Größte Investition der Firmengeschichte Bosch baut Chipfabrik für eine Milliarde Euro

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Welche Chips stellt Bosch her?

Es geht um die sogenannte 300-Millimeter-Technologie, als um Scheiben (Wafer) aus Silizium mit 30 Zentimeter Durchmesser, auf denen einzelne Chips entstehen und nach hunderten hochkomplexen, insgesamt monatelangen Arbeitsschritten herausgeschnitten werden. Die 300-Millimeter-Technologie ermöglicht eine höhere Chip-Produktion pro Wafer und damit auch niedrigere Stückkosten. Bisher ist Bosch in der 150- und 200-Millimeter-Chiptechnologie aktiv, hierfür hat die Firma einen Produktionsstandort in Reutlingen. Diese 2010 eröffnete Anlage war mit 600 Millionen Euro übrigens die bislang höchste Einzelinvestition des schwäbischen Konzerns.

Warum sind Chips so wichtig für die Industrie?

Die Halbleiter-Fertigung gewinnt rasant an Bedeutung. Man spricht in der Branche von drei Wellen: In den 1990er und 2000er Jahren gab es eine hohe Nachfrage nach Computer- und Laptop-Prozessoren, danach kam eine Nachfragewelle nach Handy- und Smartphone-Chips. Nun gewinnt das sogenannte Internet der Dinge an Bedeutung, bei dem Maschinen und alle möglichen anderen Dinge vernetzt werden. Die Autobranche setzt große Hoffnungen in selbstfahrende Autos sowie in Elektrofahrzeuge, auch hier wird die Nachfrage nach Chips steigen. Heutzutage sind in einem Oberklasse-Auto etwa 300 bis 400 Chips verbaut, künftig dürften es noch mehr werden.

Was ist der kritische Punkt bei der Bosch-Investition?

Mit Blick auf die hohe Investitionssumme ist klar: Bosch muss damit auf einen überschaubaren Zeitraum auch richtig Geld verdienen. Das ist alles andere als ein Selbstläufer. Der Chip-Markt ist von asiatischen Anbietern dominiert, die Preise sinken tendenziell. Der Wettbewerbsdruck ist also enorm hoch. Bosch ist zwar mit den in Reutlingen hergestellten Mems-Systemen bereits gut unterwegs, kommt mit der Dresdner Fabrik aber auf ein neues Level, bei dem auch Masse gefragt ist. Wird Bosch so viele Chips verkaufen können, um hier profitabel zu sein? „Wir sind uns sehr sicher, dass sich die Investition in absehbarer Zeit auszahlt“, sagt Bosch-Manager Hoheisel.

Warum kauft Bosch nicht einfach Chips vom Weltmarkt?

Bosch will sein eigenes Ding machen. „Uns ist es wichtig, dass wir die Schlüsseltechnik in eigenen Händeln haben und nicht von Zulieferern abhängig sind“, sagt Bosch-Geschäftsführer Hoheisel. Aber wäre es nicht viel billiger, auf Chips anderer Anbieter oder Auftragsfertiger zu setzen? „Natürlich würden ökonomische Berechnungen andere Wege aufzeigen, aber wir setzen auf Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit.“

Ist die Bosch-Investition eine generelle Abkehr von Kooperationen?

Nein. Nach Aussage von Bosch werden Partnerschaften in der Halbleiterbranche in Zukunft an Bedeutung gewinnen. So arbeitet Bosch bereits mit dem US-Konzern Nvidia zusammen, der Bosch einen Chip für einen zentralen Fahrzeugcomputer liefern soll und der in autonom fahrenden Autos zum Einsatz kommen könnte. „Bei reinen Rechnerarchitekturen setzen wir weiter auf Partnerschaften und nicht auf eigene Halbleiterproduktion - da nutzen wir lieber Bausteine, die schon am Markt zu haben sind“, sagt Hoheisel.

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