Handy-Hersteller Apple kündigt Zulieferer wegen minderjähriger Arbeiter

Apple-Chef Tim Cook löst sein Versprechen ein, stärker auf die Arbeitsbedingungen bei Zulieferern zu achten. 2012 gab es mehr Inspektionen. Dabei wurden in einer Fabrik in China auch über 70 Arbeiter im Alter unter 16 Jahren entdeckt.

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Arbeiter im Werk des Apple-Zulieferers Foxconn. Quelle: dpa

Cupertino Apple hat im vergangenen Jahr die Kontrollen der Arbeitsbedingungen bei seinen Zulieferern deutlich verschärft. Die Zahl der Inspektionen wurde um 72 Prozent auf 393 erhöht, wie aus einem aktuellen Apple-Bericht hervorgeht. Bei einem chinesischen Teile-Produzenten entdeckten die Kontrolleure 74 Arbeiter im Alter unter 16 Jahren. Apple habe die Zusammenarbeit mit der Firma beendet und die Behörden informiert. Die Arbeiter kamen demnach von einem Vermittler, der mit Hilfe der Familien Dokumente gefälscht habe, um das wahre Alter der Jugendlichen zu vertuschen.

Große Fortschritte machte Apple dem Bericht zufolge bei der Einhaltung der maximalen wöchentlichen Arbeitszeit von 60 Stunden. Im vergangenen Jahr hätten sich 92 Prozent der Zulieferer daran gehalten, 2011 seien es lediglich 38 Prozent gewesen. Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit liege inzwischen unter 50 Stunden. Apple überwache inzwischen dauerhaft die Arbeitszeiten von rund einer Million Menschen. Der Kampf gegen ausufernde Überstunden war zum Teil auf Proteste der Arbeiter gestoßen, weil sie möglichst viel Geld für ihre Familien verdienen wollen und auf viele Überstunden pochen. Apples Auftragsfertiger Foxconn erhöhte zuletzt die Gehälter.

Apple-Chef Tim Cook hatte nach dem Amtsantritt vor knapp eineinhalb Jahren das Augenmerk auf die Arbeitsbedingungen verstärkt und mehr Transparenz versprochen. So trat Apple als erster Technologie-Konzern der Fair Labor Association (FLA) bei, einer unabhängigen Organisation, die eigene Inspektionen durchführt.

Die 393 Apple-Kontrollen im vergangenen Jahr betrafen rund 1,5 Millionen Arbeiter in 14 Ländern. Darunter waren 28 unangekündigte Besuche. Erhebliche Probleme wurden dabei beim Umweltschutz festgestellt. So seien an 147 Standorten Chemikalien unsachgemäß gelagert worden. Und an 106 Standorten sei der Umgang mit gefährlichen Abfällen falsch gewesen. In 96 Betrieben sei der Ausstoß von chemischen Substanzen in die Luft nicht überwacht worden.

In der Vergangenheit hatte beispielsweise Foxconn, die Muttergesellschaft der in Hongkong gelisteten Foxconn International Holdings und der in Taiwan notierten Hon Hai Precision, immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt. Dem Konzern, der die Hälfte der weltweiten Verbraucherelektronik herstellt, wird vorgeworfen, seine Mitarbeiter besonders schlecht zu behandeln. Seit 2010, als bei Foxconn mehrere Mitarbeiter Selbstmord begingen, steht der Konzern in der Kritik. Dies führte auch zu Vorwürfen gegen Apple, auf dem Rücken der chinesischen Arbeiter, seine immensen Gewinne auszutragen. China ist nicht nur das Land, wo die Amerikaner ihre Produkte herstellen lassen, sondern auch zu einem der wichtigsten Absatzmärkte aufgestiegen.

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