Daten Das Gold der post-industriellen Gesellschaft

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"Gold des digitalen Zeitalters"

Aber diese Daten werden zunehmend wichtiger und kostbarer. Daher werden sie im Zuge von Industrie 4.0 und dem Internet of Things (IoT) auch als das Gold des digitalen Zeitalters bezeichnet. Immerhin trennen sie die Wertschöpfung durch reine Produktion von derjenigen der digitalen, weitaus umfassenderen „digitalen Produktwelt“.

Industrie 4.0 entwickelt sich derzeit vom Hype zum Dogma für Wettbewerbsfähigkeit und Strategie für die nächsten zehn bis zwanzig Jahre. Als sogenannte disruptive Innovation geistert hier das nächste Buzz-Word durch die Medien, um schließlich bald auf praktische Bedeutung heruntergebrochen zu werden. Es scheint allen sehr deutlich zu sein, welchen Weg die Industrie zu nehmen hat, doch angefangen und die Konsequenzen bedacht haben nur wenige. Es herrscht noch immer eine große, unverantwortliche Sorglosigkeit gepaart mit einer weitgehenden Ignorierung der damit verbundenen Risiken.

Trotz steigender Schäden durch Hackerangriffe und Datenklau rüsten sich Deutschlands Mittelständler einer Studie zufolge nur unzureichend gegen Cyber-Kriminalität. Ein neues Gesetz zwingt Firmen zum Handeln.

Industrie 4.0 ist letztlich die digitale Verzahnung der Produktion von Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung mit ein wenig Produktion in der Mitte und vielen Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen parallel zum physischen Erzeugungsprozess. Gemixt mit Internet of Things, Big Data, Business Intelligence und Virtualisierung aller Bereiche unseres Lebens reichen die Auswirkungen bis auf Geschäftsmodellebene, Entscheidungsprozesse in Vorständen sowie Planungen und Investitions-Strategien.

Und all dies wird über Daten vermittelt, die bei global operierenden Unternehmen ebenso global vernetzt sein müssen – schnell, ständig, sicher und authentisch.

Bei den administrativen und organisatorischen Daten unterstehen Firmen oft restriktiven Rechtsvorschriften zum Datenschutz, wie das Facebook-Urteil des EuGH zu personenbezogenen Daten gerade wieder einmal gezeigt hat. Neben hohen Strafen hat hier auch die Geschäftsleitung ein besonders hohes, persönliches Risiko, wenn nicht nach dem Stand der Technik verfahren und dies dokumentiert abgesichert wird.

Gerade beim Übergang von Industrie 3.x zu Industrie 4.0 verlagern sich erhebliche Anteile der Wertschöpfungskette aus der Produktion in die organisatorischen, auswertenden und steuernden Unternehmensfunktionen. Milliardenschwere Firmen mit nichts als Daten als Geschäftsmodell sind das eine Extrem. Doch über Digitalisierung und Produktwelt-Strategien verlagern sich auch in klassischen Industriezweigen die Wertschöpfungspotentiale und damit auch die Risiken zunehmen hin zu digitalen Prozessen, Bytes und Algorithmen.

Erstaunlicherweise haben derzeit in Deutschland nur 4% der Unternehmen digitalisierte und vernetzte Produktionsprozesse realisiert oder in Planung (ZEW-IKT-Umfrage: Industrie 4.0 ist Unternehmen in Deutschland noch kaum ein Begriff vom 02.12.2015).

Verbrechen 4.0 - das ist möglich

Auch Entscheider in den Unternehmen sehen sich noch als Herr ihrer Beschlüsse und meinen, dass die Daten und Analysen sie lediglich unterstützen. Längst sind aber Bauchgefühl und Erfahrung bei Entscheidungsprozessen der (Sehn-) Sucht nach Kennzahlen, BI und Trendanalysen gewichen und die Lenkung des Unternehmens wird still und heimlich von den Auswertungen der zunehmenden Digitalisierung übernommen.

Damit einher geht ein allerdings noch sehr schwach ausgeprägtes Bewusstsein für die Anforderungen der Digitalisierung, des Wertes der dafür erforderlichen Daten und der Risikobewertung für die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit – also die Überlebensfähigkeit des eigenen Unternehmens in einer global sich schnell und stark wandelnden Wirtschaftswelt. Kleine StartUps drohen binnen kürzester Zeit althergebrachte Geschäftsmodelle links und rechts zu überholen … oder haben dies bereits getan.

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