Druckmaschinen Die Deutschen verpassen den Anschluss

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Der digitale Einstieg kommt zu spät

Klassische Druckmaschinen wie vom weltgrößten Druckmaschinenbauer Heidelberg werden auf Dauer der digitalen Konkurrenz weichen müssen. Quelle: dapd

Die deutschen Druckmaschinenbauer reagierten zwar auf die Veränderung des Marktes, doch zu spät. So ging Koenig & Bauer im vergangenen Jahr mit der amerikanischen R. R. Donnelley & Sons Company eine Partnerschaft ein. Heidelberg verbandelte sich zur gleichen Zeit mit Ricoh. Doch bei beiden Allianzen geht es vornehmlich um Vertrieb und die elektronische Einbindung in die Druckanlagen.

Tragisch: Heidelberg war unter dem damaligen Konzernchef Hartmut Mehdorn bereits 1997 in das Digitaldruckgeschäft eingestiegen. Doch als die Werbe- und Medienkrise nach der Jahrtausendwende einsetzte, entschied sein Nachfolger Bernhard Schreier, das Geschäft 2004 abzustoßen.

Auf der Drupa werden beide Unternehmen die neuen Maschinen vorstellen. Aber es sind eben nicht eigene Entwicklungen – auch wenn die Logos der deutschen Hersteller auf den Geräten prangen. Von einem Rettungsschlag kann keine Rede sein. „Sowohl Heidelberg wie Koenig & Bauer bleiben klassische Druckmaschinenbauer“, kritisiert ein Unternehmensberater.

Dabei spricht viel für die neue Technik. Die teure Vorbereitung der Druckformen entfällt. Kleine Auflagen und an den einzelnen Nutzer angepasste Varianten etwa von Werbebriefen mit persönlicher Anrede sind ohne große Kosten herzustellen. Der Drucker kann jede Seite ohne großen Aufwand verändern. Vor allem für kleine Einzelauflagen mit viel Farbe und hoher Vielfalt sinkt der Aufwand beträchtlich und verbessert sich die Kalkulation für die Druckereien. Denn dank der flexiblen Digitaldrucker verursachen Nachdrucke in kleinen Auflagen viel weniger Mehrkosten. „Drucker wollen flexibel sein“, sagt Andreas Weber, Sprecher der Brancheninitiative Mainzer Digitaldruckforum.

Traditionalisten werden auf Dauer aussterben

Verstärkt wird der Trend zum Digitaldruck dadurch, dass die Technik immer höhere Auflagen ermöglicht. Arbeiteten die Anlagen vor fünf Jahren nur bis zu weit unter 10.000 Exemplaren wirtschaftlich, schaffen sie dies inzwischen mit über 100.000 Stück und bieten dadurch den herkömmlichen Druckmaschinen immer mehr Paroli – Tendenz steigend.

Der Überlebenskampf der deutschen Traditionalisten hatte in den vergangenen Jahren dramatische Formen angenommen. Zwar schreibt Koenig & Bauer schwarze Zahlen, musste aber beim Umsatz in den vergangenen fünf Jahren etwa ein Drittel abgeben. Branchenprimus Heidelberg konnte vor drei Jahren nur durch staatliche Garantien gerettet werden. Und Manroland, lange Zeit die Nummer zwei weltweit, ging Ende des vergangenen Jahres pleite. Die Reste überleben jetzt unter den Dächern des Lübecker Maschinenbauers Possehl und der britischen Langley-Gruppe.

Gegen die Digitaldruckgiganten wie Hewlett-Packard, Canon oder Xerox, deren Konzernumsätze teilweise mehr als zehnmal so groß sind, wirken die Druckmaschinenbauer angeschlagen und wie Zwerge.

„Der Spielraum wird für die klassischen Druckerhersteller immer kleiner“, sagt Digitalexperte Weber – wie auch der Raum, den sie auf der Drupa in Düsseldorf beanspruchen.

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