Fusion mit Alcatel-Lucent Das ist der neue Nokia-Konzern

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Deutschland spielt eine Schlüsselrolle für Nokia

Der Standort Deutschland spielt dabei schon historisch bedingt eine Schlüsselrolle. Nokias Netzwerksparte entstand vor knapp zehn Jahren aus dem Schulterschluss mit der Siemens-Netzwerksparte in München. Alcatel schluckte schon 1992 die Standard Elektrik Lorenz AG (SEL) mit Sitz in Stuttgart.

Gemeinsam beschäftigten Nokia und Alcatel-Lucent Ende 2015 rund 4650 Mitarbeiter in Deutschland. Deshalb ist München bei Nokia auch noch immer der größte Standort mit insgesamt 1600 Mitarbeitern. Dort ist bis heute die Zentrale für die Marktregion Europa angesiedelt.

Der Übernahme von Alcatel-Lucent durch den finnischen Konkurrenten Nokia steht nichts mehr im Weg. Knapp 80 Prozent der Alcatel-Aktionäre nehmen das Angebot der Finnen an. Schon bald treten beide Konzerne gemeinsam auf.

Ähnlich ist es bei Alcatel-Lucent: Stuttgart ist die Auslandsniederlassung für Deutschland, Österreich, Schweiz und einige südosteuropäische Märkte, in denen die Deutsche Telekom mit Tochtergesellschaften präsent ist. Dort sind derzeit knapp 1.100 Mitarbeiter beschäftigt.

Nokia will 900 Millionen Euro einsparen

Klar scheint, dass Nokia zentrale Managementfunktionen für den europäischen Markt zusammenstreichen und sich vielleicht sogar auf einen Standort konzentrieren wird. Sonst lassen sich die von Nokia-Chef Rajeev Suri versprochenen Kosteneinsparungen in Höhe von jährlich 900 Millionen Euro ab 2018 kaum realisieren. Entscheidungen, wie und wann das passiert, sind noch nicht gefallen.

Ob Konzernchef Satya Nadella die Handy-Sparte mittelfristig ganz dicht macht oder weiter zukauft, ist noch offen. Einstweilen will er das Smartphone-Portfolio zusammenstreichen – auf wohl nur noch drei Lumia-Modelle.
von Michael Kroker

Wichtiger ist, dass beide Konzerne in Deutschland bedeutende Forschungsstätten aufgebaut haben. Bei Nokia arbeiten nicht nur am Europa-Sitz in München mehrere Hundert Forscher an der Entwicklung der neuen 5G-Technik sowie Lösungen für autonomes Fahren. Auch in Ulm entstand ein Technology Center für 4G- und 5G-Techniken mit insgesamt 720 Mitarbeitern. Vor gut einem Jahr eröffnete Nokia außerdem in Berlin das „Nokia Security Center“. Die meisten der 190 Mitarbeiter in der Hauptstadt beschäftigen sich mit der Abwehr von Cyberangriffen auf mobile Geräte.

Auch Alcatel-Lucent hat einen Teil seiner F+E-Programme in Deutschland angesiedelt. In Stuttgart konzentriert sich eine Außenstelle der legendären Bell Labs mit insgesamt 150 Wissenschaftlern um die Entwicklung besonders kleiner Funkzellen, die künftig beim Betreiben von 5G-Netzen in Ballungszentren benötigt werden. Außerdem arbeitet am zweitgrößten deutschen Standort in Nürnberg mit 440 Mitarbeitern eine starke Forschungsabteilung, die noch schnellere optische Übertragungsverfahren entwickeln soll.

Die meist ganz in der Nähe der Großkunden - den Telekom-Konzernen - angesiedelten Vertriebs- und Service-Niederlassungen gibt es nur noch bei Nokia. In Bonn und Düsseldorf kümmern sich 470 Mitarbeiter vorwiegend um die Deutsche Telekom, Vodafone und die von Telefónica geschluckte E-Plus-Gruppe. An den Standorten Hamburg, Mannheim und Leipzig arbeiten noch kleinere Service-Büros mit 30 bis 60 Mitarbeitern.

Zumindest eine Sorge müssen sich diese Mitarbeiter nicht mehr machen: Mit Dumping-Angeboten greifen Huawei und ZTE nicht mehr oft an. Einige Preise erhöhten die Konkurrenten zuletzt sogar.

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