Viele Nutzer von alternativen Suchmaschinen täten das wegen ihrer politischen Einstellung, sagt Christoph Sorge, Professor für Rechtsinformatik. „Sie wollen verhindern, dass ein einziger Konzern zu viele Daten sammelt. Denn Daten sind Macht.“
Dass die Zahl der Nutzer so gering ist, liege nicht am fehlenden Bewusstsein. „Vielen ist klar, dass ihre Daten verarbeitet und ausgewertet werden“, sagt er. „Aber letztendlich siegt die Bequemlichkeit.“ Denn die Suche bei Google habe für Privatpersonen keinen direkt bemerkbaren Nachteil.
Swisscows
Swisscows gehört zur Hulbee AG, einem Technologieunternehmen aus der Schweiz. Aufgebaut wurde sie 2014.
Swisscows beschäftigt 54 Mitarbeiter. Die noch junge Suchmaschine bearbeitet 4,2 Millionen Suchanfragen im Monat, davon rund eine Million in Deutschland.
Swisscows garantiert Datensicherheit – die Suchmaschine betreibt kein Tracking, nutzt keine Cookies und speichert keine Nutzerdaten.
Swisscows betreibt eigene Server. Diese sind in der Schweiz – das heißt weder die EU noch die USA haben rechtlich gesehen Zugriff auf die Server.
Trotzdem rät Sorge zur anonymen Suche: „Man verkleinert den Ausschnitt, den Google sieht.“ In manchen Fällen könnten die Informationen, die Google über seine Suchmaschine erhält, die Verknüpfung der gesammelten Informationen zu einer konkreten Person erlauben.
Bei Unternehmen verhalte sich das anders. Über IP-Adressen kann systematisch untersucht werden, welche Suchbegriffe innerhalb eines Konzerns häufig vorkommen. Wird etwa nach bestimmten Patenten gesucht, könnte das Unternehmen an Innovationen arbeiten, die damit zusammenhängen. „Online-Wirtschaftsspionage wird allgemein unterschätzt“, erklärt Sorge.
Standortvorteil Server
Ein entscheidender Faktor in punkto Sicherheit der Suchmaschinen ist der Standort. Als amerikanisches Unternehmen unterliegt DuckDuckGo dem amerikanischen Recht. Für das US-Unternehmen gilt der Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA). Geheim tagende Gerichte können Weinberg zwingen, die Daten seiner Nutzer zu sammeln – ohne dass er die Nutzer darauf hinweisen darf.
Wo die NSA im Ausland spioniert hat
Für Empörung sorgte im Oktober ein Bericht der französischen Tageszeitung „Le Monde“, wonach die NSA allein innerhalb eines Monats – zwischen dem 10. Dezember 2012 und dem 8. Januar 2013 – 70,3 Millionen Telefonverbindungen in Frankreich überwachte. Bereits Anfang Juli hatte der britische „Guardian“ berichtet, der Geheimdienst habe unter anderem Frankreichs diplomatischen Vertretungen in Washington und bei den Vereinten Nationen in New York ausgespäht. Im September berichtete der „Spiegel“ auch von Spähangriffen gegen das französische Außenministerium in Paris.
Die „Washington Post“ und der „Guardian“ berichten Anfang Juni, die NSA und die US-Bundespolizei FBI würden auf Serverdaten der großen Internetkonzerne wie Yahoo, Facebook, Google und Microsoft zugreifen. Der Name des geheimen Überwachungsprogramms: Prism.
Der „Guardian“ berichtet Mitte Juni unter Berufung auf die Snowden-Dokumente, der britische Geheimdienst habe vor vier Jahren Delegierte von zwei in London stattfindenden G-20-Treffen ausgespäht. Ziele waren demnach die Delegationen Südafrikas und der Türkei. Die NSA soll bei der Gelegenheit versucht haben, ein Satelliten-Telefongespräch des damaligen russischen Präsidenten Dmitri Medwedew nach Moskau abzuhören.
In seiner Ausgabe vom 1. Juli berichtet der „Spiegel“, die NSA habe in EU-Vertretungen in Washington, New York und Brüssel unter anderem Wanzen installiert. Auch sollen interne Computernetzwerke infiltriert worden sein. Ende August berichtet der „Spiegel“, die NSA habe auch die Zentrale der Vereinten Nationen in New York ausspioniert. Dem Geheimdienst gelang es demnach, in die interne Videokonferenzanlage der Uno einzudringen.
Der brasilianische Sender „Globo“ berichtet Anfang September, die NSA habe Telefonate und Internetkommunikation von Staatschefin Dilma Rousseff und ihren Mitarbeitern überwacht. Auch Unternehmen wie der Ölkonzern Petrobras und Millionen brasilianischer Bürger sollen ausgespäht worden sein. Verärgert verschiebt Rousseff einen für Oktober geplanten Staatsbesuch in den USA auf unbestimmte Zeit.
Der „Spiegel“ berichtete im Oktober 2014, schon 2010 sei es einer NSA-Spezialabteilung gelungen, in das E-Mail-Konto des damaligen mexikanischen Präsidenten Felipe Calderón einzudringen. Calderóns Nachfolger Enrique Peña Nieto forderte Anfang September Erklärungen von den USA, nachdem Globo berichtet hatte, die NSA habe ihn während des Wahlkampfs 2012 ausgespäht.
In einem Interview mit der Zeitung „South China Morning Post“ aus Hongkong gibt Snowden an, die NSA hätten chinesische Mobilfunk-Konzerne gehackt und Millionen von SMS ausgespäht. Demnach verübte die NSA auch Cyber-Attacken auf die Tsinghua-Universität in Peking. Dort sind sechs zentrale Netzwerk-Schaltstellen untergebracht, über die Chinas gesamter Internetverkehr läuft.
Auch Ixquick betreibt neben seinen Servern in Europa Server in den USA – schließlich haben die Niederländer dort einen Großteil ihrer Nutzer. „Als europäisches Unternehmen gilt FISA für uns nicht“, sagt Bauer. „Würde die NSA auf unsere Server zugreifen wollen, würden wir das in die Welt hinaus posaunen und verweigern.“ Das wäre gute Werbung für das Unternehmen.
Außerdem speichere Ixquick ohnehin keine Nutzerdaten auf seinen Servern. 2008 wurde das Unternehmen deswegen vom Europäischen Datenschutzbeauftragten als erste Suchmaschine mit dem Europäischen Datenschutzgütesiegel ausgezeichnet.
Mit den Servern als Standortvorteil werben auch MetaGer und Swisscows. MetaGers Server befinden sich im Regionalen Rechenzentrum Hannover, Swisscows liegen in der Schweiz. „Das ist der sicherste Platz der Welt“, meint Swisscows-Gründer Wiebe. „Die Schweiz liegt außerhalb Europas und außerhalb der USA – niemand hier ist scharf auf eine Vorratsdatenspeicherung, wie sie in Deutschland diskutiert wird.“