Elektronikhersteller Mit welchen Methoden Samsung die Welt erobert

Der koreanische Gigant flutet die Welt mit seinen Smartphones, Tablets, Fernsehern und Haushaltsgeräten. Doch das Erfolgsgeheimnis ist zugleich die Achillesferse des Konglomerats. Zwang zu Gehorsam und totale Kontrolle helfen zwar, Konkurrenten mit schierer Masse zu erschlagen, nicht aber mit Kreativität und neuen Ideen.

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So viele Geräte verkauft der Elektroriese Samsung
Samsung ist die Nummer eins auf vielen Märkten. Als heimliche Holding des Mischkonzerns gilt der Freizeitparkbetreiber Everland, der zu 54 Prozent der Familie Lee gehört, die direkt und indirekt Anteile an den einzelnen Unternehmen hält. Zahlen zur Samsung Group: Umsatz (2011): 196 Milliarden EuroNettogewinn: 16,1 Milliarden EuroMitarbeiter (Ende 2011): 369.000 Gegründet: 1938 als HandelshausEinzelunternehmen: 79Schwerpunkt: rund 75 % Elektronik Quelle: REUTERS
Laptops: Verkauft (2011): 13,2 Millionen Marktanteil: 5 Prozent Quelle: REUTERS
Flachbildschirme/ TV-Geräte:weltweit Nr. 1 Marktanteil: 27 Prozent Quelle: dpa
Laserdrucker: Verkauft (2. Quartal 2012 laut IDC): 7,0 Millionen Marktanteil: 5 Prozent Quelle: Presse
Beistellkühlschränke:weltweit Nr. 1 (2011) Marktanteil: 33 Prozent Quelle: Presse
Smartphones: weltweit Nr. 1 (2. Quartal 2012 laut IDC) Marktanteil: 31 Prozent Quelle: dapd
Digitalkameras:weltweit Nr. 4 (2011) Marktanteil: 13 Prozent Quelle: REUTERS

Wie kann jemand so mit Leuten umgehen! Seinen Vorstandschef, den er beaufsichtigt, beschimpft er stundenlang am Telefon. Verdiente Top-Manager schasst er ohne Abschiedsworte. Er lässt Führungskräfte antreten, damit sie ihm zusehen, wenn er etwas isst. Auf stundenlangen Konferenzen mit ihm wagt keiner, zur Toilette zu gehen.

So kann nur einer mit Leuten umgehen, wenn er Koreaner ist, tief in der militärischen und konfuzianischen Tradition seines Landes von Zucht und Ordnung steht, Lee Kun-hee heißt – und oberster Kontrolleur des Giganten Samsung ist.

Was kann der Sohn? - Designierter Nachfolger Lee Jae-yong vor seinem Vater und Samsung-Chairman Lee Kun-hee Quelle: REUTERS

Während alle Welt seine Smartphones, Tablets, Fernseher, Kameras, Kühlschränke und sonstige Elektronik kennt, präsentiert der 70-jährige Übervater des weltgrößten Handy- und Fernsehgeräteherstellers sich selbst als großen Unbekannten. Die Öffentlichkeit in Südkorea kennt ihn nur als den Scheuen und Wortkargen. Emotionen dringen nur nach draußen, wenn es um die Familie geht. So stürzte ihn unlängst in Rage, dass sein ältester Bruder Maeng-hee als Erstgeborener nie zur jährlichen Totenzeremonie für den Vater und Konzerngründer Lee Byung-chull ging – eine schlimme Beleidigung im konfuzianischen Korea.

Apple gilt als geheimbündlerisch und sektenartig, Facebook als missionarisch, Google als elitär. Doch was ist die Seele von Samsung, dessen Name auf Deutsch „Drei Sterne“ bedeutet?

Die Luft brennt

Ex-Mitarbeiter und Insider stimmen darin überein, dass schon lange nicht mehr bei Samsung die Luft so brannte. Die wichtige Elektroniksparte, die zwei Drittel des Gruppenumsatzes macht, liegt mit Apple in den USA vor Gericht und muss fürchten, das erfolgreiche Konkurrenzgerät zum iPhone, das Galaxy S3, in den Staaten nicht verkaufen zu dürfen. Beim Patentstreit vor einem US-Bundesgericht wollen Apple und Samsung dem Aufruf der Richterin zum Friedensschluss nicht folgen.

Vorwürfe der Smartphone-Hersteller

Gleichzeitig gerät Konzernlenker Lee Kun-hee persönlich in Bedrängnis, weil seine Geschwister gegen ihn aufbegehren. Bruder Maeng-hee und Schwester Sook-hee verlangen vor Gericht, dass er einen Teil des vom Vater geerbten Aktienpaketes herausrückt, das er angeblich unter falschem Namen bunkert. Sollte sich das bestätigen, droht Lee Kun-hee die Kontrolle über Samsung Electronics zu verlieren – jene Perle im Konzern, die ihn zum großen Gegenspieler von Apple werden ließ. Vor allem aber könnte ein Sieg der Geschwister Lee Kun-hee die Machtübergabe an seinen Sohn Lee Jae-yong vermasseln, der Samsung in die nächsten Jahrzehnte führen soll. Gerade hat Lee Kun-hee seinen Ältesten zu seinem Stellvertreter ernannt.

Parallelen zu Nordkorea

Auf Samsung trifft keine Charakterisierung auch nur annähernd zu, die für westliche Konzerne gilt. Die Firmengruppe rings um Samsung Electronics ist eine einmalige Mischung aus militärisch straffer Produktion und extrem leistungsorientiertem Management, beseelt von koreanischem Familiensinn und nationalistischem Korpsgeist. Am erschreckendsten für westliche Beobachter sind die Parallelen mit dem Macht- und Herrschaftsapparat im kommunistisch regierten Norden des Landes. Langjährige Mitarbeiter klagen, sie fühlten sich bei Samsung nicht wie in einem modernen, global orientierten Unternehmen, sondern wie in einer Filiale von Pjöngjang.

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