„Fake News“ Journalismus gewinnt wieder an Stellenwert

Falsche Nachrichten werden gezielt gestreut, um Leser zu manipulieren. Vor allem in Wahlkampfzeiten ist das gefährlich. Zeitungen können davon profitieren, wenn sie gezielt auf Qualität setzen, meinen Verleger.

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Der Vorsitzende des Zeitungsverlegerverbands NRW sieht das Positive in der Verbreitung von Fake News. Quelle: dpa

Bonn Angesichts der zunehmenden Verbreitung gezielter Falschmeldungen im Internet gewinnt professioneller Journalismus aus Sicht von Verlegern wieder an Stellenwert. „Fake-News“ und „Hate-Speech“ hätten vielen Menschen wieder deutlich gemacht, dass Qualitätsmedien einen Wert hätten. „Mancher merkt wieder, was er an uns hat“, sagte der Vorsitzende des NRW-Zeitungsverlegerverbandes (ZVNRW), Christian DuMont Schütte, am Freitag in Bonn.

Zeitungsverlage müssten diese neue Wertschätzung aber auch künftig rechtfertigen, mahnte er. „Die Verpflichtung zu Wahrheit und Qualität wird unser stärkstes Argument sein, auch in Zukunft für faire Rahmenbedingungen für unsere Häuser zu sorgen“, sagte der Herausgeber von „Kölner Stadt-Anzeiger“, „Express“ und „Mitteldeutscher Zeitung“ bei der ZVNRW-Jahrestagung.

Als „Fake News“ gelten wissentlich gefälschte oder erfundene Nachrichten, mit denen die Öffentlichkeit für politische oder kommerzielle Zwecke manipuliert werden soll. Falschmeldungen im Internet sind vor allem in Wahlkampfzeiten ein großes Thema. Einer Umfrage zufolge glaubt knapp ein Drittel der Deutschen, dass gezielte und vor allem in sozialen Medien gestreute Falschnachrichten den Ausgang der Bundestagswahl im September beeinflussen können.

In Verkaufszahlen verdeutlicht sich der von DuMont Schütte genannte Stellenwert nach Angaben seines Verbandes noch nicht. Im ersten Quartal 2017 sank die Auflage aller verkauften Zeitungen in NRW im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5 Prozent auf rund 3,08 Millionen Exemplare. Dagegen steigt der ePaper-Verkauf in NRW weiter, im ersten Quartal 2017 auf mehr als 203.000 verkaufte Ausgaben, ein Plus von 21 Prozent. „Die Verkaufserlöse sind stabil geblieben“, sagte der Verbandsvorsitzende.

Für den Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger kritisierte dessen Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff die Umstellung von Stück- auf Stundenlohn bei der Zeitungszustellung. Die gesetzliche Vorgabe belaste die Verlage zusätzlich um rund 200 Millionen Euro pro Jahr. Vor allem auf dem Land lohne sich die Zustellung von Zeitungen damit betriebswirtschaftlich nicht mehr, sie werde derzeit von den Verlagen subventioniert. „Die tägliche Zeitungszustellung ist durch staatlichen Eingriff zu einem Zuschussgeschäft geworden“, sagte Wolff und forderte eine schnelle Einigung zwischen Verlegern und Politik.

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