Elektronikhersteller Mit welchen Methoden Samsung die Welt erobert

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Die Kontrollsucht ist ungebrochen

Wie Südkoreas Konzerne die Krallen ausfahren
Der Tigerstaat Südkorea fährt immer öfter seine Krallen aus: Die Elektronikkonzerne Samsung und LG liefern sich erbitterte Patentgefechte mit den Rivalen aus dem Westen. Quelle: dpa
Hyundai, der größte Autobauer des asiatischen Landes, pirscht sich an den europäischen Marktführer Volkswagen heran - in dessen eigenem Revier. Quelle: dapd
Südkoreanische Firmen treten zunehmend forsch auf und bringen die Konkurrenz in Bedrängnis. „Aggressiv und schnell sind koreanische Unternehmen immer gewesen - dies ist Teil des Erfolgsgeheimnisses“, sagt Frank Robaschik von Germany Trade & Invest (GTAI), der Gesellschaft zur Außenwirtschaftsförderung der Bundesrepublik. Quelle: Reuters
Und der Erfolg gibt den Koreanern Recht: Das ostasiatische Land mit knapp 50 Millionen Einwohnern zählt zu den größten Exportnationen der Welt. Quelle: Reuters
Ob im Schiffsbau, hier eine Werft des Konzerns Daewoo,... Quelle: Reuters
...bei der Herstellung von Monitoren oder von Speicherchips - die Südkoreaner liegen an der Weltspitze. Quelle: Reuters
Auf dem Elektronikmarkt überflügelten koreanische Anbieter die zuvor dominierenden Japaner. So stieg Samsung zum weltgrößten Elektronikkonzern auf... Quelle: REUTERS

Auch wenn Samsung inzwischen über einen Beteiligungsfonds junge Firmen mit innovativen Technologien fördert, bleibt Konzernkenner Anthony Michell in Seoul skeptisch: „In der DNA von Samsung ist ein Bürokratismus angelegt, der sich nur schwer überwinden lässt.“ So verlassen Ausländer Samsung meist irgendwann einmal, weil sie nicht sehr weit aufsteigen können. Wichtige Positionen bleiben Koreanern vorbehalten. Wie weit Samsung von den Erfordernissen der iPhone-Ära entfernt ist, zeigt eine Anekdote: Vor drei Jahren schickte der Konzern seine Manager zu Hunderten ins Kino, um beim 3-D-Science-Fiction-Film „Avatar“ die Fantasie für neue Produkte anzuregen.

Derlei Aktionen sowie die Lockerungen in „Samsung Digital City“ werden Fantasie und Kreativität der Elektroniksparte so lange nicht sprießen lassen, wie der alte Geist auf anderen Ebenen weiterwabert. Denn obwohl die Familie Lee nur fünf Prozent der Aktien von Samsung Electronics hält, sitzen im Verwaltungsrat des direkten Apple-Konkurrenten nur Samsung-Manager und Lee-Verbündete, die Teile des clan-typischen Nordkorea-Stils weiter pflegen.

So ist die Kontrollsucht bei Samsung ungebrochen. Laut einem Bericht des öffentlich-rechtlichen koreanischen Fernsehsenders MBC überwacht eine Sonderabteilung im Konzern bis heute unliebsame Mitarbeiter. Alle Beschäftigten dürfen das GPS-Signal in ihrem Handy nicht abschalten, damit sich ihre Bewegungen ständig überwachen lassen. Jederzeit darf das Unternehmen die persönliche Habe der Mitarbeiter im Betrieb durchsuchen lassen. Bis heute gibt es bei Samsung Electronics keine unabhängige Gewerkschaft. Wirksame Mitspracherechte werden ausgehebelt, indem sich nur loyale Mitarbeiter als Arbeitnehmervertreter wählen lassen dürfen.

Wer den Markt der Smartphones regiert

Angreifer aus China

Wer laut über die Gründung einer unabhängigen Gewerkschaft nachdenkt, wird eingeschüchtert, isoliert und gefeuert, so wie Kim Sung-hwan, der danach von außen eine Samsung-Gewerkschaft gründete. Mitarbeiter, die den Ex- Kollegen treffen, würden verfolgt und verhört, erzählt er in einem schäbigen Büro bei Seoul.

Beim Arbeitsschutz wiederum ist Samsung ins Visier von Menschenrechtsgruppen geraten. In einem Krankenhaus in Chuncheon nördlich von Seoul sitzt die 35-jährige Han Hi-kyoung im Rollstuhl. Ihre Arme zucken, ihr Gesicht verzerrt sich. „Ich könnte Samsung töten“, stößt sie mühsam hervor. Seit der Entfernung eines Hirntumors kann die junge Frau nicht mehr laufen und kaum sprechen.

Sechs Jahre lang hatte Han 16 Stunden täglich in einer Samsung-Fabrik Displaymodule zusammengebaut. Dabei kam sie ständig mit einer Bleicreme in Berührung und atmete ihre Dämpfe ein. 56 ehemalige Arbeiter in der Halbleiterproduktion von Samsung sind der Aktivistengruppe Sharps zufolge frühzeitig verstorben, die meisten an Krebs. Samsung leugnet jeden Zusammenhang, weigert sich aber, die eingesetzten Chemikalien preiszugeben. Zugleich bietet der Konzern Kranken und Angehörigen Geld, das mit einer Schweigeauflage verbunden ist.

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