Daten Das Gold der post-industriellen Gesellschaft

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Risiken der Nicht-Digitalisierung

Industrie 4.0 heißt auch, dass die Produktionsprozesse erheblich genauer und über die gesamte Prozesskette hinweg definiert werden. Damit nimmt die eigentliche Herstellung einen immer kleineren und damit austauschbaren Anteil ein. Die Industrie wird sich mittelfristig in Auftrags- und Produktweltproduzenten aufteilen und dies wird nicht immer in derselben Hand liegen. Das wiederum hat erheblichen Einfluss auf Investitionspläne und Produktplanungen.

Die Ausrichtung der Anlagen ändert sich damit ebenso, wie die Zielsetzung und Eigenschafts-Priorisierung bei zukünftigen Kunden. Unter Umständen werden Anlagen nicht mehr auf Zeiträume von 10 oder 20 Jahren hin angeschafft, sondern mit wesentlich kürzeren Zielen gekauft, um sich bei den schnellen Entwicklungszyklen nicht mit veralteter Technik belasten zu müssen. Langlebigkeit könnte damit in der Prioritätenliste weiter nach hinten wandern und kostengünstige Anlagen aus Fernost interessant machen.

Gestohlene Firmenlaptops, gehackte Netzwerke, Erpressung mit Computerviren: Die vernetzte Welt ermöglicht Verbrechen in neuer Dimension. FBI-Berater Marc Goodman über die Zukunft der Kriminalität.
von Matthias Hohensee

Das Qualitätsbewusstsein deutscher Mittelständler sowie ihrer Kunden trägt aktuell einen Boom deutscher Exporte. Unsere Industrie produziert „für die Ewigkeit“. Aber was passiert, wenn Schnelligkeit, Flexibilität und die allerneueste Technik gefordert wird? Keine klassischen Eigenschaften unserer Wirtschaft.

Die 3D-Drucker könnten eine solche Änderung erzwingen. Die Technik ist noch neu und entwickelt sich rasend schnell. Ganze Fabrikhallen mit solchen Druckern könnten herkömmliche Anlagen sowohl in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung als auch in den neuen, flexiblen Geschäftsmodellen abhängen. Sie müssen nicht lange halten, denn der nächste Technik-schub kann den kurzfristigen Ersatz lohnend werden lassen.

Anders sieht es mit den Steuerungen solcher Anlagen aus. Die reine Ausarbeitung von Produktionsprozessen, das Produktdesign und die Integration verschiedener Auftragsfertiger ist in manchen Bereichen der Industrie bereits gang und gäbe. Einige Firmenkäufe zielen nur auf das Patentportfolio, andere dienen dem Kauf von Knowhow und schwer zu gewinnen-dem Personal. Das eigentliche Kernunternehmen wird dann zerschlagen, verkauft oder entsorgt. Letztlich steht die reine Produktion unter enormen Druck und wird durch viele Anbieter aus anderen Ländern gefährdet. Unsere ehemals starke Textilindustrie hat es unter vielen anderen Industriezweigen erleben müssen. Nähen können andere eben viel billiger.

Konsequenzen

Alle diese Überlegungen zeigen, dass Daten in Zukunft einen erheblichen Anteil an den Wertschöpfungen der Wirtschaft haben werden oder bereits besitzen. Die Absicherung die-ser Daten, der unbedarfte Umgang mit ihnen nach dem Best-Effort-Prinzip oder das Einsparen von Sicherheitsmaßnahmen ist schon heute bedrohlich.

Die Vereinbarung von Budgets für Sicherheit, Entwicklung und Auswertung werden derzeit oft noch nach Gesichtspunkten bestimmt, die Denkmustern des vergangenen Jahrtausends entsprechen. Sparen an so wichtigen Stellen ist genauso wenig sinnvoll, wie Werkzeuge für Handwerker vom Grabbeltisch zu kaufen.

Das sind mittelfristige und erhebliche Risiken.

Gerade der deutsche Mittelstand muss akzeptieren, dass Daten ein Rohstoff sind, auf dem die Geschäftsmodelle der nächsten ein bis zwei Dekaden aufbauen. Der Wandlungsprozess muss jetzt beginnen, denn ob eine Aufholjagd funktioniert, wenn erst die Marktposition und die Finanzkraft schwinden, ist mehr als fraglich.

Dabei haben wir in Deutschland eine exzellente Ausgangslage. Die gute Infrastruktur, der hohe Ausbildungsgrad und eine finanziell stabile Wirtschaft ermöglichen es uns, aus den aktuellen Qualitätsprodukten ganze Produktwelten zu generieren.

Wir müssen lediglich verstehen, dass die nächste Wirtschaft nicht auf Stahl. Maschinen und Ingenieuren aufgebaut ist, sondern aus Bits, Kommunikation und Informatik.

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