Cyberabwehr Wie sich Unternehmen vor Spionage schützen

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Varta: Vertrauenswürdige Anbieter

Varta Microbattery, Ellwangen. Wer Unternehmenschef Herbert Schein in seinem Büro in der Zentrale besucht, spürt sofort, dass der Mann überdurchschnittlich technikaffin ist: Auf seinem Schreibtisch liegen die Utensilien, die ein Smartphone zur Schaltstation für alle Lebensbereiche aufrüsten können – Headsets, Uhren, Körpersensoren, Armbänder und Brillen.

VARTA - Wolfgang Fritz: Der IT-Chef des baden-württembergischen Batterieherstellers lässt sensible Informationen auf drei Rechnern verteilt speichern - ein potenzieller Angreifer soll so nur einzelne Puzzleteile erhalten, nie das gesamte Bild. Quelle: Bernhard Haselbeck für WirtschaftsWoche

All diese Geräte, ist Schein überzeugt, sichern Vartas Zukunft: Sie brauchen starke Energiequellen, die so winzig sind, dass sie sich leicht in jedes Teil einbauen lassen. Möglich wird das durch neue, leistungsfähige Lithium-Ionen-Batterien. Von Mitte 2015 an soll die Produktion im baden-württembergischen Ellwangen starten. „Massenfertigung ohne hohen Ausschuss können nur ganz wenige“, sagt Schein. „Wir gehören dazu.“

Varta ist daher ein ideales Spionageziel. Wie kaum ein anderes Unternehmen ist es in die Forschungsprojekte von Autobauern, Energieversorgern und Handyherstellern eingebunden. Ob Energiewende oder Elektroauto: Der Erfolg hängt an einem starken Energiespeicher, der sich schnell wieder aufladen lässt. Vartas für die Sicherheit zuständiger Chief Information Officer Wolfgang Fritz hat darum einen hohen Schutzwall errichtet, der alle Spionageangriffe abwehren soll: „Die Kunst ist, die echten Innovationen zu schützen.“

Dezentrale Datenspeicher

Wenn doch mal einer mit „viel krimineller Energie“ ins Firmennetz eindringt, könne er mit den abgezogenen Informationen wenig bis gar nichts anfangen, so Fritz: Die wirklich wichtigen Informationen sind auf drei Rechner verteilt, „der Angreifer bekommt höchstens einzelne Puzzlesteine, aber nie das gesamte Bild“.

Bei Sicherheitsfragen ist Fritz altmodisch: Firmendaten per Cloud Computing zu einem externen IT-Anbieter auszulagern kommt für ihn nicht infrage. Inzwischen sehen das viele IT-Chefs so: Laut einer Bitkom-Umfrage haben 13 Prozent der Unternehmen konkret geplante Cloud-Projekte zurückgestellt, elf Prozent haben sogar bestehende Lösungen aufgegeben. „Die NSA-Affäre hat dem Wachstum einen herben Dämpfer versetzt“, sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf.

Auch an einer zweiten Tradition hält Fritz fest. Nicht die Großen der IT-Szene wie IBM oder Microsoft gehen in Ellwangen ein und aus, sondern kleine, lokal tätige IT-Dienstleister aus Baden-Württemberg wie die Arcos Informationssysteme aus Essingen. „Die helfen rund um die Uhr, wenn es mal ein Problem gibt“, sagt Fritz.

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