Digitalmarkt "Die Zeit der Europäer wird kommen"

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Das Erfolgspotenzial der europäischen Internetwirtschaft

Hier studieren die Unternehmer von morgen
Universität Magdeburg Quelle: dpa
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Platz 7: FU Berlin Seit 2006 sind aus der Gründungsförderung der Freien Universität Berlin, die sich „Profund“ nennt, über 70 Kapitalgesellschaften hervorgegangen. Jährlich führt sie zwischen 150 und 200 Beratungsgespräche und bietet in fünf sogenannten Gründerhäusern auf dem Campus 120 Arbeitsplätze für studentische Start-Ups. Außerdem veranstaltet die FU etwa ihren „Entrepreneurship Summit“, der rund 1.500 Teilnehmer pro Jahr anlockt. Auf den mehrmals jährlichen „Business & Beer“-Abenden können Gründer ihre Konzepte vorstellen und den Vorträgen etablierter Unternehmer oder Experten lauschen. ePortrait soll den Gang zur Fotokabine für Passbilder überflüssig machen. Die im März 2012 gestartete Ausgründung der FU Berlin bietet die Möglichkeit, per Webcam biometrische Passbilder am PC zu machen und sie zu bestellen. Das Unternehmen setzt auch auf Geschäftskunden. So ist das Programm seit Mai in der Website einer Krankenkasse integriert und kann für die Fotos auf elektronischen Gesundheitskarten genutzt werden.
Platz 6: Universität Rostock Mit Wettbewerben will die Universität Rostock den Unternehmergeist ihrer Studenten wecken. 2009 organisierte das Gründerbüro erstmals „Idee sucht Mentor“. Dabei stellen die Teilnehmer bei einer Art Speed-Dating verschiedenen Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft ihre Geschäftsidee vor. Haben Studenten und Mentoren zusammengefunden, erarbeiten sie ein Geschäftskonzept und messen sich dabei mit anderen Gruppen. In der zweiten Jahreshälfte organisiert das Gründerbüro außerdem den Jungunternehmerpreis der Universität Rostock. Seit 2006 wurden laut Uni dort 130 Firmen gegründet. Berührungslose Messtechnik für die Industrie verkauft die Astech Angewandte Sensortechnik GmbH in Warnemünde. Zum Portofolio der Ausgründung der Uni Rostock gehören Sensoren, um Geschwindigkeit, Länge, Abstand, Position, Breite und Farbe zu bestimmen. Quelle: ZB
Platz 5: RWTH Aachen Im Jahr 2000 hat die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen gemeinsam mit der örtlichen IHK und den Sparkassen ihr Gründerzentrum ins Leben gerufen. 2003 folgte der Entrepreneurship-Lehrstuhl „Wirtschaftswissenschaften für Ingenieure und Naturwissenschaftler“ (WIN). Die Uni begleitet ihre Jungunternehmer nicht nur während der Gründung, sondern auch in den ersten fünf Jahren danach. Auf Pursenal.de können sich Nutzer ihre eigene Handtasche gestalten. Dabei lassen sich   unter anderem  Größe, Lederfarbe, Fadenfarbe, Futter, Innenausstattung, Verschluss und Riemenlänge variieren. Quelle: dpa
Platz 4: Universität Lüneburg Auch die Leuphana Universität Lüneburg setzt auf Beratung, Gründungslehre, Wettbewerbe und Netzwerke. Zusätzlich bietet sie jedem Gründer ein sogenanntes Starter-Set an, genauer gesagt einen 50-Euro-Gutschein, der unter anderem für kostenpflichtige Gründungsveranstaltungen gilt.  Mit der Ticcats GmbH hat der ehemalige Leuphana-Student 2010 Deutschlands erstes Online-Preisvergleichs-Portal für Live-Unterhaltungs-Tickets gegründet.

Aber die hoffnungsvollen Ideen werden dann von mächtigen US-Investoren aufgekauft und zu Geld gemacht, wie im Fall von Skype, das zwar von Europäern erdacht wurde und jetzt dem Softwareriesen Microsoft gehört.

Das kommt oft vor und zeigt, welches Erfolgspotenzial in den Konzepten der europäischen Internetwirtschaft stecken kann. Aber Innovationen kommen nicht nur aus neu gegründeten Unternehmen. So ist das als klassischer Fernsehsender gestartete Medienunternehmen ProSiebenSat.1 mittlerweile zum wohl dynamischsten Digitalkonzern Europas geworden – übrigens auch mit Hilfe des von KKR bereit gestellten Beteiligungskapitals. Gemeinsam mit dem Medienkonzern Bertelsmann haben wir 2009 die Chance ergriffen, BMG zu gründen. Aus Berlin heraus haben wir dann das Unternehmen in den Folgejahren zum führenden unabhängigen Musikverlag der Welt aufgebaut, der von der Digitalisierung des Musikmarkts profitiert.

Die Beispiele Fernsehen und Musik zeigen, wie gefährlich das Internet für viele Traditionsbranchen sein kann. Welche Hoffnung besteht da noch für klassische Industrien – wie das Verlagswesen?

Das Internet muss nicht ausschließlich eine Bedrohung für den Journalismus darstellen. Das Interesse an Nachrichten und einordnenden Analysen ist ungebrochen und wächst sogar. So hat der englische Guardian durch die Digitalisierung zwar einen großen Teil seiner Printauflage verloren. Gleichzeitig hat das Medium dank seiner Website aber neue englischsprachige Leser auf der ganzen Welt gewonnen.

Auch für die Musikindustrie stellt das Internet eine große Herausforderung dar, doch die Leute hören über das Netz viermal so viel Musik wie noch in Zeiten der CD. Das Problem besteht nun darin, damit auch Geld zu verdienen. Hier dürfen die betroffenen Branchen nicht aufhören, mit neuen Geschäftsmodellen und Bezahlformen zu experimentieren. ProSiebenSat.1 und BMG haben erfolgreich gezeigt, wie das funktioniert.

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