Das sichere Unternehmen 4.0 Ein strategischer Ansatz

Spionage ist das zweitälteste Gewerbe der Welt. Doch in der digitalisierten "Industrie 4.0" wächst die Bedrohung. Ein Grund mehr, die vorhandenen Sicherheitsansätze auf ihre Zukunftsfähigkeit hin zu prüfen.

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Unternehmen mit dem Anspruch „Industrie 4.0“ besitzen ein funktionierendes Wertesystem. Quelle: dpa

Industrie 4.0. Der globale Anspruch an deutsche Unternehmen wird dann Realität, wenn auch die Unternehmenssicherheit auf die Stufe „4.0“ angehoben wird. Die internationalen Märkte erwarten uneingeschränkte Liefertreue bei ständig höchster Qualität und Sicherheit der Produkte und Unternehmen. Im Vordergrund steht der unbedingte Kundennutzen zu akzeptablen Weltmarktpreisen. Die Ausrede „Störung der betrieblichen Prozesse“ wird nicht akzeptiert. Ein Grund mehr, die vorhandenen Sicherheitsansätze auf ihre Zukunftsfähigkeit hin zu prüfen und über neue Lösungen nachzudenken.

Im Juli 2015 berichten die Medien erneut über umfassende Spionagetätigkeiten der NSA, die sowohl Regierungsvertreter als auch flächendeckend die Wirtschaft betreffen. Schnell werden diese Schlagzeilen jedoch von „Griechenland“ verdrängt. „Business as usually“.

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Spionage ist und bleibt (!) das zweitälteste Gewerbe der Welt. Daran wird sich trotz allen Beteuerungen nichts ändern. Informationen sind dem von Vorteil, der sie besitzt. Ob man sich gegen die geballte Kraft der Geheimdienste mit einer „Firewall“ wirklich schützen kann, möchte ich in diesem Artikel nicht diskutieren. Stattdessen soll auf die Freizügigkeit hingewiesen werden, mit der Informationen im ICE, im Gate oder überall angeboten werden. Kurzweile ist garantiert. Es bedarf keiner Technik, wer Ohren hat, der höre und wer Augen hat, der lese mit.

Forum IT-Sicherheit


Global agierende Unternehmen bewegen sich im internationalen Wettbewerb auf einer höheren Stufe. Sie wecken ein Interesse, ohne diesen Umstand selbst wahrzunehmen. Wer die „heimischen Gewässer“ verlässt und sich in den „Weltmeeren“ tummelt, hat sich auf gänzlich andere Bedingungen und Gefahren einzustellen.

Die Dynamik der Globalisierung und das Agieren auf internationalen Märkten erfordern eine strategische Ausrichtung von „Unternehmenssicherheit 4.0“.

Der Artikel soll dem interessierten Leser dazu Impulse geben.

Die größten Hacker-Angriffe aller Zeiten
Telekom-Router gehackt Quelle: REUTERS
Yahoos Hackerangriff Quelle: dpa
Ashley Madison Quelle: AP
Ebay Quelle: AP
Mega-Hackerangriff auf JPMorganDie US-Großbank JPMorgan meldete im Oktober 2014, sie sei Opfer eines massiven Hackerangriffs geworden. Rund 76 Millionen Haushalte und sieben Millionen Unternehmen seien betroffen, teilte das Geldhaus mit. Demnach wurden Kundendaten wie Namen, Adressen, Telefonnummern und Email-Adressen von den Servern des Kreditinstituts entwendet. Doch gebe es keine Hinweise auf einen Diebstahl von Kontonummern, Geburtsdaten, Passwörtern oder Sozialversicherungsnummern. Zudem liege im Zusammenhang mit dem Leck kein ungewöhnlicher Kundenbetrug vor. In Zusammenarbeit mit der Polizei gehe die Bank dem Fall nach. Ins Visier wurden laut dem Finanzinstitut nur Nutzer der Webseiten Chase.com und JPMorganOnline sowie der Anwendungen ChaseMobile und JPMorgan Mobile genommen. Entdeckt wurde die Cyberattacke Mitte August, sagte die Sprecherin von JPMorgan, Patricia Wexler. Dabei stellte sich heraus, dass die Sicherheitslücken schon seit Juni bestünden. Inzwischen seien die Zugriffswege jedoch identifiziert und geschlossen worden. Gefährdete Konten seien zudem deaktiviert und die Passwörter aller IT-Techniker geändert worden, versicherte Wexler. Ob JPMorgan weiß, wer hinter dem Hackerangriff steckt, wollte sie nicht sagen. Quelle: REUTERS
Angriff auf Apple und Facebook Quelle: dapd
 Twitter Quelle: dpa

Sicherheit - eine Bestandsaufnahme

Sicherheit ist ein Stiefkind und wird gerne auf dem „Altar der Kostenwertanalyse“ geopfert. „Wir müssen sparen!“ „Überhaupt, wo ist der Nutzen?“ Diese Frage beschreibt die häufig vorherrschende Unkenntnis von Entscheidungsträgern. Und das hat fatale Auswirkungen … für die Existenz von Unternehmen.

Wenn Werkschutz als (diskriminierender) Abschiebebahnhof für Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen herhalten muss, oder die Abteilung ausschließlich aus „Kostengründen“ an Fremddienstleister im Mindestlohnbereich „entsorgt“ wird, nimmt die Unternehmenssicherheit Schaden und lässt zudem fehlenden Sachverstand erkennen.

Auf den internationalen Märkten geht die Sonne nicht unter. Die „betriebsüblichen Arbeitszeiten“, zu denen die „Telefonzentrale“ besetzt wird, interessieren keinen Anrufer. Er hat ein Anliegen und erwartet eine Antwort. Wenn es für „den ersten Eindruck keine zweite Chance gibt“, sind (international tätige) Unternehmen gut beraten, der Aufgabe „Kommunikation“ einen hohen und sicheren Stellenwert einzuräumen. Ein qualifizierter rund um die Uhr erreichbarer „Telefonempfang“ wäre die verbindende Alternative. Davon profitiert zudem das Notfall- und Krisenmanagement.

Diese Branchen sind am häufigsten von Computerkriminalität betroffen


Die Betriebswirtschaftslehre sieht das Thema „Sicherheit“ eher aus der Ferne und bietet kaum Hilfen an. In Deutschland beschäftigen sich Fachverbände mit dem Thema, in denen auffallend viele ehemaligen „Kriminalisten“ vertreten sind. Der immer wieder zu hörende Begriff „Tatort Betrieb“ suggeriert, dass sich die Unternehmenssicherheit auf deliktische Handlungen (z. B. Diebstahl) im betrieblichen Teil des Unternehmens beschränkt. Strategisch gedacht ist das sicherlich nicht. Wundert es, dass Abteilungen mit einer solch eingeschränkten Ausrichtungen immer häufig zur Disposition gestellt werden?

Die Unternehmenssicherheit ist organisatorisch häufig ein „Flickenteppich“, die Funktionen sind „irgendwo angehangen“ und lassen jeglichen ganzheitlichen, gar strategischen Ansatz vermissen. Security und Safety agieren mitunter wie zwei feindliche Brüder. Mit wirtschaftlicher Vernunft hat das nichts zu tun. Die Trennung habe ich nie verstanden. Darum plädiere ich, alle Aufgaben und Zuständigkeiten zum Schutz des Unternehmens in einem Bereich „Unternehmenssicherheit“ zu konzentrieren.
„Sichere Prozesse sind die Voraussetzung für Profitabilität. … Sicherheit ist … wenn das Unternehmen funktioniert“. Quelle: Eigenzitat, Magazin „Food Defense“, Ausgabe 1, Seite 16 – 19. Herausgeber: Kaba GmbH, Dreieich.

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