Elektronikhersteller Mit welchen Methoden Samsung die Welt erobert

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Südkorea, die Samsung-Republik

Diese Gadgets haben 2012 überzeugt
Fliegender FönDas Hover Bike des US-Ingenieurbüros Aerofex hebt sich mit zwei Gebläsen bis zu viereinhalb Meter hoch und erreicht fast Tempo 50. Derzeit testen die Kalifornier das Gefährt in der Wüste. Preis: noch nicht bekannt. Quelle: Presse
Microsoft SurfaceMit seinem ersten eigenen Tablet-PC gelingt Microsoft mehr als ein Achtungserfolg, auch wenn der Verkauf laut Microsoft-Chef Steve Ballmer eher "bescheiden" gestartet ist. Das 10,6-Zoll-Display (1366 x 768 Pixel) erreicht bei Weitem nicht die Qualität von Apples iPad 4. Dafür glänzt Microsofts Erstling mit innovativen Funktionen – vom Standfuß bis zur Soft-Touch-Tastatur im Deckel. Acht Stunden Laufzeit und 680 Gramm Gewicht sind konkurrenzfähig. Die Office-Software ist im Preis des 579-Euro-Tablets enthalten. Darüber hinaus funktionieren auf der RT-Version des Surface nur Apps aus dem – noch recht überschaubaren – Windows-8-Store. Preis: 479 Euro. Quelle: dpa
Schneller SchlittenAus Karbon gefertigt ist der Schlitten Stealth-X des neuseeländischen Startups Snolo. Das High-Tech-Material macht ihn gut zu steuern und leicht zu tragen. Preis: rund 3000 Dollar. Quelle: Presse
Musik-BoxDer Mini-Lautsprecher Sound2Go Big Bass des Kölner Elektronikherstellers Mobiset spielt Musik via Bluetooth vom Handy ab. Der Akku reicht bis zu acht Stunden. Preis: 55 Euro. Quelle: Presse
Klassik-RadioAußen Fünfzigerjahre, innen Zukunft: Das Radio ORD7300 des niederländischen Elektronikherstellers Philips ähnelt dem Modell Philetta aus dem Jahr 1955, empfängt aber den Digitalfunk DAB+ und spielt Musik vom iPhone. Preis: 229 Euro. Quelle: Presse
Kachel-MännerDie Wetterstation des französischen Startups Netatmo funkt von außen und innen Werte wie Temperatur, Luftfeuchte, CO2 und Lärm ans Handy. Preis: 169 Euro. Quelle: Presse
Retina-DisplayDie Datenbrille Smart Glasses M100 des US-Elektronikherstellers Vuzix blendet E-Mails, Karten oder lokale Informationen direkt ins Sichtfeld ein. Preis: wahrscheinlich rund 1000 Euro. Quelle: Presse

Ein solcher Geist grassiert im Unternehmen, seit Lee Byung-chull, der Spross einer reichen koreanischen Familie, Samsung 1938 als Lebensmittelladen gründete. Wie der vor einem Jahr verstorbene nordkoreanische Diktator Kim Jong-il war auch Lee Byung-chull beseelt, sein Heimatland zu stärken und zu beherrschen. Bis heute verspotten Landsleute Südkorea als „Samsung-Republik“. Weil Konzerngründer Lee Byung-chull wie Tyrann Kim Jong-il über alles bestimmen wollte, musste Samsung gleich einer Krake seine Tentakeln in alle Winkel der Wirtschaft stecken und baut bis heute Öltanker und Wolkenkratzer, betreibt Hotels und Vergnügungsparks, verkauft Versicherungen und Artilleriegeschütze, produziert jede erdenkliche Elektronik oder entwickelt mit BMW Batterien für Elektroautos. Mit seinen 79 Einzelfirmen ist das Konglomerat inzwischen so groß, dass es für gut 20 Prozent der Wirtschaftsleistung Südkoreas steht.

Die Herrschsucht hat die Samsung-Eigner ebenso steinreich gemacht wie ihr kommunistisches Pendant im Norden. Die dortige Kim-Klicke lebt, umgeben von armen Landsleuten, in Saus und Braus. Samsung-Gründer Lee Byung-chull war schon Ende der Fünfzigerjahre der vermögendste Mann des Landes; den Besitz seines Sohnes und heutigen Konzernchefs Lee Kun-hee schätzt der Finanzdienst Bloomberg auf über zehn Milliarden Dollar.

Und selbst der Ruf des Samsung-Clans bei den Massen taugt für den Vergleich mit den Kim-Kommunisten. „Sie sind Gangster, die wie Gentlemen aussehen“, gibt der frühere Regierungsbeamte Daniel Lee die verbreitete Meinung im Volk über den Familienclan an der Konzernspitze wieder. Beamte, Politiker, Richter und Zulieferer kuschen vor der Kaste, Kritiker fürchten ihren Bann. „Samsung-Gegner zu sein ist schlimmer, als wenn man Spion aus Nordkorea wäre“, erzählt der frühere Chefjurist des Konzerns, Kim Yong-cheol, in Daegu.

Perfekte Nachahmer

Rekordgewinn: Samsung lässt die Muskeln spielen

Freunde haben Kim Yong-cheol in der Millionenstadt 240 Kilometer entfernt von Seoul eine bescheidene Stellung als Buchprüfer in der Schulbehörde verschafft. Nach Enthüllungen über schwarze Konten von Samsung-Chairman Lee Kun-hee, die zu dessen Verurteilung führten, fand Kim vier Jahre lang in Korea keine Arbeit.

Wer Lee Kun-hee heißt und über Samsung gebietet, verfügt nicht nur über großen Einfluss, sondern steht offenbar auch über dem Gesetz. Zweimal wurde der heutige Samsung-Regent wegen Bestechung und Steuerhinterziehung verurteilt, zweimal wurde er wenig später vom Präsidenten begnadigt. Wegen der Skandale trat er 2008 von allen Führungspositionen zurück, kehrte aber zwei Jahre später nach der Begnadigung auf seine Posten zurück.

Im Unternehmen sorgt der Gottgleiche dafür, dass die Belegschaft sich im „Dauerkrisenmodus“ fühlt, wie er einmal sagte. Um Höchstleistungen aus den Mitarbeitern zu pressen, regiert Lee Kun-hee mit Zuckerbrot und Peitsche. Das unmenschliche Arbeitspensum der Samsung-Ingenieure ist legendär in Südkorea. „Sie arbeiten wie Ameisen“, meint ein Angestellter. Für den Arbeitseinsatz rund um die Uhr entschädigt Samsung die Geschundenen im Gegenzug fürstlich: mit den höchsten Grundgehältern des Landes, mit fetten Gewinnbeteiligungen sowie saftigen Prämien bis zum dreifachen Monatsgehalt für besondere Erfolge.

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