Facebook Marketplace Klon Dich glücklich!

Facebook-Chef Mark Zuckerberg implementiert mit dem Portal Marketplace einen weiteren Dienst in Deutschland. Einmal mehr zeigt das: Keine Branche ist vor seinen Rundumversorger-Ambitionen sicher. Eine Analyse.

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Facebook führt die Funktion nun auch in Europa ein. Quelle: AP

Düsseldorf „Du sollst neben mir keine anderen Götter haben“ – das erste Gebot der Bibel hat offenbar auch für Mark Zuckerberg oberste Priorität: Der Facebook-Chef kopiert sämtliche Funktionen, die für seine Nutzer interessant sein könnten, und vergrößert somit stetig sein blaues Imperium. Erst war es Snapchat, dann Youtube – jetzt ist Ebay an der Reihe.

Ein weiteres Beispiel ist der Facebook Marketplace. Dabei handelt es sich um ein Angebot, das dem Kleinanzeigenmarkt von Ebay und anderen Anbietern sehr ähnlich ist. In den USA gibt es die Plattform schon seit einem Jahr. In den USA gibt es die Unterseite auf der Facebook-Plattform schon seit einem Jahr, nun ist sie auch in Deutschland und in 16 weiteren Ländern in Europa verfügbar.

Private und kommerzielle Anbieter können auf der Plattform ihre Produkte zum Kauf anbieten. Reichweite ist garantiert, allein in Deutschland hatte Facebook im ersten Quartal 2017 eine aktive Nutzerbasis von 30 Millionen Menschen im Monat, rund 23 Millionen Deutsche nutzen den Dienst täglich. Es ist nicht das einzige Argument, dass die Konkurrenz in Aufruhr versetzen dürfte. Facebook beweist damit einmal mehr, dass keine Branche und kein Anbieter vor Zuckerbergs Ambitionen sicher ist.

Facebooks jüngster Streich ist in mehrfacher Hinsicht für Nutzer interessant: Zum einen werden Angebote nach Kategorien und Interessen aufgeschlüsselt, wer auf Facebook unterwegs ist, muss gar nicht mehr die Seite wechseln, um ein wenig durch das digitale Angebot zu bummeln. Eine Suchmaske erlaubt zudem das Filtern nach konkreten Angeboten und Produkten.

Was diesen Punkt betrifft, ist das Netzwerk wieder ganz dicht an der Konkurrenz. Mittels Standortangabe lassen sich Angebote in direkter Nähe herausfiltern. Die Kleinanzeigenanbieter dieser Welt dürften sich ärgern: Ihr lokales Alleinstellungsmerkmal wurde so mal eben vom Facebook-Imperium geschluckt. In den USA zeigt Facebook, wie die Zukunft weiter aussehen könnte: Über den Messenger können Nutzer bereits bezahlen und Geld versenden. Was die Attraktivität des Marktplatzes noch einmal für Verkäufer und Käufer verstärkt.

Dabei setzt das weltgrößte soziale Netzwerk auf das Rundumsorglos-Paket: Wer will denn schon die Plattform wechseln, wenn er praktisch alles bei einer erledigen kann? Zuckerberg bietet alles aus einer Hand.

Denn während Facebook früher einmal aufkaufte, was ihm Nutzer hätte abspenstig werden lassen könnte, setzt er heute auf das Klonen: Dabei erinnert nicht nur der Marketplace an Ebay. Auch andere Online-Dienste hat oder hatte Facebook schon im Visier – und baut weiter an seinem Gemischtwarenladen, der den Nutzer länger an sich bindet: Denn das verspricht nicht nur mehr Daten, sondern steigert auch die Reichweite für die Werbekunden.


Keine Gefahr mehr durch Abtrünnige

In den USA ging unlängst die Videospalte „Watch“ an den Start. Auf der will Zuckerberg seinen Nutzern ein breites Angebot an Bewegtbildinhalten präsentieren. Laut Medienberichten steht er dafür auch mit mehreren Produktionsfirmen in Verhandlungen, die eigene Formate für das Angebot abdrehen sollen. Das ist kein direkter Angriff auf Netflix und Amazon Prime, denn die sind durch ihre Eigenproduktionen und Spielfilme anders aufgestellt.

Alphabet-Tochter Youtube erhält damit jedoch einen gefährlichen Doppelgänger in der digitalen Welt. Das ist auch für Werbekunden interessant: Denn Facebook arbeitet bereits an der Vermarktung der Bewegtbilder – zum Beispiel in Form von kurzen Werbeeinspielern, deren Erlöse sich das Netzwerk mit den Videoerstellern teilen will.

Ganz so wie es schon Youtube tut. Führt Facebook die Funktion nach und nach in all seinen Märkte ein, dann erwächst der Videoplattform aus dem Hause Alphabet zudem ein in Reichweite überlegender Konkurrent: Facebook verfügt über eine weltweite Nutzergemeinde von über zwei Milliarden Menschen. Youtube nutzen im Schnitt mehr als eine Milliarde.

Wie bitter die Folgen von Zuckerbergs Ambitionen sein können, zeigt das Beispiel Snapchat. Nachdem Facebook den Funktionen ähnliche auch für die eigene Plattform, sowie Instagram und Whatsapp erdachte, ist aus dem einstigen Wunderkind der sozialen Netzwerke, eher das Sorgenkind geworden. Das Nutzer- und Umsatzwachstum lag auch bei den vergangenen Quartalszahlen unter den Erwartungen der Analysten, die Aktie dümpelt seit Wochen deutlich unter dem Ausgabepreis von 17 Dollar vor sich hin.

Das erste Gebot wird dadurch langsam aber sicher obsolet: Wo keine anderen Götter übrig sind, besteht auch keine Gefahr mehr durch Abtrünnige.

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