Gewinn mehr als verdoppelt, Börsianer trotzdem enttäuscht: Der Online-Handelsriese Amazon hat zum Jahresende dank eines boomenden Weihnachtsgeschäfts soviel Geld verdient wie noch nie zuvor. Doch die Erwartungen der Wall Street waren höher - die Anleger ließen die Aktie nachbörslich zeitweise um über 13 Prozent abstürzen.
Von Oktober bis Dezember stieg der Überschuss um mehr als die Hälfte verglichen mit dem Vorjahreswert auf 482 Millionen Dollar (440 Millionen Euro), wie Amazon am Donnerstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Damit erzielte das Unternehmen das beste Quartalsergebnis seiner 19-jährigen Börsengeschichte.
Amazons deutsche Logistikzentren
Im hessischen Bad Hersfeld hat Amazon gleich zwei Logistikzentren. Dort wurde 1999 das erste Logistikzentrum innerhalb von Deutschland eröffnet. Zehn Jahre später folgte ein zweites Zentrum.
Das Zentrum in Leipzig gibt es seit 2006 und ist so groß wie elf Fußballfelder. Dort sind 2000 Arbeitskräfte festangestellt.
Der Logistikstandort Werne wurde 2010 eröffnet, ein Jahr später wurde eine weitere Halle eröffnet. Die Gesamtfläche ist so groß wie 19 Fußballfelder. Für 2017 ist ein kompletter Neubau geplant.
In Rheinberg hat Amazon mehr als 1700 Mitarbeiter. In der Weihnachtszeit kommen 1800 Saisonkräfte hinzu. Das Zentrum gibt es seit 2011.
Mit 110.000 Quadratmetern oder 17 Fußballfeldern an Lagerfläche stellt Graben bei Augsburg eines der größten deutschen Logistikzentren von Amazon. Sechs Lagerhallen umfasst das Versandzentrum, das es seit 2011 gibt.
Das Logistikzentrum in Koblenz wurde 2012 eröffnet und umfasst rund 17 Fußballfelder an Lagerfläche. Dort hat Amazon mehr als 1000 Mitarbeiter und stellt jedes Jahr doppelt so viele Saisonkräfte ein.
Das Logistikzentrum in Pforzheim gibt es seit Herbst 2012. Dort hat Amazon 1000 Mitarbeiter. In der Weihnachtszeit werden doppelt so viele Saisonkräfte eingestellt. Das Gelände ist 110.000 Quadratmeter groß.
Brieselang ist der neueste Standort von Amazon in Deutschland. Er wurde im Herbst 2013 eröffnet. Mit einer Größe von umgerechnet 10 Fußballfeldern gehört er zu den kleinsten Standorten.
Analysten hatten jedoch mit einem deutlich höheren Gewinn gerechnet. Auch der Umsatz blieb unter den Prognosen der Finanzprofis. Die Erlöse legten im Schlussquartal um 22 Prozent zum Vorjahr auf 35,7 Milliarden Dollar zu. Der starke Dollar, der Auslandseinnahmen nach Umrechnung in US-Währung reduziert, belastete. Ohne den Einfluss des Wechselkurses hätte das Umsatzplus bei 26 Prozent gelegen.
Die Geschäfte brummten vor allem im nordamerikanischen Heimatmarkt, wo die Erlöse um 24 Prozent wuchsen. Die Konkurrenz hatte zuletzt gemischte Ergebnisse vorgelegt - während die Quartalszahlen und der Geschäftsausblick vom deutlich kleineren Wettbewerber Ebay am Vortag enttäuschten, trotzte der große Rivale Alibaba den Konjunktursorgen in China und steigerte den Umsatz um über 30 Prozent.
Für das erste Quartal 2016 stellte Amazon einen Umsatz zwischen 26,5 und 29 Milliarden Dollar und ein operatives Ergebnis zwischen 100 und 700 Millionen Dollar in Aussicht.
In dem von Experten mit Argusaugen beobachteten Cloud-Geschäft, bei dem Daten, Dienste und Infrastruktur für Unternehmen ins Internet ausgelagert werden, verzeichnet Amazon zwar rasantes Wachstum. In der entsprechenden Sparte Web Services legten die Erlöse um 69 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar zu. Der operative Gewinn kletterte hier von 240 auf 687 Millionen Dollar. Doch viele Finanzprofis hatten sogar mit noch größeren Anstiegen gerechnet.
Dass Amazon überhaupt profitabel wirtschaftet, ist alles andere als die Regel. In der Vergangenheit hat das Unternehmen seine Aktionäre schon oft mit hohen Verlusten verprellt. Konzernchef Jeff Bezos investiert das Geld auch weiter mit vollen Händen, um die Vormachtstellung im E-Commerce zu verteidigen. Im Schlussquartal wuchsen die Ausgaben zum Vorjahr um gut 20 Prozent auf knapp 35 Milliarden Dollar.
Im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr 2015 gelang es Amazon erstmals, bei Umsatz die Marke von 100 Milliarden Dollar zu knacken. Die Erlöse kletterten im Vergleich zum Vorjahr von 89 auf 107 Milliarden Dollar. Das Unternehmen verbuchte einen Nettogewinn von 596 Millionen Dollar. 2014 hatte Amazon noch mit einem Verlust in Höhe von 241 Millionen Dollar abgeschlossen.