Cloud Alles, was Sie jetzt über die Daten-Wolke wissen müssen

Im Internet führt an Cloud-Diensten kein Weg mehr vorbei. Umso wichtiger ist es, zu durchblicken, was die Cloud ist und wo sie sich verbirgt. Die wichtigsten Antworten im Überblick.

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Cloud-Computing ist eigentlich ganz einfach. Quelle: Getty Images

Sie haben einen kostenlosen E-Mail-Account bei GMX oder Google? Sie streamen Serien bei Netflix oder Sky Go, tragen Kalenderdaten daheim am Rechner ein und finden sie auf Ihrem Smartphone wieder? Herzlichen Glückwunsch, Sie sind bereits in der Wolke angekommen.

„Letztlich ist die Cloud nichts anderes als eine Anwendung, die sich auf den Servern des Anbieters abspielt“, erklärt Christoph Schlüter, Cloud-Experte bei der Stiftung Warentest. „Deswegen nutzt jeder, der im Internet unterwegs ist, in irgendeiner Form die Cloud.“

Allerdings ist das den wenigsten bewusst. Umso wichtiger ist es, zu verstehen, was die Wolke eigentlich ist, wie sich die verschiedenen Anbieter unterscheiden und worauf Nutzer in puncto Datenschutz und -sicherheit achten sollten. Ein Überblick.

So können Sie Ihre Daten online abspeichern
DropboxEiner der bekanntesten Cloud-Speicher-Dienste ist Dropbox. Der US-Anbieter gewährt Nutzern vergleichsweise geringe zwei Gigabyte Gratisspeicher – wer die Dropbox anderen empfiehlt kann den Speicher auf bis zu 16 GB erweitern. Entweder über einen Browser oder über die Applikationen von Dropbox lassen sich Daten hoch- und herunterladen. Installiert man die Software, erscheint sowohl beim Windows- als auch beim Apple-Betriebssystem ein Ordner im Explorer, in dem einfach per kopieren und einfügen Daten in die Cloud und aus ihr herausgeholt werden können. Wer mehr Speicher benötigt, kann bis zu einen Terabyte für 9,99 Euro pro Monat erwerben oder für 99 Euro pro Jahr. Quelle: dpa
Microsoft OneDriveMit einem großen Gratisspeicher lockt Microsoft, das 2015 mit OneDrive den Nachfolger seines Cloud-Speichers SkyDrive präsentierte. 15 Gigabyte winken hier, die auf bis zu 20 Gigabyte erweiterbar sind, indem man etwa neue Kunden wirbt und die automatische Sicherung von Bildern aktiviert. Auch hier können Nutzer entweder über den Browser oder über eine Anwendung auf die Cloud zugreifen. Für 100 GB verlangt Microsoft 70 Cent pro Monat, ein Terabyte ist für günstige sieben Euro monatlich zu haben – inklusive dem Microsoft 365 Office-Paket. Nur die Anbieter Spideroak und Livedrive sind noch günstiger. Quelle: dpa
Spideroak Quelle: Screenshot
Google DriveWie auch Microsoft wartet Google Drive mit 15 Gigabyte Gratisspeicher auf. Neben dem Speicher bietet Google einige zusätzliche Cloud-Dienste wie ein Office-Programm, das mehrere Anwender gemeinsam und parallel bearbeiten können; die Versionskontrolle wird über die Cloud-Software synchronisiert. Wer mehr als die 15 Gigabyte Speicher benötigt, kann für 1,99 Dollar pro Monat 100 GB erwerben, ein Terabyte kostet 9,99 Dollar. Der Speicher ist auf bis zu 30 Terabyte erweiterbar – Kostenpunkt: 299,99 Dollar. Quelle: dpa
Amazon Cloud DriveDas Online-Kaufhaus Amazon bietet mit seinem Dienst „Cloud Drive“ fünf Gigabyte freien Speicherplatz für die ersten zwölf Monate. Bei Amazon erworbene MP3-Dateien werden direkt auf der Online-Festplatte abgelegt. 50 Gigabyte sind ab 20 Euro pro Jahr zu haben, ein Terabyte ab 400 Euro. Quelle: dpa
Apples iCloudApple-Nutzer erhalten fünf Gigabyte Cloud-Speicher gratis. Sofern ein iPhone-Nutzer keine anderen Einstellungen vornimmt, landen sämtliche Fotos, die er mit seinem Smartphone schießt, in der Cloud. Auch auf Kontakt-Daten, Termine und andere Anwendungen greift die Cloud zu. Solange man ausschließlich Apple-Geräte nutzt, ist die Synchronisation einer der Aspekte, mit denen Apple besonders punktet. Speichererweiterungen sind problemlos möglich: 50 Gigabyte sind für 99 Cent pro Monat erhältlich, ein Terabyte kostet 9,99 Euro – und damit das Doppelte des Dropbox-Preises. Quelle: dpa
ADrive Quelle: Screenshot

Was ist die Cloud eigentlich?

Die Cloud kann man sich als riesige Festplatte im Internet vorstellen, in der Nutzer ihre Daten ablegen und von mehreren beliebigen Geräten aus zugreifen können – sei es nun der PC im Büro oder daheim, das Tablet oder das Smartphone. Dank Cloud-Diensten müssen Textverarbeitungs- oder Bildbearbeitungsprogramme nicht mehr zwangsläufig auf dem Rechner installiert werden.

Da mehrere Millionen Menschen weltweit Cloud-Dienste nutzen, benötigen die Anbieter riesige Rechenzentren, in denen mehrere 1000 Computer stehen, die Anfragen und Informationen in Sekundenbruchteilen verarbeiten und Speicherkapazität für Daten bereitstellen. Die meisten dieser Rechenzentren stehen in den USA, aber auch in Europa sind sie zu finden.

Letztlich ist es nicht mehr relevant, was sich auf dem Endgerät des Nutzers befindet – wichtig ist lediglich eine Internetverbindung, um auf die gigantischen Rechenzentren zuzugreifen, in denen Musik-Sammlung, verschiedenste Programme oder Mailverkehr abgespeichert sind.

Welche unterschiedlichen Formen gibt es?

Die Anwendung, die Nutzer am ehesten mit der Cloud verbinden, ist der Online-Datenspeicher. So bieten US-Unternehmen wie Dropbox, Google, Microsoft, Apple, aber auch deutsche Anbieter wie die Post, die Telekom oder 1&1 Speicherplatz im Netz, um Fotos, Dokumente oder andere Dateien zu sichern und ohne großen Aufwand mit Freunden zu teilen.

Daneben ist es spätestens seit Spotify gang und gäbe, Musik über die Cloud zu hören. Statt Lieder auf dem Rechner oder dem Smartphone zu speichern, können Nutzer auch über Anbieter wie Apple Music oder Napster auf mehrere Millionen Songs zugreifen, die auf den Servern der Anbieter liegen.

Welche Technologien uns besser leben lassen
Berührungslos greifen:Ein Chip erfasst Nervenreize. Denkt ein Proband „Greifen“, kann er eine Prothese fernsteuern. Quelle: ap
Magnetismus spüren:Werden kleine Magnete unter die Haut der Fingerkuppen implantiert (200 Euro ), können Menschen elektromagnetische Felder wahrnehmen. Quelle: dpa
Besser hören:Ein Mikrochip im Innenohr (38.000 Euro ) lässt Taube wieder hören. Quelle: dpa/picture alliance
Stimmung steuern:Hirnschrittmacher (ab 31.000 Euro ) senden elektrische Impulse ins Gehirn, um epileptische Anfälle, das Zittern von Parkinson-Kranken und Depressionen zu heilen. Quelle: dpa
Lähmung überwinden:Mit einer vollelektronischen Orthese (60.000 Euro ) können Menschen gelähmte Gliedmaßen wieder benutzen. Quelle: dpa
Natürlich gehen:Mikroelektronik in modernen Prothesen wie der des deutschen Athleten Markus Rehm (30.000 bis 40.000 Euro ) kontrolliert und steuert innerhalb von Millisekunden die Position des Kunstbeins beim Gehen, Rennen oder Treppensteigen. Quelle: dpa
Schneller rennen:Mit superleichten Karbonfedern (8.000 Euro ) spurten Sportler besser als mit normalen Fußprothesen. Quelle: dpa

Auch Filme oder Serien werden immer öfter über Streaming-Angebote geschaut. So bieten Netflix, Amazon-Prime oder Sky Go die Möglichkeit, auf ein gigantisches Angebot zuzugreifen. Voraussetzung: eine Mitgliedschaft und eine Internetverbindung.  

Was sind die Vorteile von Cloud-Diensten?

Einer der größten Vorteile der Cloud ist die Synchronisation. Egal ob Textdokumente, Bilder, Kontakte oder Kalenderdaten – alles, was man auf dem PC bearbeitet, kann auf Smartphone oder Tablet weiter bearbeitet werden. Vorausgesetzt, für all diese Geräte und Applikationen ist der Cloud-Dienst aktiviert und ein Internetzugang verfügbar.

Besonders wenn Nutzer mit sämtlichen Geräten innerhalb einer Infrastruktur bleiben, also ausschließlich Apple-, Microsoft- oder Android-Geräte nutzen, ist die Cloud-Synchronisation effizient.

Werden Smartphone oder Tablet gestohlen oder gehen kaputt, können die Daten einfach auf ein neues Smartphone übertragen werden und müssen nicht händisch neu eingetippt werden. „Die Cloud dient also auch als ein Sicherheitssystem“, erklärt Christian Gollner, Datenschutzexperte vom Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz.

Zudem müssen Daten nicht mehr, wie noch vor wenigen Jahren, mit einem USB-Stick oder per E-Mail verteilt werden. Nutzer können anderen Personen einfach via Link den Zugriff in ihrer Cloud freischalten.

Es ist ebenfalls nicht mehr zwingend notwendig, Programme auf dem Rechner zu installieren. So bietet Adobe beispielsweise die neuen Versionen seiner Kreativ-Programme wie Photoshop und Indesign als Abo-Versionen über die Wolke an.

Creative Cloud nennt Adobe das Ganze. Der Vorteil für den Nutzer: Er muss die Programme nicht mehr selbst installieren oder aktualisieren.

Was sind die Nachteile von Cloud-Diensten?

Ein großer Nachteil: Der reibungslose Zugriff ist nur möglich, wenn die Internetverbindung schnell und stabil ist. „Die Cloud zu nutzen, um unterwegs große Dateien auf mein Smartphone zu laden, ist häufig ein ziemlicher Schmerz“, sagt Gollner. „Das Mobilfunknetz ist dafür vielerorts weder schnell noch dicht genug.“ Nur wer seine Daten und Programme lokal speichert, kann im Flugzeug oder im ICE ohne Wlan problemlos weiterarbeiten.

Vor- und Nachteile von Cloud Computing

Zudem gibt es immer wieder Fälle, in denen die Cloud-Server nicht erreichbar sind. So konnten Ende Mai für mehrere Stunden 40 Prozent der Nutzer von Apples iCloud nicht auf ihre Online-Speicher zugreifen.

Im August 2011 führte ein Blitzeinschlag zum Ausfall eines Amazon-Rechenzentrums in Dublin. Die Folge: Die Amazon-Server waren über Stunden nicht erreichbar und es kam zu Datenverlusten. „Hier stellt sich die Frage, wer für die verlorenen Daten haftet und ob ich als Verbraucher mein Geld zurückbekomme“, sagt Gollner. „Mehr als eine Erstattung von Nutzungsentgelten können Verbraucher meist nicht erwarten, denn beim Verlust von privaten Fotos oder E-Mails entsteht kein finanzieller Schaden.“

Ein weiteres Problem ist der Datenschutz: Vor allem die kostenlosen Anbieter nehmen für sich oftmals in Anspruch, die in der Wolke abgelegten Dateien und Informationen zu durchsuchen und zu verwenden, um Profile zu erstellen, die für maßgeschneiderte Werbung genutzt werden. Zwar gibt es Anbieter, die versichern, nicht auf diese Informationen zuzugreifen und sie nicht zu verwenden. Letztlich bleibt dem Nutzer aber nichts, als dieser Zusicherung zu glauben - überprüfen kann er sie nicht.

Welcher Cloud-Anbieter ist für meine Daten der richtige?

Das kommt auf die eigenen Vorlieben an. Wer zum Beispiel iPhone, iPad und einen Mac benutzt, bewegt sich ohnehin schon innerhalb der Apple-Infrastruktur und kann die hervorragende Synchronisation zwischen den Geräten über die Cloud in vollem Umfang nutzen. Gleiches gilt für diejenigen, die ausschließlich Android-Geräte oder Geräte mit dem Microsoft-Betriebssystem nutzen.

„Als Nutzer der amerikanischen Anbieter genießt man einen gewissen Komfort“, sagt Schlüter von der Stiftung Warentest. „Dafür muss ich allerdings in Kauf nehmen, dass meine Daten eingesehen werden.“ Es lasse sich nur schwer herausfinden, was die einzelnen Anbieter mit den Daten anstellen, die in der Cloud landen.

Anbieter wie Google nutzen die Daten, um immer wieder neue Profile zu errechnen und in Echtzeit passgenaue Werbung auszuspielen. „Die Daten werden plattformübergreifend zusammengeführt, verknüpft und für die Bildung von Profilen verwendet“, so Peter Schaar, bis 2013 Bundesdatenschutzbeauftragter, im Gespräch mit WirtschaftsWoche Online.

Wer hohen Wert auf Datenschutz legt, ist deswegen mit deutschen Anbietern besser beraten. „Das deutsche Datenschutzniveau liegt eindeutig über dem amerikanischen“, sagt Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Aber auch die deutschen Anbieter können nicht grundsätzlich vor staatlichem Zugriff schützen. „Auch hier dürfen Strafverfolgungsbehörden unter bestimmten Umständen auf die Daten zugreifen“, sagt Gollner. Zudem könnten Nutzer lediglich darauf vertrauen, dass die Daten von den Anbietern sicher und dem Datenschutz entsprechend verwaltet werden.

Deswegen gilt: Egal welchen Cloud-Dienst man nutzt, man sollte dort nur Daten hochladen, bei denen man es verkraften kann, dass auch Dritte sie einsehen – seien es die Cloud-Anbieter selbst oder aber Hacker, die sich Zugriff verschaffen.

 

Wie sicher sind die Cloud-Dienste?

Nicht nur der Datenschutz ist ein entscheidendes Kriterium für die Wahl eines Cloud-Services – auch die Datensicherheit ist wichtig.

Die Stiftung Warentest kam 2013 zu dem Urteil, dass keiner der getesteten Cloud-Anbieter sicher sei. Das erschreckende Ergebnis: Die besten Dienste schnitten mit der Note "Befriedigend" ab. Seitdem hat sich Einiges getan.

Wie Big Data Ihr Leben verändert
Dicht an dicht: Wenn die Autos auf der Straße stehen, lässt sich das mit moderner Technologie leicht nachvollziehen. Zum einen gibt es Sensoren am Straßenrand, zum anderen liefern die Autos und die Smartphones der Insassen inzwischen Informationen über den Verkehrsfluss. Diese Daten lassen sich in Echtzeit auswerten und mit Erfahrungswerten abgleichen – so wird klar, wo gerade ungewöhnlich viel los ist und beispielsweise eine Umleitung Sinn ergeben würde. Ein Pilotprojekt dazu lief in der Rhein-Main-Region, allerdings nur mit rund 120 Autos. Langfristig ist sogar das vollautomatische Autofahren denkbar – der Computer übernimmt das Steuer. Eines ist aber klar: Alle Big-Data-Technologien helfen nichts, wenn zu viele Autos auf zu kleinen Straßen unterwegs sind. Quelle: dpa
Fundgrube für Forscher: Google Books ist nicht nur eine riesige digitale Bibliothek. Die abertausenden eingescannten Texte lassen sich auch bestens analysieren. So kann nachvollzogen werden, welche Namen und Begriffe in welchen Epochen besonders häufig verwendet wurden – ein Einblick in die Denkweise der Menschen. Der Internet-Konzern nutzt den Fundus außerdem, um seinen Übersetzungsdienst Translate zu verbessern. Quelle: dpa Picture-Alliance
Schnupfen, Kopfschmerz, Müdigkeit: Das sind die typischen Symptome der Grippe. Aber wann erreicht die Krankheit eine Region? Bislang konnte man das erst feststellen, wenn es zu spät war. Der Internet-Riese Google hat ein Werkzeug entwickelt, mit dem sich Grippewellen voraussagen lassen: Flu Trends. Bei der Entwicklung hielten die Datenspezialisten nicht nach bestimmten Suchbegriffen Ausschau, sondern nach Korrelationen. Wonach also suchten die Menschen in einer Region, in der sich das Virus ausbreitete? Sie filterten 45 Begriffe heraus, die auf eine unmittelbar anrollende Grippewelle hindeuten – ohne dass irgendein Arzt Proben sammeln müsste. Quelle: dpa Picture-Alliance
Aufwärts oder abwärts? Die Millionen von Kurznachrichten, die jeden Tag über Twitter in die Welt gezwitschert werden, können Aufschluss über die Entwicklung der Börsen geben. Denn aus den 140 Zeichen kurzen Texten lassen sich Stimmungen ablesen – das hat ein Experiment des renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) gezeigt. Je intensiver die Emotionen, desto stärker die Ausschläge. Marktreife Investitionsmodelle, die auf Tweets setzen, gibt es indes noch nicht. Quelle: dpa
Lotterie am Himmel: Die Preise von Flugtickets lassen sich für Laien kaum nachvollziehen. Auch eine frühe Buchung garantiert kein günstiges Ticket, weil die Fluggesellschaften ständig an der Schraube drehen. Das wollte sich der Informatiker Oren Etzioni nicht gefallen lassen: Er sammelte mit seiner Firma Farecast Millionen von Preisdaten, um künftige Preisbewegungen zu prognostizieren. 2008 kaufte Microsoft das Start-up, die Funktion ist jetzt in die Suchmaschine Bing integriert. Quelle: dpa Picture-Alliance
Jeder Meter kostet Zeit und Geld. Daher wollen Logistikunternehmen ihre Fahrer auf kürzestem Wege zum Kunden lotsen. Der weltgrößte Lieferdienst UPS führt dafür in einem neuen Navigationssystem Daten von Kunden, Fahrern und Transportern zusammen. „Wir nutzen Big Data, um schlauer zu fahren“, sagte der IT-Chef David Barnes der Nachrichtenagentur Bloomberg. Im Hintergrund läuft ein komplexes mathematisches Modell, das auch die von den Kunden gewünschten Lieferzeiten berücksichtigt. Quelle: dpa Picture-Alliance
Es waren nicht nur gute Wünsche, die US-Präsident Barack Obama 2012 zur Wiederwahl verhalfen: Das Wahlkampf-Team des Demokraten wertete Informationen über die Wähler aus, um gerade Unentschlossene zu überzeugen. Dabei griffen die Helfer auch auf Daten aus Registern und Sozialen Netzwerke zurück. So ließen sich die Bürger gezielt ansprechen. Quelle: dpa

So sagt Gollner: „Mittlerweile werden die Daten in der Regel verschlüsselt abgespeichert. Wie gut die Verschlüsselung tatsächlich ist, entzieht sich aber der Kenntnis der Nutzer.“ Letztendlich müsse der Nutzer sich auch in diesem Punkt darauf verlassen, was der Anbieter auf seiner Informationsseite angibt.

Trotz der Verschlüsselung kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Datendiebstählen. Der bekannteste Fall: Im September 2014 verschafften sich Hacker Zugriff auf die iClouds diverser Prominenter, erbeuteten dabei unter anderem Nacktfotos und veröffentlichten diese.

Die Hacker durchbrachen zwar nicht die Infrastruktur von Apple, sondern verschafften sich über den Browser-Zugang Eintritt. Kennung und Passwörter der Betroffenen waren entweder nicht sicher genug oder auf den verwendeten Geräten befanden sich Keylogger, die die Passwörter ausspähten.  

„Letztlich kann weder der Anbieter noch der Nutzer sich zu hundert Prozent gegen kriminelle Machenschaften absichern“, so Schlüter von der Stiftung Warentest. Nichtsdestotrotz gibt es große Unterschiede im Sicherheitsniveau. „Wenn Daten unverschlüsselt auf Servern liegen, haben es Angreifer leichter.“

Sein Rat: „Als Nutzer sollte man die Daten selbst verschlüsseln, dann bin ich sicher, dass weder Hacker noch Anbieter sie ohne Weiteres einsehen können.“ Denn selbst wenn der Anbieter die Daten auf seinen Servern verschlüsselt, hat er selbst noch Einblick.  

Dass die Cloud-Daten für das eigene Geschäft verwendet werden, ist nach deutschem Datenschutzrecht zwar nicht legal, da es sich um personenbezogene Daten Dritter handelt, ob der Datenschutz eingehalten wird, ist für den Nutzer aber nicht nachvollziehbar.

Die Daten zu verschlüsseln ist allerdings – trotz vieler Freeware-Programme – nach wie vor ein kompliziertes Verfahren und geht zudem mit einem gewissen Komfort-Verlust einher. „Wer Daten verschlüsselt muss mit der richtigen Software sicherstellen, dass sich die Dateien auch am Smartphone oder Tablet entschlüsseln lassen“, sagt Gollner.

 

Für wen lohnt sich die Cloud?

Für jeden, der mehrere Geräte nutzt und auf ihnen den gleichen Datenbestand haben will, erleichtert die Cloud das Leben. Mitunter kann die Cloud auch als Backup für die Festplatte genutzt werden.

Allerdings gibt es dafür bei vielen Anbietern nicht genug Speicher und keine absolute Sicherheit. „Wir raten, die Backups immer auf einer physischen Festplatte zu erstellen“, so Schlüter. Die Cloud sollte höchstens als ergänzende Sicherungsmaßnahme dienen.

Wie kann ich die Cloud-Dienste abstellen?

Nicht jedem ist es der Komfort, der durch die Cloud entsteht, wert, die volle Kontrolle über seine Daten zu verlieren. Wer will, kann der Cloud aus dem Weg gehen – zumindest in Teilen und auch das ist mit einem großen Aufwand verbunden.

In den gängigen Betriebssystemen von Apple, Google und Microsoft ist die Wolke in den Standardeinstellungen aktiviert. Auch viele Programme und Apps greifen automatisch auf sie zu, wenn man das nicht manuell deaktiviert.

Selbst wenn man die Cloud deaktiviert, ist es möglich, dass Daten unbemerkt dorthin gelangen, wie Gollner weiß. Denn: „Bei jedem Update können die Einstellungen wieder zurückgesetzt werden.“

Schlüter von der Stiftung Warentest sieht darin aber kein Problem. Problematisch werde es erst, wenn der Nutzer nicht darauf hingewiesen wird. Wer etwa das Office-Paket 365 von Microsoft installiert und an den Einstellungen nichts ändert, findet all seine Word-, Excel- und Power-Point-Dateien in der Cloud wieder. „Viele Nutzer rechnen nicht damit, dass ihre Word-Dokumente in der Cloud landen“, so Schlüter. Auch wenn solche Voreinstellungen noch nicht die Regel sind, sie treten häufiger auf. Deswegen rät Schlüter: „Hier muss heutzutage stärker aufgepasst werden.“

Wie entwickelt sich die Wolke?

Mehr und mehr Dinge, die Nutzer mit ihrem Smartphone, ihrem Tablet oder ihrem Rechner tun, werden in der Cloud stattfinden. Eine immer größere Internetdichte sowie immer höhere Geschwindigkeiten tragen dazu bei, dass die Nutzung der Cloud stets komfortabler wird.

Den größten Komfort erhält wohl, wer sich mit sämtlichen Geräten, die er nutzt, innerhalb einer Infrastruktur bewegt – in der von Apple, Microsoft oder Google.

„Unsere Rechner, Smartphones und Tablets sind heutzutage kein abgeschlossenes System mehr – diese Vorstellung ist obsolet“, so Gollner. Deswegen ist es umso wichtiger einen Anbieter zu wählen, der den eigenen Präferenzen entspricht.

Wer Komfort will, kann auf die US-Anbieter zugreifen. Wer Wert auf Datenschutz legt, muss auf verschiedene Services verzichten und sollte sich an deutsche oder europäische Anbieter halten.

Ganz aus dem Weg gehen kann der Cloud nur, wer das Internet nicht nutzt.

Wer sind die größten Cloud-Anbieter und was kosten sie?

Dropbox

Einer der bekanntesten Cloud-Speicher-Dienste ist Dropbox. Der US-Anbieter gewährt Nutzern vergleichsweise geringe zwei Gigabyte Gratisspeicher. Entweder über einen Browser oder über die Applikationen von Dropbox lassen sich Daten hoch- und herunterladen. Installiert man die Software, erscheint sowohl beim Windows- als auch beim Apple-Betriebssystem ein Ordner im Explorer, in dem einfach per kopieren und einfügen Daten in die Cloud und aus ihr herausgeholt werden können. Wer mehr Speicher benötigt, kann bis zu einen Terabyte für 9,99 Euro pro Monat erwerben.

Apples iCloud

Apple-Nutzer erhalten fünf Gigabyte Cloud-Speicher gratis. Sofern ein iPhone-Nutzer keine anderen Einstellungen vornimmt, landen sämtliche Fotos, die er mit seinem Smartphone schießt, in der Cloud. Auch auf Kontakt-Daten, Termine und andere Anwendungen greift die Cloud zu. Solange man ausschließlich Apple-Geräte nutzt, ist die Synchronisation einer der Aspekte, mit denen Apple besonders punktet. Im Vergleich zur Dropbox ist die Speichererweiterung relativ teuer. 20 Gigabyte sind für 99 Cent pro Monat erhältlich, ein Terabyte kostet 19,99 Euro – und damit das Doppelte des Dropbox-Preises.

Microsoft OneDrive

Mit einem großen Gratisspeicher lockt Microsoft, das 2015 mit OneDrive den Nachfolger seines Cloud-Speichers SkyDrive präsentierte. 15 Gigabyte winken hier, die sogar auf bis zu 23 Gigabyte erweiterbar sind, indem man etwa neue Kunden wirbt und die automatische Sicherung von Bildern aktiviert. Auch hier können Nutzer entweder über den Browser oder über eine Anwendung auf die Cloud zugreifen. Für 100 GB verlangt Microsoft 1,99 Euro pro Monat, ein Terabyte ist für günstige sieben Euro monatlich zu haben – inklusive dem Microsoft 365 Office-Paket.

Google Drive

Wie auch Microsoft wartet Google Drive mit 15 Gigabyte Gratisspeicher auf. Neben dem Speicher bietet Google einige zusätzliche Cloud-Dienste wie ein Office-Programm, das mehrere Anwender gemeinsam und parallel bearbeiten können; die Versionskontrolle wird über die Cloud-Software synchronisiert. Wer mehr als die 15 Gigabyte Speicher haben will, kann für 1,99 Dollar pro Monat 100 GB erwerben, ein Terabyte kostet 9,99 Dollar. Der Speicher ist auf bis zu 30 Terabyte erweiterbar – Kostenpunkt: 299,99 Dollar.

Neben den bekannten US-Anbietern, die vor allem mit niedrigen Preisen und großen Gratisspeicher-Angeboten Kunden anziehen, haben sich auch einige deutsche Anbieter auf dem Markt positioniert, die zwar nicht mit den US-Preisen mithalten können, dafür aber mit anderen Aspekten punkten.

Was sind die Alternativen zu den US-Cloud-Anbietern?

Strato HiDrive

Das deutsche Unternehmen bietet seit 2010 seinen Onlinespeicher an. Kostenlos können Interessierte den Endkunden-Service 30 Tage lang testen oder sich dauerhaft für den Gratiszugang entscheiden. Danach müssen Nutzer einen Vertrag mit einer Mindestlaufzeit von sechs Monaten abschließen. Wer Geld sparen möchte, kann einen Vertrag über zwei Jahre abschließen. 20 Gigabyte kosten beispielsweise 89 Cent pro Monat bei einer Laufzeit von 24 Monaten, 100 Gigabyte einen Euro, fünf Terabyte sind für 124,50 Euro zu haben.

Zwar ist der Preis im Vergleich zu den US-Anbietern relativ hoch, dafür befinden sich sämtliche Server in Deutschland – die Daten unterliegen damit dem deutschen Datenschutz. Zudem gilt der Dienst als sicher – er wurde mit einem TÜV-Siegel ausgezeichnet. Ein Nachteil gegenüber den US-Anbietern: Bearbeitet man ein Dokument offline und geht dann wieder online, wird es nicht automatisch mit der Version des Dokuments auf der Cloud synchronisiert, was heute eigentlich Standard ist.

Telekom Mediencenter

Der Spitzenreiter in puncto Gratisspeicher ist das Telekom Mediencenter. Hier erhalten Nutzer 25 Gigabyte kostenlos. Für 4,95 Euro monatlich sind bereits 50 Gigabyte erhältlich, für 9,95 Euro pro Monat sogar 100 Gigabyte. Mehr Speicher können Privatkunden nicht ordern.

Auch die Telekom speichert sämtliche Daten auf deutschen Servern und wurde vom TÜV Saarland als sicher zertifiziert. Ein Nachteil ist allerdings, dass die Daten in der Cloud nicht verschlüsselt werden – dafür werden sie verschlüsselt übertragen. Im Gegensatz zu Strato synchronisiert die Telekom die Daten automatisch.

1&1 Onlinespeicher

Die 1&1-Dienste GMX und Web.de bieten beide zwei Gigabyte kostenlosen Speicher an. Wer die kostenpflichtigen E-Mail-Produkte nutzt, erhält sogar zehn Gigabyte gratis. Wer nur den Freemail-Service nutzt, kann für 9,99 Euro auf 100 Gigabyte aufrüsten, Nutzer der kostenpflichtigen Angebote zahlen die Hälfte. Auch die 1&1-Dienste speichern ihre Daten ausschließlich in Deutschland.

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