Erfolg mit der Smartwatch Der größte Uhrenhersteller heißt Apple

Der Apple-CEO hat den US-Konzern beinahe unbemerkt zum weltgrößten Uhrenhersteller geformt. Quelle: AP

Mit der Apple Watch hat der US-Konzern beim Absatz die gesamte Schweizer Uhrenindustrie abgehängt. Warum die Konkurrenz kaum mithalten kann.

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Wenn Apple Geschäftszahlen veröffentlicht, schauen alle aufs iPhone. Vom Edel-Smartphone hängen Wohl und Wehe ab, zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftet der Elektronikkonzern damit. Dabei schreibt der wertvollste börsennotierte Konzern gerade – mehr oder weniger unbemerkt – eine unerwartete Erfolgsgeschichte: Nach Einschätzung von Marktforschern war er im Weihnachtsgeschäft mit der Apple Watch der größte Uhrenhersteller der Welt.

Der Marktforscher Canalys schätzt, dass Apple von Oktober bis Dezember acht Millionen Uhren verkauft hat, übers gesamte Jahr 18 Millionen Stück – ein Plus von 54 Prozent. Und nach einem Vergleich des IDC-Analysten Francisco Jeronimo hat der Konzern in der Weihnachtszeit mehr Geräte abgesetzt als sämtliche Schweizer Uhrenmacher zusammen. Apple legt die Verkaufszahlen selbst nicht offen.

Auch wenn Schweizer Marken wie Rolex, Breitling und Patek Philippe mit ihren Edeluhren vielleicht immer noch mehr verdienen, ist das ein bemerkenswerter Erfolg: Die Apple Watch galt vielen Produktentester und Börsenanalysten anfangs als Flop. Und es spricht vieles dafür, dass Apple das Segment für Computeruhren weiter dominieren wird. Denn ein Großteil der Konkurrenten ist nicht in der Lage, mit der Entwicklung mitzuhalten – schon weil ihnen wichtige Komponenten fehlen.

So lässt der Chiphersteller Qualcomm mit einer neuen Generation seines Smartwatch-Prozessors Wear 2100 auf sich warten, der in zahlreichen Modellen mit dem Betriebssystem Android Wear zum Einsatz kommt. Der Konzern scheine den Markt verlassen zu haben, schrieb das Technologieportal Ars Technica jüngst. Alternativen sind rar: Es gebe praktisch keinen Chip zu einem vernünftigen Preis, kritisiert das Fachmagazin.

Wear 2100 ist ein sogenanntes System-on-Chip, kurz SoC. Dabei handelt es sich um ein System, das einen Prozessoren mit anderen Komponenten wie Speicher und Funkantennen vereint – und zwar möglichst platzsparend. Der Chip ist seit 2016 auf dem Markt, in der IT-Welt eine halbe Ewigkeit. Eine Handelsblatt-Anfrage, ob mit neuen Modellen zu rechnen ist, beantwortete das Unternehmen zunächst nicht.

Für die meisten Smartwatch-Hersteller bedeutet das: Sie können im Wettbewerb um schnellere und schlankere Geräte nicht mithalten – der Prozessor erlaubt es ihnen nicht, viel an der Bauform zu verändern. Das ist ein Problem, welche viele Computeruhren aufgrund der Technik im Inneren klobig sind.

Apple ist vom Zulieferer unabhängig. Der Konzern investiert seit einigen Jahren massiv in die Entwicklung von Prozessoren, Speicher oder Antennen, die dann bei Auftragsfertigern vom Band laufen. So enthält die neue Generation der Apple Watch eine Mobilfunkantenne, dank der das Gerät auch ohne eine Verbindung zu einem Smartphone E-Mails auf dem Display anzeigt und Telefonate ermöglicht. Trotzdem ist das Gerät kaum dicker als das Vorgängermodell.

Nur wenige Unternehmen können da mithalten. Samsung beispielsweise hat die Technologie mit eigenen Chips und dem Betriebssystem Tizen selbst in der Hand – der koreanische Konzern erreicht bei den Smartwatches einen Marktanteil von knapp 20 Prozent. Auch der chinesische Hersteller Huawei investiert in eigene Komponenten und forscht an innovativen Bedienkonzepten. Große Namen wie Motorola und Sony haben dagegen längst aufgegeben.

Die klassischen Uhrenmacher suchen in diesem Markt ihren Platz. Etwa mit Hybrid-Geräten, also mechanischen Uhren, die aber beispielsweise eingehende Nachrichten oder Anrufe anzeigen können. Fossil hat einige solcher Modelle im Angebot. Es entwickelten sich einige spezielle Nutzungsszenarien, analysiert der Marktforscher Juniper - etwa für Sportler. Doch nur wenige Unternehmen könnten damit rechnen, mehrere Millionen Geräte zu verkaufen.

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