Google Zunehmende Zahl an Behörden-Anfragen aus Deutschland

Der Suchkonzern Google startet in Deutschland seinen Cloud-Dienst für Unternehmen. Laut Spartenchef Hölzle sind die Daten sicher vor dem Zugriff der US-Regierung, und vor so manchen Anfragen aus Deutschland.

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Google: Zunehmende Zahl an Behörden-Anfragen aus Deutschland Quelle: dpa

Herr Hölzle, nach Amazon, IBM und Microsoft will nun auch Google deutsche Unternehmen dafür gewinnen, dass diese ihre Unternehmens- und Kundendaten in einem von Google betriebenen Rechenzentrum lagern. Warum sollte ein deutsches Unternehmen seinen wichtigsten Rohstoff ausgerechnet Google anvertrauen?

Beim klassischen Hosting ging es bisher vor allem darum, keine Rechenzentren aufbauen zu müssen und einfache Software auslagern zu können. Denn Unternehmen wollten dafür kein eigenes Gebäude und keine eigenen Server betreiben. Heute aber dreht sich fast alles um Software – und die Technik macht viel mehr möglich. So bieten wir unseren Kunden künstliche Intelligenz oder unsere Fotoanalyse an. Damit können sie riesige Datenmengen bearbeiten. Trotzdem ist das Ergebnis in wenigen Sekunden da. Unser Kunde Airbus beispielsweise nutzt unsere künstliche Intelligenz, um Fehler und Makel in Satellitenaufnahmen aufzuspüren und zu korrigieren, die etwa durch Wolken verursacht werden.

Das versprechen alle Anbieter.

Einige deutsche Kunden, wie den Handelskonzern Rewe oder SAP, haben wir durchaus schon gewonnen.

Gerade deutsche Unternehmen haben Angst, ihre Daten außerhalb des eigenen Landes zu lagern, wo sie womöglich von anderen Regierungen angezapft werden. Wie wollen Sie den Unternehmen diese Sorge nehmen?

Der Kunde entscheidet, wo wir seine Daten lagern. Wenn er sie in Deutschland abspeichern will, werden wir sie auch hier speichern.

Zur Person_1

Aber Sie haben doch gar keine eigenen Rechenzentren in Deutschland?

Wir sind aber Partner in einem Rechenzentrum in Frankfurt, mit unseren eigenen Servern und unserem eigenen Netzwerk.

Vor allem die US-Regierung unter Präsident Donald Trump fällt durch aggressive Industriepolitik auf. Wie verhindern Sie, dass Sie an die dortige Regierung Daten von deutschen Unternehmen aushändigen müssen? 

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hacker auf Ihre Daten zugreift, ist um das Mehrfache größer, als dass es eine Regierung tut. Auch speichern wir die Daten bei uns verschlüsselt. Kunden können dazu ihre eigene Verschlüsselung einsetzen und den Schlüssel auch bei sich aufbewahren. Wenn wir dann einen Zugriffsbefehl von der US-Regierung erhalten, können wir ihr nur verschlüsselte Daten liefern.

Wie oft klopft denn die US-Regierung bei Google an?

Wir veröffentlichen jedes halbe Jahr die Zugriffsanfragen von Regierungen. Zuletzt waren das weltweit 45.000. Das ist nicht viel bei mehreren Milliarden Konten. Aus den USA kamen dabei rund 13.000 Anfragen, aus Deutschland immerhin fast 10.000. Zudem wächst die Zahl der Anfragen aus Deutschland schneller.

Der deutsche Industrie Thyssen-Krupp hat sich mit Googles Rivalen Microsoft zusammengetan, um bei seinen Aufzügen bestimmte Muster zu erkennen – und Bauteile auszutauschen, ehe der Fahrstuhl still steht. Angeblich liefen die Verhandlungen, wem in dieser Partnerschaft das wertvolle Wissen über solche Muster gehört, über Monate. Wenn Unternehmen nun ein ähnliches technisches Knowhow von Google nutzen, um ihre Daten auszuwerten, wem gehören die Ergebnisse?

In unseren Verträgen steht klar, dass die Daten dem Nutzer gehören. Allerdings haben uns einzelne Unternehmen wie der Versicherer AXA beauftragt, sie bei der Auswertung ihrer Daten zu unterstützen. Dann können wir die Inhalte zwar einsehen. Aber auch hier gehören die Ergebnisse nicht uns.

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