Haribo gegen Mediaplus Gummibärchen-Hersteller streitet weiter vor Gericht

Der Bundesgerichtshof hat eine neue Wende in der Auseinandersetzung zwischen Haribo und seiner früheren Mediaagentur gebracht. Die Frage, wem die wertvollen Rabatte gehören, ist allerdings noch immer nicht geklärt.

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Der Streit um die Haribo-Rabatte geht weiter. Quelle: dpa

Düsseldorf Jahrelang hatten der Bonner Süßwarenhersteller Haribo und die Mediaagentur Mediaplus, die zur Münchener Agenturgruppe Serviceplan gehört, eine intakte Geschäftsbeziehung. Die Agentur Mediaplus buchte für die Gummibärchenfirma die Werbeplätze bei den Medien, erhielt für die Auftragsvolumina Rabatte und rechnete am Ende mit der Bonner Unternehmen ab. Doch die traute Partnerschaft endete, als Haribo – erzürnt über die Rabatte, die nicht weitergegeben worden seien – vor Gericht zog.

Der Streit kreist vor allem um eine Frage: Wem gehören die Rabatte in dem speziellen Mediageschäft? Der Mediaagentur, die sich als eigene Wirtschaftseinheit betrachtet, oder dem Kunden, der das Geschäft überhaupt erst ermöglicht? Oder konkret: Hat Mediaplus alle Rabatte, die zwischen 2004 und 2008 im Auftrag und mit dem Geld von Haribo erzielt worden waren, an den Süßwarenhersteller weitergegeben?

Nun hat sich eine neue Wende im Fall Haribo gegen Mediaplus ergeben: Der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe hob am Donnerstag das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) München auf. Das Gericht hatte 2014 entschieden, dass der Werbekunde Haribo keinen Anspruch auf die Rabatten habe. Nun wandert der Fall zurück an das OLG. Der Bundesgerichtshof sprach am Donnerstag davon, dass beleuchtet werden müsse, inwieweit eine „Strohmann-Eigenschaft“ des übergeordneten Einkaufverbundes von „Magna Global Mediaplus“ vorliege oder ob die Firma tatsächlich als eigenständige Stufe zu sehen sei.

Das waren überaus deutliche Worte in dem Gerichtssaal, wie Beobachter berichteten. Der Gerichtsprozess findet in der Werbebranche hohe Beachtung, da Haribo einer der wenigen Werbetreibenden ist, der sich in aller Öffentlichkeit mit einer Mediaagentur streitet.

Seit vielen Jahren schon wird in der Mediabranche die Frage nach der Transparenz heiß diskutiert. Die Auseinandersetzung bekam in der vergangenen Woche neuen Aufwind, als der amerikanische Werbekundenverband ANA in einer umfangreichen Studie darlegte, dass Rabatte und Intransparenz noch immer an der Tagesordnung stünden. Der Verband ANA – vergleichbar mit der deutschen OWM (Organisation Werbungtreibende im Markenverband) – hatte in dem Untersuchungsbericht beklagt, dass Mediaagenturen ihren Kunden noch immer keinen Einblick in ihr Vorgehen gewähren würden.

Führende Werbebosse, darunter auch WPP-Chef Martin Sorrell, haben den ANA-Report scharf zurückgewiesen. Der Report sei in keiner Weise unabhängig, sagte er. Und er wiederholte sein schon zuvor getätigtes Statement: Es gebe „keine Rabatte in den Vereinigten Staaten“.

Der deutsche Kundenverband OWM indes empfiehlt seinen Mitgliedern die Verwendung eines neuen Mustervertrages, der mehr Licht in die Geschäftsbeziehung zwischen Mediaagentur und Kunde bringen soll.

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