Noch kann Samsung im Chipgeschäft den Vorsprung halten. Die Erfolge mit Smartphones, Tablets und Fernseher auf der einen nähren die Produktion von Komponenten auf der anderen Seite. „Wachsende Marktanteile bei Smartphones und der Verkauf mobiler Komponenten stärken sich gegenseitig“, sagt Chung Chang-won, Analyst beim Brokerhaus Nomura.
Unbegrenzt funktioniert das aber nicht. Bei den Endgeräten greifen chinesische Nachahmer die Koreaner mit ihren eigenen Methoden an: Huawei und ZTE bei Handys und Smartphones, Haier bei Fernsehern und Haushaltsgeräten sowie Lenovo bei Computern. Das drückt die Margen der Samsung-Geräte. Schon heute ist der koreanische Riese lange nicht so profitabel wie Apple. Von der anderen Seite nähern sich Softwareriesen wie Google, die sich eigene Hardwarefirmen zulegen.
"In China, für China"
Samsung setzt eine zweigleisige Strategie dagegen. Zum einen flüchtet der Konzern aus dem teuren Produktionsstandort Korea. Neue Chip- und LCD-Fabriken entstehen entweder in Billigländern wie Vietnam oder im neuen Zielmarkt China. Unter dem Schlagwort „In China, für China“ will Samsung dort mehr für den Binnenmarkt produzieren. „Samsung sieht China, nicht Apple als die eigentliche Gefahr, deshalb will man die Chinesen in China bekämpfen“, meint Experte Michell.
Zum anderen investiert Samsung, wo sich das bewährte Geschäftsmodell mit guten Aussichten wiederholen lässt – in Logikchips, OLED-Fernseher, LED-Lampen, Drucker, Solarzellen, Lithium-Ionen-Akkus und Medizintechnik. Michell ist zuversichtlich: „Samsung kontrolliert alle Wege in die digitale Zukunft und lernt sehr schnell aus Fehlern.“
Wäre da nicht die Nachfolge: Was der neue Samsung-Electronics-Chef Lee Jae-yong kann, weiß niemand, obwohl er seit 21 Jahren für die Gruppe arbeitet. Seine einzigen Gehversuche als Unternehmer – Ende der Neunzigerjahre im Internet – scheiterten. Samsung musste seine Firmen retten. Vater Lee hat die operative Führung des Konzerns bisher international ausgebildeten Landsleuten überlassen. „Samsung hat das beste Management aller koreanischen Konzerne“, lobt Ökonom Kim.
Sollte sich sein 44-jährige Sohn Lee Jae-yong künftig mehr ins alltägliche Geschäft einmischen, wüchse das Risiko folgenreicher Fehler, da im Ja-Sager-Biotop Samsung niemand dem Filius des bisherigen Herrschers widersprechen würde, meint Samsung-Ex-Chefjurist Kim Yong-cheol. Genau darin liegt nach Meinung des britischen Korea-Kenners und PR-Beraters Michael Breen in Seoul langfristig die Gefahr für den Konzern.
„Ohne Fokus auf einen Lee“, behauptet Breen, „kollabiert die ganze Gruppe.“