Chipriese Intel schrumpft Die Krise auf dem PC-Markt

Der weltgrößte Halbleiterhersteller hat vergangenes Jahr Umsatz und Gewinn eingebüßt. Das schwache PC-Geschäft macht den Amerikanern schwer zu schaffen. Doch Intel ist nicht der einzige Chipproduzent, der zu kämpfen hat.

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Das Logo von Intel vor dem Hauptquartier. Quelle: dpa

Intel zieht eine durchwachsene Bilanz des Jahres 2015: Die Einnahmen des weltgrößten Halbleiterherstellers sanken um ein Prozent auf 55,4 Milliarden Dollar. Der Gewinn ging sogar um zwei Prozent auf 11,4 Milliarden zurück. Das teilte Intel-Chef Biran Krzanich am späten Donnerstagabend mit.

Intel leidet vor allem darunter, dass weltweit immer weniger PCs und Notebooks über die Ladentheken gehen. Mit Prozessoren für diese Rechner verdienen die Kalifornier das meiste Geld, doch das Geschäft ist vergangenes Jahr um acht Prozent eingebrochen. Ein kräftiges Plus von elf Prozent in der Server-Sparte konnte das nicht ausgleichen.

So können Sie Ihre Daten online abspeichern
DropboxEiner der bekanntesten Cloud-Speicher-Dienste ist Dropbox. Der US-Anbieter gewährt Nutzern vergleichsweise geringe zwei Gigabyte Gratisspeicher – wer die Dropbox anderen empfiehlt kann den Speicher auf bis zu 16 GB erweitern. Entweder über einen Browser oder über die Applikationen von Dropbox lassen sich Daten hoch- und herunterladen. Installiert man die Software, erscheint sowohl beim Windows- als auch beim Apple-Betriebssystem ein Ordner im Explorer, in dem einfach per kopieren und einfügen Daten in die Cloud und aus ihr herausgeholt werden können. Wer mehr Speicher benötigt, kann bis zu einen Terabyte für 9,99 Euro pro Monat erwerben oder für 99 Euro pro Jahr. Quelle: dpa
Microsoft OneDriveMit einem großen Gratisspeicher lockt Microsoft, das 2015 mit OneDrive den Nachfolger seines Cloud-Speichers SkyDrive präsentierte. 15 Gigabyte winken hier, die auf bis zu 20 Gigabyte erweiterbar sind, indem man etwa neue Kunden wirbt und die automatische Sicherung von Bildern aktiviert. Auch hier können Nutzer entweder über den Browser oder über eine Anwendung auf die Cloud zugreifen. Für 100 GB verlangt Microsoft 70 Cent pro Monat, ein Terabyte ist für günstige sieben Euro monatlich zu haben – inklusive dem Microsoft 365 Office-Paket. Nur die Anbieter Spideroak und Livedrive sind noch günstiger. Quelle: dpa
Spideroak Quelle: Screenshot
Google DriveWie auch Microsoft wartet Google Drive mit 15 Gigabyte Gratisspeicher auf. Neben dem Speicher bietet Google einige zusätzliche Cloud-Dienste wie ein Office-Programm, das mehrere Anwender gemeinsam und parallel bearbeiten können; die Versionskontrolle wird über die Cloud-Software synchronisiert. Wer mehr als die 15 Gigabyte Speicher benötigt, kann für 1,99 Dollar pro Monat 100 GB erwerben, ein Terabyte kostet 9,99 Dollar. Der Speicher ist auf bis zu 30 Terabyte erweiterbar – Kostenpunkt: 299,99 Dollar. Quelle: dpa
Amazon Cloud DriveDas Online-Kaufhaus Amazon bietet mit seinem Dienst „Cloud Drive“ fünf Gigabyte freien Speicherplatz für die ersten zwölf Monate. Bei Amazon erworbene MP3-Dateien werden direkt auf der Online-Festplatte abgelegt. 50 Gigabyte sind ab 20 Euro pro Jahr zu haben, ein Terabyte ab 400 Euro. Quelle: dpa
Apples iCloudApple-Nutzer erhalten fünf Gigabyte Cloud-Speicher gratis. Sofern ein iPhone-Nutzer keine anderen Einstellungen vornimmt, landen sämtliche Fotos, die er mit seinem Smartphone schießt, in der Cloud. Auch auf Kontakt-Daten, Termine und andere Anwendungen greift die Cloud zu. Solange man ausschließlich Apple-Geräte nutzt, ist die Synchronisation einer der Aspekte, mit denen Apple besonders punktet. Speichererweiterungen sind problemlos möglich: 50 Gigabyte sind für 99 Cent pro Monat erhältlich, ein Terabyte kostet 9,99 Euro – und damit das Doppelte des Dropbox-Preises. Quelle: dpa
ADrive Quelle: Screenshot

„Das Ergebnis 2015 zeigt, dass sich Intel weiter entwickelt und unsere Strategie aufgeht“, betonte Krzanich. So seien die Erlöse im vierten Quartal bereits wieder um ein Prozent geklettert. Die Investoren freilich sehen das nicht so positiv: Im nachbörslichen Handel in New York verloren die Papiere gut drei Prozent. Bereits vergangenes Jahr hatten die Aktien rund zehn Prozent an Wert verloren.

Brian Krzanich, seit 2013 an der Konzernspitze, verfolgt ein Ziel, das schon seine Vorgänger weitgehend erfolglos angepeilt haben: Er will weniger abhängig vom schrumpfenden PC-Geschäft werden. Das ist dringend nötig. Seit 2011 geht der Markt Jahr für Jahr zurück. Vergangenes Jahr haben die Hersteller acht Prozent weniger Geräte ausgeliefert, das entspricht rund 15 Millionen Stück.

Doch nach wie vor verdient Intel das meiste Geld mit Prozessoren für Desktops und Notebooks. Die Division steht für 60 Prozent vom Umsatz. Auf dem Server-Markt sieht es zwar wesentlich besser aus. Doch die florierende Sparte mit Halbleitern für Netzwerkrechner steht für lediglich gut ein Drittel der Erlöse.

Alle anderen Bereiche sind demgegenüber zu vernachlässigen. Im riesigen Smartphone-Markt etwa konnte Intel bis heute nie richtig Fuß fassen. Und das trotz des mehr als eine Milliarde Euro schweren Kaufs der Mobilfunksparte von Infineon vor mittlerweile sechs Jahren.

Andererseits: Intel ist nicht der einzige Chiphersteller, der in Schwierigkeiten steckt und daher vergangenes Jahr geschrumpft ist. Die Marktforscher von Gartner schätzen, dass sechs der zehn führenden Anbieter weniger Umsatz eingefahren haben. Die meisten Firmen veröffentlichen ihre Ergebnisse aber erst in den kommenden Wochen.

Gartner wagt sich trotzdem mit konkreten Zahlen an die Öffentlichkeit. Demnach ist der weltweite Halbleiterumsatz 2015 im Vergleich zum Vorjahr um knapp zwei Prozent auf rund 334 Milliarden Dollar gesunken. Der Rückgang fiel deutlicher aus, als die Experten im Jahresverlauf vorhergesagt hatten. „Die schwache Nachfrage nach wichtigen Elektronikprodukten, der starke Dollar und volle Lager sind an dem Schwund schuld“, erklärt Gartner-Analyst Sergis Mushell.

Die größten Computerhersteller der Welt
Platz 5: AsusDer Konzern aus Taiwan konnte um 16.9 Prozent im Vergleich zum dritten Quartal 2013 zulegen. Der Marktanteil lag im dritten Quartal 2014 mit 7,3 Prozent aber trotzdem am Schluss des Rankings des Marktforschungsunternehmens Gartner.Apple ist im PC-Geschäft immer noch nicht groß genug, um unter die Top 5 Anbieter zu kommen. Quelle: AP
Platz 4: AcerMit 8,6 Prozent Marktanteil im dritten Quartal 2014 landet die ebenfalls taiwanische Konkurrenz Acer Group auf dem vierten Platz. Im Vergleich zum dritten Quartal 2013 verkaufte Acer 9,0 Prozent mehr PCs. Dem Marktforschungsunternehmen zufolge sanken die Computer-Verkäufe im letzten Jahr, unabhängig vom betrachteten Hersteller, in allen Regionen der Welt um 0,5 Prozent. Quelle: REUTERS
Platz 3: DellMit 12,8 Prozent Marktanteil liegt Dell ein ganzes Stück weit hinter den beiden Erstplatzierten. Die weltweiten PC-Verkäufe legten im Vergleich zum Vorjahresquartal um 9,7 Prozent zu. Eine gute Bilanz für den ehemaligen Branchenprimus aus Texas. Quelle: REUTERS
Platz 2: HPDer langjährige Marktführer Hewlett-Packard musste sich erneut der Konkurrenz aus China geschlagen geben. Der Marktanteil lag im dritten Quartal 2014 bei 17,9 Prozent. Die Marktforschungsfirma Gartner stellte bei dem US-Konzern ein stärkeres Wachstum von 4,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal fest. Quelle: AP
Platz 1: LenovoDer Marktanteil im dritten Quartal 2014 lag bei 19,8 Prozent. In der aktuellen Studie von Gartner liegt Lenovo damit noch vor HP. Der chinesische Konzern hat seine Spitzenposition als der größte PC-Hersteller der Welt weiter ausbauen können: Lenovo steigerte die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahresquartal um 11,4 Prozent. Quelle: REUTERS

Doch es gibt noch einen weiteren, tiefer liegenden Grund, warum die Einnahmen zurückgehen: Die Branche wird erwachsen, die großen technischen Sprünge fehlen. Dadurch lassen sich Preiserhöhungen schwerer durchsetzen.

Zwischen den Jahren 1980 und 2000 ist die Industrie im Schnitt jährlich um 15 Prozent gewachsen. Seit dem Jahrtausendwechsel gehen die Zuwachsraten zurück, bis 2014 hat der Branchenverband ZVEI nur noch ein durchschnittliches Plus von etwa sechs Prozent berechnet. Doch auch das werden die Hersteller künftig wohl kaum noch erreichen.


Die Industrie geht auf Einkaufstour

Daher entsteht ein Verdrängungswettbewerb. Um dennoch zu wachsen, geht die ganze Industrie auf Einkaufstour. In den vergangenen zwölf Monaten haben die Hersteller weltweit mehr als 90 Milliarden Dollar ausgegeben, um Wettbewerber zu schlucken.
Intel mischt an vorderster Front mit: Für 16,7 Milliarden Dollar hat der Konzern Ende Dezember den Halbleiteranbieter Altera übernommen. Die Firma bringt zwar nur rund zwei Milliarden Dollar Umsatz mit. Doch Intel interessiert sich vor allem für das Know-how: Die Stärke des Altera-Prinzips ist, dass die Chips von den Kunden nachträglich für spezielle Aufgaben angepasst werden können, indem sie einzelne Schaltkreise aktivieren. Sie werden vor allem in Rechenzentren eingesetzt.

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Immer häufiger entwickeln sich sogar regelrechte Bietergefechte. Eines davon wurde am Donnerstagabend entschieden. Microchip Technology aus Arizona schluckt den amerikanischen Wettbewerber Atmel. Ursprünglich wollte der deutsch-britische Apple-Lieferant Dialog Semiconductor den US-Konkurrenten Atmel für 4,6 Milliarden Dollar kaufen. Doch die Firma mit operativem Sitz im schwäbischen Kirchheim/Teck zog letztlich gegen Microchip den Kürzeren.
Andere europäische Hersteller waren zuletzt erfolgreicher in Amerika. NXP aus Eindhoven hat sich für zwölf Milliarden Dollar den US-Wettbewerber Freescale geschnappt. Deutschlands größter Halbleiterhersteller, Infineon, hat sich demgegenüber International Rectifier aus Kalifornien einverleibt. Der Preis: drei Milliarden Dollar.
Die rapide Konsolidierung der Branche spiegelt sich inzwischen auch in den Umsatzstatistiken wider: Die 25 größten Hersteller vereinnahmten den Gartner-Daten zufolge zuletzt 73,2 Prozent des Gesamtumsatzes, ein Jahr zuvor waren es noch 71,7 Prozent. Dieses Jahr dürfte der Wert noch einmal kräftig steigen.

Intel sucht sich aber auch ganz neue Geschäftsfelder. Erst Anfang des Jahres haben die Amerikaner ein bayerisches Start-up gekauft: Ascending-Technoligies baut Drohnen für den professionellen zivilen Einsatz. Diese kommen beispielsweise bei der Wartung von Pipelines oder Stromleitungen zum Einsatz. Auch zahlreiche Universitäten arbeiten mit der Plattform. Die Stärke der Fluggeräte liegt in der robusten Flugregelungstechnik, die aufgrund redundanter Systeme besonders ausfallsicher sein soll.

Das Kalkül hinter dem für Intel-Verhältnisse kleinen Deal: Drohnen seien dabei, sich als „eine wichtige Computerplattform der Zukunft“ zu etablieren, erklärte Intel-Manager Josh Walden - sie vereine Prozessoren, Sensoren und Cloud-Technologie. Die Geräte bieten Chancen in verschiedensten Branchen, von Katastropheneinsätzen über die Inspektion von Infrastruktur bis zur Lieferung von Produkten. Schon vergangenes Jahr hatten die Amerikaner in China einen Drohnenproduzenten erworben, Yuneec International aus Schanghai.

Im gerade begonnenen Jahr soll es wieder bergauf gehen bei Intel, allerdings ist kein großer Sprung zu erwarten. Der Umsatz werde um fünf bis neun Prozent klettern, kündigte Krzanich an. Würde der Manager das untere Ende dieser Vorhersage erreichen, wäre Intel aus eigener Kraft kaum gewachsen, sondern vor allem durch Altera. Die Marge werde vermutlich etwas niedriger ausfallen als 2015.
Für großen Optimismus wird diese Prognose unter Investoren und in der Chipbranche bestimmt nicht sorgen.

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