Finanzindustrie Der Aufstieg der Daten-Spezialisten

Portfolio-Manager bei Hedgefonds haben eine neue Konkurrenz. Datenforscher und Programmierer werden händeringend gesucht und oft auch fürstlich bezahlt. Manche sehen sie schon als „neue Herren des Universums“.

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Die Finanzindustrie entdeckt Big Data, die dazugehörigen Spezialisten haben beste Berufsaussichten. Quelle: dpa

New York Matt Ober etwa, der WorldQuant in Richtung Third Point verließ, wird beim Hedgefonds von Dan Loeb mehr als 2 Millionen Dollar verdienen. Das zumindest geht aus einer Vertragsbruch-Klage hervor, die sein ehemaliger Arbeitgeber eingereicht hatte.

Ober, 32, wird im kommenden Monat seinen neuen Posten als Chief Data Scientist bei Third Point antreten. In einer Mitteilung erklärte er, er werde ein Basisgehalt von 200.000 Dollar bekommen und damit genau dasselbe wie bei WorldQuant. Hinzu kämen Bonus-Zahlungen. Er wies die Aussage zurück, dass eine Vergütung im Volumen von 2 Mio. Dollar garantiert sei.

Loeb folgt anderen großen Namen in der Hedgefonds-Branche dabei, Datensammlungen im großen Stil und quantitatives Investieren zu entwickeln, um die Erträge zu steigern.

Die Nachfrage nach Daten-Wissenschaftlern und Programmierern, die Informationen durchforsten, ordnen und in Modelle gießen, ist groß. Erfahrene Daten-Wissenschaftler können zwischen 500.000 Dollar und 700.000 Dollar pro Jahr verdienen, sagt Personalberater Alexey Loganchuk. Jahrelang war ihnen ein sogenannter Status im Back Office zugewiesen worden. Bei sehr erfahrenen Leuten in diesem Bereich kann die Summe seinen Angaben zufolge auch bis zum Dreifachen ansteigen.

„Es ist zu früh, die Daten-Wissenschaftler als die neuen Herren des Universums zu beschreiben. Aber sie befinden sich auf dem Weg dorthin“, erklärt Loganchuk, Gründer von Upgrade Capital, einem in New York beheimateten Personalberater, der sich auf alternative Daten spezialisiert hat. „Weil dieser Bereich noch so neu ist, kann der Weg vom Einstiegsposten zum Management schnell erfolgen. Es gibt da draußen mehrere Leute Mitte 20, die siebenstellige Summen verdienen.“

Hedgefonds-Manager und führende Analysten stehen hingegen vor geringeren Vergütungen. Jene mit siebenjähriger Erfahrung erwarten einen Rückgang von 14 Prozent bei der Gesamtvergütung in diesem Jahr auf damit rund 685.000 Dollar, geht aus einer Umfrage aus dem September von Odyssey Search Partners hervor. Loganchuk zufolge liegt das Gehalt eines Daten-Wissenschaftlers aber noch immer hinter dem zurück, was Portfolio-Manager oder Partner bei einem Top-Fonds mit nach Hause nehmen könnten. Winton Capital Management aus London hatte im April angekündigt, ein Daten-Wissenschaftszentrum in San Francisco aufbauen und rund 40 Wissenschaftler einstellen zu wollen. Und Citadel aus Chicago besetzte im September den neuen Posten des Chief Data Officer mit dem eigenen früheren Risiko-Chef.

Ober war 2011 bei WorldQuant von Igor Tulchinsky als Analyst für Daten-Produkte an Bord gegangen. Später wurde er zum Co-Chef für Daten-Strategien bei dem Hedgefonds aus Greenwich, Connecticut, befördert. Das geht aus Pflichtmitteilungen hervor. Er machte Daten von Anbietern ausfindig, die sich für den Handel einsetzen ließen. Ober soll Third Point laut Mitteilung dabei helfen, schneller beim Thema Bid-Daten auf den neuesten Stand zu kommen – also Datensätze identifizieren, die für bestimmte Handelsgeschäfte genutzt werden können. Ober verwies Nachfragen von Bloomberg an einen Vertreter von Third Point, der zunächst nicht auf Nachfragen reagierte. Dasselbe galt für Claudia Gray, eine Sprecherin für WorldQuant.

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