Facebook-Chef in Berlin Der Staatsbesuch von König Zuckerberg

Zwei Tage lang inszeniert sich der Gründer und Chef von Facebook in der Hauptstadt als Problemlöser der Welt. Bei einem Kamingespräch ohne Kamin spricht der 31-Jährige über die Zukunft des Unternehmens. Fragen sind verboten. Das Motto der Veranstaltung soll lauten: Facebook ist einfach „amazing“.

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Facebook CEO Mark Zuckerberg in Berlin Quelle: dpa

Mark Zuckerberg nickt und lächelt. Sein Rücken ist durchgedrückt, mit seinen Hände stützt er sich auf seinen Beinen ab. Je mehr sein Sitznachbar erzählt, umso kräftiger wird das Nicken des Facebook-Chefs. Yann LeCun philosophiert neben ihm über die Forschungsergebnisse zur künstlichen Intelligenz. LeCun ist Leiter der Abteilung bei Facebook. Und er entwirft Szenarien, wie Facebook daran mitwirken will, Maschinen in Zukunft intelligenter und sozialer zu machen – mit einem Sinn für menschliche Interaktion. Zuckerberg ist begeistert.

Begeistert sollen auch die Zuhörer sein, die an diesem Donnerstagnachmittag in den „Innovation Hub“ von Facebook gekommen sind, einem Pavillon direkt gegenüber dem Bundesfinanzministerium. Facebook hat ihn sich für vier Tage errichten lassen, als Showroom und Veranstaltungsort.

Rund 50 Politiker, Unternehmer und ein paar Journalisten sollen sich ein Bild von der guten Seele Facebooks machen. „Unsere DNA“, sagt Zuckerberg, „ist es, technologische Probleme der Zukunft zu lösen.“ Facebook sei „eine technology company“, die immer mehr Menschen ins Internet bringen wolle.

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Die Veranstaltung in Berlin gerät zur perfekt orchestrierten Selbstbeweihräucherung. Neben Zuckerberg – wie gewohnt ihm grauen T-Shirt, blauen Jeans und Nike-Turnschuhen – sitzt auch Martin Ott, der Nord- und Zentral-Europa-Chef von Facebook. Ott stellt die Fragen, Zuckerberg antwortet. Auf dessen Botschaften reagiert Ott mit Ausbrüchen der Begeisterung: „amazing“ und „that’s interesting“. Es hat schon Züge von Realsatire, wie ein Manager von Facebook den Chef von Facebook interviewt.

Deutschland ist ein wichtiger Markt für Facebook

In diesen Tagen eröffnet das Unternehmen sein neues Hauptstadt-Büro mit bis zu 50 Leuten mit Blick auf Bundestag und Kanzleramt. Es sei ein Bekenntnis zum Standort Deutschland, heißt es bei Facebook. Alles andere wäre sicher eine Überraschung gewesen. Inzwischen nutzen 28 Millionen Deutsche Facebook, davon drei Viertel sogar jeden Tag. Auch das Foto-Netzwerk Instagram, seit 2012 eine Tochter des Konzerns, vereint inzwischen neun Millionen aktive User in Deutschland. Allein die schiere Masse macht Deutschland zu einem wichtigen Markt.

Doch vielmehr will sich Facebook-Gründer Zuckerberg bei seiner Stippvisite in die Hauptstadt als Treiber sozialer Innovationen darstellen. Er will das lästige Image des Datensammlers und Verbreiters von Hasskommentaren abschütteln. In dem Pavillon präsentiert Facebook deshalb seine neusten Produkte und Forschungsergebnisse.

So sieht die gewöhnliche Facebook-Nutzung aus

Besucher können sich über die Virtual-Reality-Brille Oculus Rift, die im Frühjahr auf den europäischen Markt kommt, in Spielwelten beamen. Kameras erkennen auf Bildern mit Tieren, um welche Hunderassen es sich handelt. Und die solarbetriebene Drohne Aquila soll Menschen in entlegenen Regionen der Welt Zugang zum Internet ermöglichen. Über die Facebook-Initiative Internet.org bietet das Unternehmen gar kostenlose Basisdienste für Menschen in der Dritten Welt.

Wie bei einem Staatsbesuch ist jeder Schritt von Zuckerberg getaktet. Seit Monaten arbeiten die Marketing-Leute am publikumswirksamen Auftritt. An diesem Donnerstagnachmittag steht nun der „Fireside Talk“ an, das Kamingespräch. Allerdings ohne Kamin.

Die Eingeladenen müssen durch ein Spalier von Empfangspersonal und Sicherheitsleuten. Obwohl genügend Platz für mehrere interessierte Medien wäre, blieben renommierte Redaktionen der Hauptstadtpresse außen vor. Einigen der Eingeladenen soll das Heckmeck zu groß gewesen sein, so dass sie noch am Eingang wieder kehrtmachten.

Facebook stellt Forschern Hochleistungsserver zur Verfügung

Die Restriktionen wären gar nicht nötig gewesen. Die Botschaften Zuckerbergs hätten mehr Zuhörer verdient. So sollen die Aquila-Drohnen „drei bis sechs Monate in der Luft bleiben können“, erzählte Zuckerberg. Indonesien habe 10.000 Inseln, da wäre es doch eine gute Sache, wenn die Drohnen eine Verbindung zum WorldWideWeb herstellen würden.

Telekommunikationsunternehmen seien zu solchen Investitionen nicht bereit. „Unser Ziel ist hier nicht Business, sondern eine offene Technologie.“ Facebook wolle mithelfen, dass in zehn Jahren fünf bis sechs Milliarden Menschen Zugang zum Internet hätten.

Die künstliche Intelligenz, an der Facebook arbeite, hätte zudem das Potenzial in Zukunft spezifische Gesundheitsprobleme zu lösen. Krebskranke könnten „Fotos von ihrem Hautkrebs machen“ und kluge Rechner würden irgendwo auf der Welt „den besten Arzt speziell für diesen Hautkrebs“ ausfindig machen, prognostiziert Zuckerberg. Die medizinische Bildanalyse werde künftig dank künstlicher Intelligenz an Bedeutung gewinnen.

Virtual-Reality-Brillen

Mit Virtual-Reality-Brillen könnten sich Menschen in Zukunft über 360-Grad-Ansichten weltweit verbinden. So, als säße man sich direkt gegenüber.

All das sind spannende Fragestellungen, die Zuckerberg und Facebook aufwerfen und vorantreiben. All den Zweiflern, die Deutschland noch im digitalen Niemandsland wähnen, ruft Zuckerberg eine positive Botschaft zu: Deutschland gehöre bei der Forschung zur künstlichen Intelligenz zu den weltweit führenden Nationen. An den Universitäten im ganzen Land würden „smarte Leute“ arbeiten, so Zuckerberg.

Zuckerberg will seine Macht ausbauen

Facebook stellt den Universitäten deshalb 25 Hochleistungsserver zur Verfügung. Ein erstes Projekt beginnt an der Technischen Universität Berlin.

Aus altruistischen Gründen allein macht Facebook das natürlich nicht. Auch Zuckerberg will seine wirtschaftliche Macht ausbauen. Schon heute nutzen jeden Monat 1,59 Milliarden Menschen weltweit das Netzwerk. Im vierten Quartal 2015 verdoppelte sich Facebooks Umsatz auf 5,84 Milliarden Dollar. Den Gewinn konnte das Unternehmen ebenfalls verdoppeln. Mit einem Anteil an Facebook von 28 Prozent und einem geschätzten Vermögen von 30 bis 40 Milliarden Dollar ist Zuckerberg einer der einflussreichsten Menschen der Erde.

Gleichwohl gibt der 31-Jährige einen Großteil seines Vermögens weiter. Im vergangenen Jahr kündigte er an, 99 Prozent seines Aktienvermögens in eine neue Firma zu überführen, die wohltätige Ziele verfolgt. Insofern schwingt bei allen Anwesenden auch Bewunderung für seine Leistung mit.

Noch mehr Bewunderung hätte Zuckerberg geerntet, wenn er sich den Fragen der Zuhörer und der digitalen Politprominenz gestellt hätte. Gerne hätte Konstantin von Notz von den Grünen das Verhältnis von Facebook zum amerikanischen Staat angesprochen. Gerne hätten Lars Klingbeil von der SPD, Thomas Jarzombek von der CDU und Dorothee Bär von der CSU die Vorwürfe zum Datenschutz und einen Zwischenstand beim Löschen von Hasskommentaren abgefragt.

Doch Fragen aus dem Publikum waren nicht erlaubt. Überrascht hatte es die Politiker nicht. Man wisse eben, wie die Unternehmen im Silicon Valley so drauf seien, sagte Jarzombek.

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