CeBIT 2017 Microsoft verzichtet auf eigenen Messestand

Herber Rückschlag für die weltgrößte IT-Messe: Der amerikanische Software-Gigant Microsoft streicht seinen eigenen Auftritt auf der kommenden Cebit im März 2017 und will nur noch auf Partner-Ständen vertreten sein.

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Microsoft-Messestand auf der diesjährigen CeBIT im März in Hannover Quelle: dpa

Erst am Dienstag noch hat die weltgrößte IT-Messe Cebit mit einer Positivmeldung für Schlagzeilen gesorgt: Wie die WirtschaftsWoche exklusiv berichtete, hat der Veranstalter Deutsche Messe AG aus Hannover für die Cebit 2017 Japan als Partnerland gewinnen können – ein prominenter und PR-trächtiger Schachzug.

Parallel dazu muss die Deutsche Messe einen herben Rückschlag verkraften: Nach Informationen der WirtschaftsWoche wird der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft im kommenden Jahr erstmals nicht mit einem eigenen Stand auf der Messe vertreten sein.

„Für die Cebit 2017 haben wir entschieden, unsere Beteiligung neu aufzusetzen“, schreibt Klaus von Rottkay, der in der Microsoft-Geschäftsführung die Bereiche Marketing & Operations leitet, in einem Intranet-Beitrag an die Beschäftigten in Deutschland, welcher der WirtschaftsWoche vorliegt. „Einen Stand in der Halle 4 wird es 2017 nicht mehr geben.“

Stattdessen wolle Microsoft über Partnerunternehmen in verschiedenen Hallen und Themenbereichen vertreten sein. Der teilweise Abschied von der Cebit kommt für Marktbeobachter nicht überraschend: „Microsoft wollte den Schritt schon 2016 vollziehen, hat sich dann aber Ende Oktober 2015 in allerletzter Sekunde doch noch für eine Teilnahme entschieden“, sagt ein Kenner des Unternehmens, der ungenannt bleiben will.

Einer der Hintergründe: Zwar ist die Cebit weiterhin die weltgrößte IT-Messe der Welt und konnte die Besucherzahlen auf zuletzt um die 200.000 Menschen stabilisieren. Durch Trendthemen wie die digitale Transformation und dem Internet der Dinge verliert die Messe aber als reine Ausstellerschau an Bedeutung. Denn die Digitalisierung zieht sich mittlerweile quer durch alle Branchen – und ist daher auch ein Megathema auf der kurz nach der Cebit stattfindenden Hannover Messe als führender Leitmesse für die Industrie.

Damit hat Microsoft 2015 am meisten umgesetzt

Genau dem will nun auch Microsoft Rechnung tragen: „Mit der Corporation haben wir verabredet, unsere Präsenz auf der Hannover Messe deutlich auszuweiten und über mehrere Jahre abzusichern“, schreibt der deutsche Marketing-Chef von Rottkay.

Ein Indiz für die gestiegene Bedeutung der Industriemesse hat Microsoft bereits im Frühjahr geliefert: Als Vertreter des Hannover-Messe-Partnerlandes USA hielt Microsoft-CEO Satya Nadella eine Keynote – und hat der „WirtschaftsWoche“ sein erstes Interview mit einem europäischem Medium überhaupt gegeben.

Hassobjekt, Marktbeherrscher, Nachahmer
Die Belegschaft von Microsoft im Jahr 1978 Quelle: AP
Im Jahr 1981 posieren Bill Gates (rechts) und Paul Allen. Bill Gates hat sich mittlerweile auf eine Beraterrolle im Unternehmen zurückgezogen und ist als Philanthrop tätig. Paul Allen hat ebenfalls Milliarden mit Microsoft gemacht, spendet einen Teil seines Vermögens. Er investiert aber auch etwa in Sport-Mannschaften. Ihm gehören die Seattle Seahawks (American Football) und die Portland Trail Blazers (Basketball). Quelle: dpa/picture-alliance
Bill Gates stellt Microsoft XP vor Quelle: AP
Die Packung der ersten Version des Betriebssystems Microsoft Windows. Das damals als Erweiterung zu MS-DOS veröffentlichte Programm kam erstmals 1985 auf den Markt. In den Folgejahren sollte Windows das Fundament für ein Milliardenimperium werden. Es war allerdings nicht das erste Betriebssystem mit grafischer Benutzeroberfläche – IBM und Apple hatten bereits vorher die Idee umgesetzt. (Foto: Szilveszter Farkas) Quelle: Creative Commons
Ein undatiertes Foto zeigt den jungen Bill Gates in seinem Arbeitszimmer. Zum Start von Windows 1.0 gab es weltweit lediglich sechs Millionen Personal Computer. Erst rund fünf Jahre später, im Jahr 1990, gelang dem Software-Entwickler aus Redmond ein durchschlagender Erfolg mit Windows 3.0. Quelle: picture-Alliance/dpa
Bill Gates stellt die Version 95 des Betriebssystems vor. Quelle: dpa
 Ein Finger zeigt auf die Office Apps von Microsoft: Exel (l-r), Powerpoint und Word, die auf einem iPad Air zu sehen sind. Quelle: dpa

Bei der Deutschen Messe will man von dem Verlust eines derart renommierten Unternehmens wie Microsoft nichts wissen: „Wir können bestätigen, dass Microsoft die Beteiligung an der Cebit ändern wird“, heißt es in Hannover auf Anfrage. „Durch die geplante Präsenz in mehreren Themenfeldern wird die Marke Microsoft an vielen Stellen der CeBIT visibel sein, sich quasi wie ein Netz über die CeBIT legen und somit noch sichtbarer werden als bislang.“

Was ein bisserl wie das Pfeifen im Walde klingt. Kritische Stimmen über die Zukunft der Cebit als eigenständige Messe werden in Zukunft vermutlich eher noch lauter werden als verstummen – bis hin zur Forderung, man möge die IT-Schau doch gleich wieder da integrieren, wo sie anno 1986 mal herausgelöst wurde: Zurück in die Hannover Messe nämlich.

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