Handelsblatt on Tour in China Einhörner und Sternenhimmel

Chinas Unternehmer setzen auf zwei Zugpferde für ihren Erfolg: Die Mittelschicht, die wächst – und munter konsumiert. Und das Ausland, auf das die chinesischen Firmenchefs zunehmend ihr Geschäft konzentrieren.

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Ein Handelsblatt-Leser testet ein neues Gerät des chinesischen Netzwerkausrüsters und Smartphone-Herstellers. Quelle: Lou Linwei

Schanghai Chinas Unternehmer setzen auf zwei Zugpferde für ihren Erfolg: Vor der Haustür haben sie über 600 Millionen Chinesen, die sich in die Mittelschicht hocharbeiten. Der Konsum dieser aufsteigenden Mittelschicht scheint unbegrenzt. Gleichzeitig haben die Unternehmer erkannt, dass sie über den Tellerrand schauen müssen. Immer öfter konzentrieren sie sich auf das Geschäft im Ausland. Pekings Staatsbetriebe schauen sich dabei immer häufiger die Geschäftsstrategien von Chinas Privatunternehmern ab, denn die sind trotz lahmender Weltkonjunktur international erfolgreich.

Die zwei erfolgreichsten Unternehmen stammen aus Sektoren, die weltweit im Blickpunkt sind: High Tech und Finanzen.

Beim chinesischen Netzwerkausrüster und Smartphone-Hersteller Huawei halten die Angestellten die Mehrheit: 98 Prozent der Anteile gehören den Mitarbeitern und nur rund zwei Prozent dem Gründer Ren Zhengfei. Den Einfluss des einstigen Militär-Offiziers und jetzigen Vice Chairman gibt diese Anteilsquote nicht wider. Ren glaubt fest daran, dass seine Manager und Angestellten nur in flachen Hierarchien Ideen einbringen, so dass sie „in einen Himmel voller Sterne schauen können und die Visionen für Huawei nicht von einer Person kommen“, wie er erklärt hat. Drei Vorstandschefs wechseln sich alle sechs Monate ab. Huawei hat es innerhalb der vergangenen drei Jahre sogar geschafft, Samsung auf dem heimischen Markt zu überholen.

Weltweit ist Huawei schon auf Platz drei, wenn es um die Zahl der verkauften Smartphones geht. Im ersten Halbjahr 2016 konnte der Konzern Umsätze in Höhe von 245,5 Milliarden Yuan (32,6 Milliarden Euro) einfahren.

Übervater Ren, von dem seine Angestellten fast schon ehrfürchtig sprechen, hatte es nach der Gründung 1988 zunächst aufgrund der Konkurrenz in Chinas Städten vorgezogen, die ländlichen Regionen zu erschließen und dort mit dem Ausbau der schlecht entwickelten Telekommunikationsinfrastruktur zu punkten. Ab 1996 förderte Peking die eigenen Telekommunikationsunternehmen, indem der Zugang ausländischer Wettbewerber eingeschränkt wurde. Dieser Entschluss aus der Politik, aber auch Rens frühzeitige Investitionen in Forschung und Entwicklung beflügelten Huawei.

„Einen Gang an die Börse haben wir nicht nötig“, sagt Manager Jacki Li dem Handelsblatt, „wir haben Geld genug.“ Huawei hat nicht nur ein Forschungszentrum in Schanghai, sondern betreibt 18 weitere in Europa, unter anderem das erste europäische Open Lab in einem Ableger für Start-ups in München.

Auf Gründer setzt auch Fosun aus dem Reich der Mitte. Die chinesische Beteiligungsgesellschaft verdient ihr Geld auch mit dem chinesischen Mittelstand. Das verwaltete Vermögen lag 2015 bei 63,4 Milliarden Dollar (2014 41,4 Milliarden). Im Unterschied zu Huawei investiert Fosun in sogenannte Unicorns, also Unternehmen ab einem Wert von einer Milliarde Dollar. Mitgründer Guo Guangchang, der als „Warren Buffets China“ gilt, investiert vor allem in Versicherungen (Anteil 44 Prozent), in Gesundheit sowie in Tourismus und Mode – ein Bereich, den die Manager in der Schanghaier Zentrale „Happiness“ nennen, Glück. Wie Firmenchef Guo sind sie sich sicher, dass die Chinesen in den kommenden Jahren noch mehr verreisen werden und ihr hart erarbeitetes Geld besser anlegen wollen.

Seit 2010 hat Fosun bei Reiseanbietern wie Club Med und Thomas Cook investiert und sich an europäischen und amerikanischen Versicherern beteiligt. Zuletzt stieg Fosun bei der deutschen Privatbank Hauck & Aufhäuser ein – und sogar bei dem englischen Fußballklub Wolverhampton Wanderers. „Wir zahlen bei unseren Auslandsinvestitionen Höchstpreise, weil wir im Nachteil gegenüber den heimischen Wettbewerbern sind“, sagt Kenneth Xu, Investment Director Fosun Capital im Handelsblatt-Gespräch. Er bevorzugt deshalb vor allem Partnerschaften.

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