Ericsson Telekom-Ausrüster leitet massiven Umbau ein

Durch Mobilfunk-Netze werden immer mehr Daten übertragen – doch die Telekom-Ausrüster stehen in einem scharfen Wettbewerb. Das schwedische Branchen-Schwergewicht Ericsson muss jetzt unter Druck umbauen.

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Der Ericsson-Chef baut den Konzern massiv um. Quelle: dpa

Stockholm Nach einem weiteren schwachen Quartal zieht der schwedische Netzwerkausrüster Ericsson die Reißleine: Chef Hans Vestberg baut den Konzern jetzt noch stärker um. Trotz aller Sparbemühungen wollten sich bislang bei dem bisherigen Weltmarktführer im Netzwerkgeschäft keine besseren Zahlen einstellen. „Wir sind mit unserem Wachstum und der Profitabilität in den vergangenen Jahren nicht zufrieden“, sagte Vestberg am Donnerstag in Stockholm. Die Aktie sackte am Vormittag um mehr als 8 Prozent ab.

Künftig wollen die Schweden das angestammte Kerngeschäft in zwei Sparten vorantreiben, hinzukommen sollen drei Wachstumssparten für die Felder IT und Cloud sowie Medien. Das mache es insgesamt einfacher, auf Bedürfnisse von verschiedenen Kunden einzugehen, sagte Vestberg. Dafür nimmt Vestberg auch mehr Geld in die Hand. Für den Konzernumbau veranschlagt das Management in diesem Jahr nun vier bis fünf Milliarden Kronen (bis zu 545 Millionen Euro) – zuvor war von drei bis vier Milliarden die Rede.

Ericsson war in der Ausrüstung von IT- und Telekommunikationsnetzen bislang die Nummer eins. Mit dem milliardenschweren Kauf des französisch-amerikanischen Anbieters Alcatel-Lucent will der finnische Erzrivale Nokia die Schweden aber nun überholen. Zudem gibt es Druck von aggressiven chinesischen Rivalen wie Huawei und ZTE.

Das laufende Sparprogramm reicht Ericsson da nicht mehr - bis 2017 sollten die Kosten im Vergleich mit 2014 ja ohnehin um jährlich 9 Milliarden Kronen sinken.

Im ersten Quartal rutschte der Ericsson-Umsatz im Jahresvergleich um 2 Prozent auf 52,2 Milliarden schwedische Kronen (5,7 Milliarden Euro) ab. Auch ohne Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe, hätte der Rückgang noch ein Prozent betragen.

Die Profitabilität ging trotz höherer Lizenz- und Patentgebühren überraschend zurück, die bei Ericsson vielbeachtete Bruttomarge sank um über 2 Prozentpunkte auf 33,3 Prozent. Umsatz und Bruttomarge schnitten damit deutlich schwächer ab als von Analysten im Schnitt geschätzt. Da konnte auch der um 45 Prozent auf 2,1 Milliarden Kronen gestiegene Gewinn die Laune der Aktionäre nicht heben - im Vorjahr hatten vor allem Währungssicherungsgeschäfte das Ergebnis belastet.

Die Entwicklung in Europa sei schwach verlaufen, und in Schwellenländern belasteten die wirtschaftlichen Aussichten, hieß es. Viele Projekte in Europa zur Aufrüstung der Mobilfunknetze auf schnelleres Internet seien bereits im vergangenen Jahr fertiggestellt worden. Der lukrative Verkauf von Software ging zudem zurück. Vor allem musste die margenstärkere Dienstleistungssparte einen Dämpfer hinnehmen. Das sei die eigentliche Enttäuschung, schrieb Branchenexperte Pierre Ferragu vom Analysedienst Bernstein.

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