Google-Mutter Alphabet und der rätselhafte Mr. Schmidt

Eric Schmidt Quelle: REUTERS

Das Silicon Valley ist ratlos. Völlig überraschend verlässt Eric Schmidt seine mächtige Führungsposition bei Google-Mutter Alphabet. Ein Grund wird nicht genannt. Ist er ein Bauernopfer für Trump?

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Die Nachricht kam ohne Vorwarnung und schreckte das Silicon Valley aus seiner vorweihnachtlichen Lethargie: Eric Schmidt, einer der mächtigsten Männer der Technologiebranche, gibt im Januar seinen Vorsitz als Verwaltungsrat von Alphabet ab, dem Google-Mutterkonzern, und wird zum „technischen Berater“ und einfachen Mitglied des Verwaltungsrats.

Viel mehr als das teilte die Zentrale von Alphabet in Mountain View nicht mit. Es hieß schlicht, es sei Zeit für diese Weiterentwicklung – darin seien sich die beiden Gründer Larry Page und Sergey Brin, Google-CEO Sundar Pichai und Schmidt einig. Ein Nachfolger ist noch nicht ernannt.

Eric Schmidt verlässt die Holding nach einer steilen Karriere. Als er 2001 antrat, war Google eine Suchmaschine von vielen. Schmidt war als Vorstandschef des wilden Start-ups so etwas wie der väterliche Aufpasser für die jungen Gründer Larry Page und Sergey Brin im Auftrag der Investoren. Zusammen schufen sie eines der mächtigsten Unternehmen der digitalen Internetindustrie, brachten Google im Jahr 2004 an die Börse. Die Aktie verzeichnete dank permanent steigender Gewinne einen steilen Anstieg. Am Donnerstag lag der Schlusskurs bei 1063,63 Dollar und nachbörslich gab es trotz der Nachricht praktisch keine Bewegung, weder positiv noch negativ.

Umsatz und Gewinn von Googe Inc./Alphabet Inc. weltweit

Das ist zunächst erstaunlich, schließlich wurde Google unter Schmidts Führung nicht nur Weltmarktführer bei Suchmaschinen, sondern eroberte mit 82 Prozent Marktanteil bei Smartphone-Betriebssystemen einen Schlüsselmarkt der Digitalökonomie, dominiert mit Google Maps den Kartenmarkt weltweit und hält mit der Videoplattform Youtube den Angriffen Amazons stand.

Es ist aber auch ein Zeichen des Vertrauens in die junge Führungsmannschaft, die den Koloss mit einer Börsenkapitalisierung von fast 740 Milliarden Dollar souverän auf Gewinnkurs steuert. Das neue magische Dreieck der Macht heißt Page, Brin und Pichai.

In 2011 wechselte Schmidt vom Vorstandsvorsitz in den Aufsichtsrat, wo er Vorsitzender wurde. Mitgründer Larry Page übernahm den Vorstandsvorsitz. Schmidts Position wird 2018 voraussichtlich so nicht wieder besetzt werden. Als „Executive Chairman“ hatte er praktisch eine dem CEO gleichgesetzte Machtposition innerhalb der Holding. Sein Nachfolger, wer immer es sein mag, wird im Januar wohl als „Non-Executive“ Chairman antreten. Damit hat Larry Page als Vorstandschef und einer der wenigen Großaktionäre mit besonderem Stimmrecht praktisch die alleinige Macht.

Zunächst wird der 62-jährige Schmidt seine Zeit der Forschung widmen, wie er per Twitter mitteilte. Dies hatte er schon seit 2010 forciert. „Nach zehn Jahren als CEO und sieben als Executive Chairman kann ich es kaum erwarten, mich um das Neueste in Forschung und Wissenschaft zu kümmern“, erklärte er. Daneben ist Schmidt, mit über elf Milliarden Dollar Vermögen einer der reichsten Menschen der Welt, aktiv in seiner eigenen Stiftung, die sich um nachhaltiges Wirtschaften zum Erhalt des Planeten Erde kümmert.


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