Deutsche Telekom T-Mobile übertrifft in den USA die Erwartungen

T-Mobile US, die wichtigste Tochter der Telekom, hat Zahlen vorgelegt – und die können sich sehen lassen. Doch an anderer Stelle hapert es. Denn der Zusammenschluss mit Sprint kommt nicht in die Gänge.

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T-Mobile USA: Telekom-Tochter übertrifft die Erwartungen Quelle: AP

Düsseldorf Offenbar hätte dieser Tag anders verlaufen sollen- und zwar so: Zuerst hätte die lange erwartete Ankündigung einer Fusion mit dem Wettbewerber für viel Aufmerksamkeit gesorgt. „T-Mobile US und Sprint formieren neuen US-Mobilfunkriesen“ hätten dann die Überschriften lauten können – und wie als Bestätigung der Sinnhaftigkeit dieses Vorhabens hätte die Telekom-Tochter mit Zahlen für das dritte Quartal geglänzt. So berichtete es zumindest die Nachrichtenagentur Bloomberg bis vor kurzem mit Bezug auf Personen, die mit den Verhandlungen betraut sind.

Doch die Zeit hat wohl nicht gereicht. Die Papiere sind nicht fertig, aber T-Mobile US muss nun seine Quartalszahlen vorlegen. Bei der Vorstellung der Bilanz des zweiten Quartals hatte sich der Mobilfunker noch gerühmt, nun als erster der amerikanischen Telekommunikationsanbieter seine Ergebnisse zu präsentieren. Schließlich laufe man auch im Wettbewerb vorweg. Doch nun hat Wettbewerber Verizon schon vorgelegt, und Branchenprimus AT&T wird dies am Dienstag tun. Also muss nun T-Mobile US zeigen, was sie geleistet haben. Und die Zahlen können sich sehen lassen:

Mit einem Nettogewinn von 550 Millionen Dollar nach 366 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum hat T-Mobil US die Expertenerwartungen übertroffen. Der Umsatz stieg auf etwa zehn Milliarden Dollar nach 9,3 Milliarden und entsprach grob den Prognosen. Für das Gesamtjahr erwartet das Unternehmen jetzt mindestens 3,3 Millionen Neukunden statt drei Millionen.

Für die Telekom ist T-Mobile US mittlerweile die wichtigste Tochter. Sie trägt mehr als 48 Prozent zu den Einnahmen des Konzerns und 40 Prozent zu dessen bereinigten Gewinn (Ebitda) bei. Tendenz bei beidem: steigend. T-Mobile US ist die Nummer drei im US-Markt. Von einer Fusion mit Nummer vier, Sprint, erhofft sich der Konzern Einsparungen durch Synergieeffekte von mehr als 30 Milliarden Dollar. Seit Freitag berichtet die Nachrichtenagentur „Bloomberg“, die Verkündung des Deals würde wahrscheinlich um etwa einen Monat verschoben.

Das könnte auch daran liegen, dass mögliche Einwände von Kartellbehörden vorher bereits ausgeschlossen werden sollen. Die Telekom muss drei Behörden überzeugen: Die beiden Kartellbehörden Federal Communications Commission (FCC) und die „Antitrust Divison“ des Justizministeriums, sowie den Ausschuss der US-Regierung zur Kontrolle von Auslandsinvestitionen. Die FCC gilt unter der Leitung von Ajit Pai ebenfalls als liberal. Auch vom neuen obersten Kartellbeobachter im Justizministerium, Makan Delrahim, erhoffen sich die Unternehmen Zustimmung.

Tatsächlich müssen die Unternehmen einen Zusammenschluss beim Justizministerium zwar anmelden, die kann aber keinen direkten Einspruch einlegen. Sie kann allerdings innerhalb eines Monats nach der Anmeldung in einem ausführlichen Fragebogen alle möglichen Informationen anfordern, angefangen beim Geschäftsmodell, bis hin zur erhofften verbesserten Effizienz. Kommt sie bei der Prüfung der Unterlagen zu dem Schluss, eine Fusion ist nicht im Sinne der Konsumenten, kann die Behörde gegen den Zusammenschluss klagen und ist dann in der Beweispflicht. Weil dieses Verfahren sich dann allerdings sehr lange hinziehen kann, lassen viele Unternehmen ihre Pläne ab diesem Zeitpunkt fallen. So wie AT&T im Jahr 2011.


Sprint-Aktie hat an Wert verloren

Zwar wurde zuletzt berichtet, dass Angestellte im Ministerium gegen eine Fusion seien, ob Klage eingereicht wird, oder nicht, entscheidet aber die Führungsspitze – und die ist politisch besetzt. Die Telekom muss also Makan Delrahim von der Fusion überzeugen.

Dafür müssen bereits jetzt diverse Studien angefertigt werden und die Argumente zurecht gelegt werden. Wenn die Fusion einmal angemeldet ist, würde das sonst viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen.

Dabei wird der Konzern streng darauf achten müssen, zu versprechen, auch nach einer Fusion weiterhin der Angreifer im Markt zu sein. In der Klage gegen die Übernahme von AT&T 2011 hatten das Justizministerium unter anderem argumentiert, speziell T-Mobile US würde sich als „Herausforderer-Marke“ beschreiben und mache „disruptive Preisangebote“. Damit würde er wichtigen Wettbewerbsdruck ausüben. Der Grund, warum T-Mobile US heut so stark ist, könnte also gegen eine Fusion sprechen.

Zuletzt ist die Hoffnung von Anlegern auf die Fusion geschwunden: Die Aktie von Sprint ist innerhalb von drei Monaten um mehr als 16 Prozent auf zuletzt unter sieben Dollar gefallen. Verantwortlich waren Medienberichte, dass die Übernahme rein durch Aktientausch stattfinden solle und T-Mobile keine Prämie für Sprint bereit zu zahlen sei.

Auch die Papiere von T-Mobile US gaben im selben Zeitraum nach, wenn auch nur leicht. Die Telekom hat betont wiederholt, die Tochter könne auch ohne einen Zusammenschluss wachsen. Auch wenn sie Experten zufolge damit auch in Zukunft an ihre Grenzen stoßen könnte, sieht das für Sprint schlechter aus, weil er Konzern ohnehin schon sehr hoch verschuldet ist.

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