Google in Indien Das digitale Milliarden-Reich

Google schätzt, dass im Jahr 2026 eine Milliarde Inder über einen Internetanschluss verfügen. Grund genug für den Konzern, zahlreiche Menschen des Landes zu Android-Entwicklern auszubilden.

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Der Geschäftsführer von Google Indien will zwei Millionen Landsleute zu Android-Entwicklern ausbilden. Quelle: dpa

Neu Delhi Internet-Gigant Google will in Indien auf deutlich lokalere und günstigere Angebote setzen als in den etablierten Märkten. „Für einen Großteil der Inder ist es immer noch zu teuer, online zu gehen“, sagt Rajan Anandan, Geschäftsführer von Google Indien, in Neu Delhi. „Wir wollen aber jeden Inder online bekommen. Dafür muss das Internet nützlicher für Jeden werden. Auch für einen Tagelöhner oder Bauern auf dem Land mit seinen ganz eigenen und oft lokalen Problemen.“

Teure Angebote wie das gerade eingeführte Pixel-Telefon würden deshalb auf dem indischen Markt kaum eine Rolle spielen. „Hier ist es viel wichtiger, dass es gute und günstige Smartphones gibt“, so Anandan. „Dazu wollen wir auch mit unserem Betriebssystem Android einen Beitrag leisten. Die günstigen Smartphone-Preise in Indien haben wir auch Android zu verdanken. Wir müssen durchgängig weiter entwickeln, um die Kosten noch weiter zu senken.“

Im Durchschnitt kostet ein Smartphone in Indien umgerechnet weniger als 150 Euro. Viele Geräte gibt es sogar für deutlich unter 100 Euro. Das Land ist mit rund 350 Millionen Internetnutzern und rund 200 Millionen Smartphones schon jetzt in beiden Bereichen einer der größten Märkte der Welt. Gleichzeitig ist damit immer noch nur ein Bruchteil der mehr als 1,2 Milliarden Einwohner des Landes online.

„Es steht für mich außer Frage, dass es in fünf Jahren in jedem Dorf in Indien zumindest möglich ist, auf das Internet zuzugreifen“, sagt der Manager. „Aber die Mehrzahl der Landbewohner wird selbst sehr günstige Datenkosten nicht bezahlen, wenn sie nicht einen klaren Nutzen darin sehen.“

Um diesen Nutzen zu schaffen, setzt Google in Indien auf möglichst lokale Lösungen. „Von Neu Delhi aus werde ich niemals die Probleme lösen können, die die Menschen vor Ort haben“, sagt Anandan. „Deshalb bilden wir zurzeit zwei Millionen Menschen im ganzen Land zu Android-Entwicklern aus. Sie kennen die Probleme vor Ort. Und jetzt können sie die entsprechenden Apps entwickeln, um sie zu lösen.“

Gleichzeitig hat Google ein Programm gestartet, in dessen Rahmen Frauen in indischen Dörfern an Smartphones ausgebildet werden. Der Ansatz erinnert an die Strategie großer Einzelhändler, die ebenfalls mit sehr kleinteiligen Verpackungsgrößen und lokalen Botschafterinnen sehr erfolgreich in Indien sind.

Trotz all dieser Ansätze macht Google jedoch auch in Indien das Große Geld immer noch mit Werbung. Aktuellen Schätzungen zufolge wird der Werbeumsatz in Indien im Jahr 2016 erstmals die Marke von sieben Milliarden Euro überschreiten. Das größte Wachstum wird mit rund 30 Prozent in der Onlinewerbung erwartet. Doch auch der Markt für Werbung im Fernsehen und in Printprodukten dürfte im zweistelligen Prozentbereich wachsen.

Welchen Anteil Google daran hat, verrät Anandan nicht. Er sagt jedoch voraus, dass das Wachstum für alle Medienarten noch weiter gehen wird: „Ich denke, dass auch die Fernseh- und Print-Werbung in Indien noch lange wachsen werden. Wir haben etwa 700 Millionen Fernseh- und 250 Millionen Zeitungskonsumenten in Indien. Mehr und mehr Menschen entdecken diese Medien für sich. Ich glaube nicht, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird.“

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