Amazon hatte bereits Ende 2014 als einer der ersten US-Anbieter ein eigenes Cloud-Rechenzentrum in Frankfurt eröffnet. Inzwischen zählen Unternehmen wie der Berliner Musik-Streaming-Dienst SoundCloud, der Reinigungsgerätehersteller Kärcher, der Pharmariese Bayer und der Medienkonzern Axel Springer zu den Kunden. Laut AWS ist die Region Frankfurt die am schnellsten wachsende internationale Region in der Amazon-Geschichte.
Eine spezielle Strategie im deutschen Cloud-Markt verfolgt der Softwareriese Microsoft: Die Amerikaner sind eine Partnerschaft mit T-Systems, der IT-Tochter der Deutschen Telekom eingegangen. Die tritt als Treuhänderin der Daten auf, die Unternehmen im Cloud-Computing-Geschäft mit Microsoft außer Haus geben.
Das komplizierte Konstrukt mit der Telekom soll gewährleisten, dass keine Daten das Land verlassen. „Die Daten von Microsoft-Kunden verbleiben in Deutschland und werden ausschließlich von T-Systems verarbeitet werden. Microsoft hat keinerlei Zugriff auf die Daten“, so Anette Bronder, Geschäftsführerin Digital Division von T-Systems, gegenüber der „WirtschaftsWoche“. Microsoft selber nennt sein Angebot „Microsoft Deutschland Cloud“ und will in der zweiten Jahreshälfte starten.
Deutlich weiter ist da Microsoft-Rivale Oracle. Der amerikanische Hard- und Software-Anbieter hat sogar zwei deutsche Cloud-Rechenzentren in Deutschland gebaut, in Frankfurt und in München.
Geografische Nähe zum kontinentaleuropäischen Internetknoten
Die Investitionen von Google, Amazon und Oracle in der hessischen Finanzmetropole weisen zudem auf einen weiteren Trend hin: „Frankfurt wird ein wesentliches - wenn nicht sogar das wesentliche - Cloud-Zentrum in Kerneuropa“, sagt IT-Beobachter Oppermann. Dies liegt zum einen an der geografischen Nähe zum kontinentaleuropäischen Internetknoten in Frankfurt – eine wichtige Infrastruktur-Voraussetzung für eine möglichst optimale Anbindung eines Cloud-Rechenzentrums.
Der andere Grund sind die vielen Banken und Finanzdienstleister in der Region, die in Sachen Cloud und IT-Outsourcing oftmals Vorreiter sind – und für viele IT-Anbieter attraktive Kunden darstellen.
Aus beiden Gründen dürften die großen Vier am Standort Frankfurt nicht lange allein bleiben. Oppermann: „Innerhalb der kommenden zwölf Monate wird die Top Ten der amerikanischen Cloud-Anbieter, darunter auch die zweite Reihe wie etwa Rackspace oder CA, massiv in Frankfurt investieren.“