Chipbranche Qualcomm weist Broadcoms Offerte zurück

Der Chipkonzern Qualcomm hat das 130 Milliarden Dollar schwere Übernahmeangebot des Konkurrenten Broadcom zurückgewiesen. Der Preis sei zu niedrig angesichts der Wachstumsaussichten der Firma.

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Qualcomm weist Broadcoms Übernahmeangebot zurück Quelle: REUTERS

Der US-Chipkonzern Qualcomm zeigt dem 103 Milliarden Dollar schweren Übernahmeangebot des Rivalen Broadcom die kalte Schulter. Das Unternehmen werde in der Offerte "dramatisch unterbewertet", teilte Qualcomm am Montag mit. Das Führungsgremium habe sich einstimmig gegen das Übernahmeangebot ausgesprochen. Zudem bestehe eine signifikante Unsicherheit, ob die Aufsichtsbehörden einem Zusammenschluss zustimmen würden, sagte Qualcomm-Direktor Tom Horton. Broadcom hält trotz der Absage an seinem Fusions-Vorstoß fest. "Wir glauben weiterhin, dass unser Vorschlag für die Qualcomm-Aktionäre die attraktivste Alternative ist und fühlen uns durch ihre Reaktion ermutigt." An der Börse kam die Absage von Qualcomm gut an: Die Aktien legten bis zu 2,5 Prozent zu, während die Broadcom-Papiere 1,3 Prozent verloren.

Beide Firmen beliefern vor allem Mobiltelefon-Hersteller und zählen Apple zu ihren wichtigsten Kunden. Analysten zufolge könnte Qualcomm bei einem Zusammenschluss den seit Jahren währenden Patentstreit mit dem Smartphone-Pionier beilegen: Broadcom verfüge über die besseren Kontakte. Kartellrechtsexperten zufolge dürfte eine Fusion der beiden Unternehmen insbesondere in China auf Hürden stoßen. Die Branche gilt in der Volksrepublik als Schlüsselindustrie, die Behörden könnten eine langwierige Prüfung vornehmen und Auflagen erlassen.

Broadcom hatte Anfang vergangener Woche erklärt, Qualcomm übernehmen zu wollen. Einschließlich Schulden liegt das Angebot bei 130 Milliarden Dollar. Es wäre in der Branche die teuerste Übernahme aller Zeiten. Fachleute gehen davon aus, dass Broadcom nun sein Angebot aufbessern, bei den Aktionären direkt um ihre Stimmen werben oder eine feindliche Übernahme auf den Weg bringen kann. Broadcom-Chef Hock Tan hatte vergangene Woche erklärt, er wisse um die Alternativen und schließe keine der Optionen aus. Christoph Rolland vom Handelshaus Susquehanna hält einen Preis zwischen 80 und 85 Dollar je Qualcomm-Aktie für angemessen, auch mehr sei nicht ausgeschlossen. Broadcom bietet je Anteilsschein insgesamt 70 Dollar in bar und Aktien. Derzeit notieren die Papiere bei gut 65 Dollar.

In der Chipbranche, in der die einzelnen Hersteller hohe Entwicklungskosten tragen, grassiert seit einiger Zeit das Fusionsfieber. So hat Broadcom auch noch nicht den 5,5 Milliarden Dollar schweren Kauf von Brocade Communications abgeschlossen. Qualcomm selbst befindet sich derzeit mitten in der 38 Milliarden Dollar schweren Übernahme des niederländischen Chipanbieters NXP, der einst zu Philips gehörte.

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