Google Home Das kann der Amazon-Echo-Konkurrent

Google bringt seinen intelligenten Lautsprecher Home nach Deutschland. Dass dahinter die Kompetenz der größten Suchmaschine der Welt steckt, merkt man schnell. Doch Euphorie wäre verfrüht.

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Google Home ab Dienstag in Deutschland zu kaufen Quelle: Getty Images, Montage

„Ok Google, du bist ganz schön dumm!“, zische ich in den Raum. Doch anstatt eine ebenso entnervte Antwort zu bekommen, bleibt die Computerstimme, die ich gerade beleidigt habe, gelassen: „Das tut mir leid. Ich bin eine KI. Da gehört es am Anfang dazu. Ich lerne aber jeden Tag etwas Neues.“ Szenen wie diese haben sich in den vergangenen Tagen immer wieder in meiner Küche abgespielt. Meine Frustrationstoleranz ist dabei kontinuierlich gesunken.

Dabei fing alles so gut an. Beim Auspacken macht das Gerät einen wertigen Eindruck. Das Design erinnert an eine schräg angeschnittene Blumenvase. Die „Schnittfläche“ oben ist berührungsempfindlich. Der untere Teil des Geräts, standardmäßig mit grauem Webstoff bespannt, lässt sich zur besseren Individualisierung austauschen.

Der einzige physische Knopf befindet sich auf der Rückseite und schaltet das Mikro stumm. Hier verschwindet auch dezent das Stromkabel, das neben drei Pappkärtchen, die erste Sprachbefehle nahelegen und erklären, dass der Rest der Einrichtung in der App abläuft, dem Gerät beiliegt. Die Einrichtung ist dann auch selbsterklärend. Nachdem Google Home an das Stromnetz angeschlossen ist, erkennt die App das Gerät zügig. Ab da besteht der Vorgang nur noch aus dem Erteilen diverser Berechtigungen.

Der theoretisch größte Aufwand: Google Home mit dem WLAN zu verbinden. Doch da Google dank meines Android-Systems schon ziemlich viel über mich weiß, schlägt mir die App sofort das richtige Netz vor. Nicht einmal das Passwort muss ich selbst eintippen. „Schon ein bisschen gruselig“, kommentiert meine Mutter, die gerade zu Besuch und deshalb zur Co-Testerin avanciert ist.

Kein Wunder, dass Google Home und Co. der in Lautsprecherform gegossene Albtraum von Datenschützern sind. Schon nach dem Deutschlandstart von Amazon Echo im Oktober 2016 warnten die vor den intelligenten Lautsprechern. Schließlich sind die Mikrofone die ganze Zeit aktiv, um ihr Codewort zu hören. Bei Echo ist das je nach Einstellung Alexa, Amazon oder Echo. Nutzer eines Google Home müssen sich mit dem etwas unnatürlich und umständlich klingenden „Ok, Google“ begnügen. Beide Unternehmen versichern, dass erst nachdem die Geräte das Codewort gehört haben, Aufzeichnungen zur Auswertung in die Cloud geschickt werden. Nutzer müssen das glauben.

Während bei Amazon Alexa in den Echo-Geräten werkelt, steckt bei Google Home der Assistant unter der Haube. Die KI hatte Google zusammen mit seinen Pixel-Smartphones vorgestellt. Inzwischen können jedoch alle Android-Smartphones ab Version 6.0 den Dienst nutzen. Der Vorteil für Google: Je mehr Nutzer, desto besser kann die KI lernen, verschiedene Stimmen zu erkennen und Sprache zu verstehen.

Kaum das Google Home zu Leben erwacht ist, beginnt das große Ausprobieren. Ich beginne mit der Musikwiedergabe, allein schon um später zu überprüfen, wie gut mich das Gerät durch den selbst erzeugten Klangteppich versteht. „Spiele Wonderwall von Oasis“, sage ich also und komme mir dabei noch ein wenig bekloppt vor. Ein Gefühl, das sich aber schon bald legen wird. Man gewöhnt sich erstaunlich schnell daran, mit einer Blumenvase zu sprechen. „Okay, spiele Wonderwall von Oasis auf Spotify“, antwortet die Computerstimme zuverlässig und tut wie ihr geheißen. Dass Musik standardmäßig auf Spotify abgespielt werden soll, habe ich vorher in der App eingestellt.

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