespräche gegen einen monatlichen Aufpreis durchgehend verschlüsselt.

Im Jahr 1 nach den Snowden-Enthüllungen ist es eine der großen Fragen auf der Cebit: Wie können Unternehmen und Privatleute vertraulich kommunizieren, ohne dass die Geheimdienste sie überwachen, wie ihre Daten schützen? Ausgerechnet jetzt, da Technologie die Welt bald bis in den letzten Winkel durchdringt, misstrauen ihr die Menschen zunehmend. „Wir hören von Kunden, dass die Enthüllungen über die Spionageprogramme das Vertrauen in die Sicherheit von IT erschüttert hat“, sagt Marianne Janik, Vorstandsmitglied von Microsoft Deutschland. Das gelte für Verbraucher wie für Unternehmen.

Für Microsoft, Salesforce und Cisco, Telekom, Software AG und SAP ist diese Entwicklung Gefahr und Chance zugleich: Sie stellt ihre Geschäftsmodelle in Frage – eröffnet aber auch Möglichkeiten, sich von der Konkurrenz abzuheben. Darum wird auf der Cebit, die sich dieses Jahr allein an Geschäftskunden richtet, so viel wie noch nie über Sicherheit und Vertrauen redet.

Die Verschlüsselung digitaler Kommunikation ist so eine Chance. Vodafone stelle steigendes Interesse an sicherer Telefonie im Geschäftskunden-Umfeld fest, sagte Deutschland-Chef Jens Schulte-Bockum. „Das ist im vergangenen Jahr durch die NSA-Debatte und das Problem der Wirtschaftsspionage noch verstärkt worden.“ Auch Konkurrent Deutsche Telekom will mehr Vertraulichkeit ermöglichen – mit Angeboten von einer Krypto-App bis zu einem gehärteten Smartphone, das Angriffen aller Art widerstehen können soll.

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500 Aussteller widmen sich in diesem Jahr der IT-Sicherheit, nicht wenige wollen die Datenwolke sicher machen. Denn auch das Cloud Computing, also die Nutzung von Rechenleistung, Software und Speicher im Internet, steht seit der NSA-Affäre unter Generalverdacht, schnüffelte der US-Geheimdienst doch auch in den Daten der großen IT-Konzerne. Das Interesse der deutschen Unternehmen an Cloud-Diensten hat im Zuge der Affäre einen Dämpfer erhalten.

Die Deutsche Telekom vermarktet nun ihren Standort: Die „strengen deutschen Datenschutzrichtlinien“ sei inzwischen ein Wettbewerbsvorteil, sagte Reinhard Clemens, Chef der Geschäftskundensparte T-Systems. „Selbst amerikanische Cloud-Anbieter wollen in unsere Rechenzentren, weil es ein strategischer Vorteil ist.“ Der Bonner Konzern will den Umsatz mit Kunden aus dem Mittelstand bis 2018 um 600 Millionen Euro steigern, Sicherheit ist ein gewichtiges Argument.

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