Hauptversammlung Womit Apple wirklich sein Geld macht

Während Facebook nach der Übernahme von WhatsApp von Anlegern genauso wie Google nach dem Zukauf von Nest bejubelt wurde, ergießt sich über Apple die Kritik. Aber hätte dem Konzern so eine Akquise tatsächlich mehr gebracht als die eigenen Aktienrückkäufe? Wie sich Apple neu aufstellt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Welche Innovationen Apple sich sichert
Akkulaufzeit neu verwaltenApple hat ein neues Patent angemeldet, dass eine neue clevere Funktion beschreibt. Diese merkt sich über die Geoinformationen den Ort, an dem der Nutzer sein Smartphone in der Regel auflädt. Je nach Akkustand und Entfernung zu der gespeicherten Position, werden im Smartphone Funktionen abgeschaltet, um die Stromversorgung bis zur Energiequelle zu sichern. So würden zum Beispiel bestimmte Apps, die selten benutzt werden und im Hintergrund Strom ziehen ausgestellt, um so den Akku zu schonen.
Patente für den iPenNachdem Steve Jobs den Stift für das iPad und das iPhone immer abgelehnt hatte, setzt Samsung voll auf die Möglichkeiten eines intelligenten Stylus. Vor allem Architekten, Ingenieure und Zeichner wissen die Funktion zu schätzen. Auch Drittanbieter haben versucht die Apple-Produkte mit ihren Stiften zu erweitern. Nun legt Apple offensichtlich nach und setzt voll auf Gesten. Laut Patentantrag soll der sogenannte iPen angeblich erkennen, wie er gehalten wird und diese Informationen über Orientierungssensoren direkt an das Tablet übermitteln. Auf diesem Weg könnte der Zeichner zum Beispiel die Strichbreite einstellen – ganz wie beim Halten eines Füllers. Insgesamt soll Apple laut der Website Patentlyapple  bereits über 20 Patente für Stylus-Geräte bekommen haben. Etliche davon dienen wohl auch nur der Absicherung der Rechte. Ob daraus am Ende auch wirklich ein Stift wird, ist bisher noch nicht klar. Quelle: dpa
Kopfhörer mit SensorenApple hat in den USA ein Patent für neue Kopfhörer eingereicht und genehmigt bekommen. Die neuen "In-Ear" sollen mit Sensoren ausgestattet werden, die Körpertemperatur, Puls und Schweißabsonderung messen und die Daten speichern. Der Vorteil gegenüber Fitnessarmbändern: Die Kopfhörer sind kein Extra-Gadget, sie werden von den meisten Sportlern sowieso am Körper getragen. Erstmals hat sich Apple mit so einer Anwendung vor über sieben Jahren beschäftigt, wie der Patentantrag zeigt. Neben der Tracking-Funktion sollen die Sensoren auch Kopfnicken erkennen. Über diesen Weg ließe sich zum Beispiel die Musik steuern. Quelle: WirtschaftsWoche Online
Beim Mac und iPad anklopfenEs wäre eine spannende Erweiterung der Tastatur - zumindest hat Apple einen Patentantrag genehmigt bekommen, in dem beschrieben wird, wie Tablet und Notebook auf akustische Signale reagieren. Gemeint ist zum Beispiel das Kratzen oder Klopfen am Gehäuse der Geräte. Sensoren im Gerät sollen die Töne erfassen und sie zur Auswertung an den Prozessor schicken, der sie interpretiert. Erleichtern könnte die Technik das Markieren von Texten oder das Aufrufen eines Kontextmenüs. Quelle: REUTERS
Krumme Sensoren auf dem iPhoneApple hat in den USA das Patent für gekrümmte Touch-Sensoren zugesprochen bekommen. Die Herstellung der gekrümmten Sensoren ist aufwendig. Zunächst werden die Sensoren als Rohling mit einer leitenden Filmschicht und dem Deckmaterial in flacher Form angefertigt. Durch gleichmäßige Wärmezufuhr wird das Material gekrümmt. So stellen die Handybauer außerdem sicher, dass die Sensoroberfläche den gleichen Abstand zum Deckmaterial behält. Nur so ist die Touch-Oberfläche in der Mitte wie am Rand empfindlich. Quelle: REUTERS
Solardeckel für das MacbookFür einen ganz neuen Notebookdeckel hat Apple in den USA ein Patent erhalten. Der Deckel soll mit einer Solarzelle den Akku des Computers laden und gleichzeitig als zweiter Display mit Touchscreen arbeiten. Bekannt ist die Technik bereits als elektrochromes Glas in Form eines Sonnen- oder Sichtschutzes im Kfz-Bau. Auch als Trennwand in Büros wird die Technik eingesetzt - allerdings ohne die Displayfunktion. Klappt man das Macbook künftig zu, könnten also auf der Außenseite trotzdem Verkehrsinformationen oder Statusupdates aus sozialen Netzwerken eingeblendet werden. Inwieweit das Patent jedoch wirklich zu einem konkreten Produkt wird, ist derzeit noch fraglich. Quelle: dpa
iWatch aus der Entfernung aufladenSamsung hat mit der Computeruhr Galaxy Gear vorgelegt, nun will Apple nachziehen. Angeblich arbeitet der Konzern bereits seit Jahren mit einer hundert Mitarbeiter starken Mannschaft an dem Gadget fürs Handgelenk. Ein Patentantrag gibt den Gerüchten neuen Aufwind, wie das chinesische Magazin ctech berichtet. Demnach soll sich der Akku der iWatch sogar über mehrere Meter hinweg aufladen lassen. Somit ließe sich das Gadget über den Apple-Laptop oder -Computer laden, ohne es abzunehmen. Quelle: REUTERS

Vor der Hauptversammlung lief es für Apple alles andere als rund. Erstmals seit Jahren musste das Unternehmen große Sicherheitslücken in den hauseigenen Betriebssystemen iOS und OSX einräumen. Und dann stuften wieder einmal Analysten den Wert des Unternehmens herab – wie so oft in den vergangenen Jahren. Dieses Mal waren es Vertreter der dritten größten britischen Bank Barclays, die das Urteil „overweight“ auf „neutral“ korrigierten.  

Grund dafür ist das immer größere werdende Unverständnis, für die Ruhe von Tim Cook. Weder prescht er mit neuen Produkten nach vorne, noch tätigt er große Investitionen. Dabei sitzt das Unternehmen auf fast 160 Milliarden Euro und ist damit einer der reichsten Konzerne der Welt. Die Konkurrenz hat weniger Skrupel, Geld auszugeben:

Samsung preschte erst jüngst auf dem Mobile World Congress mit neuen Smartphones, Tablets und Fitness-Gadgets voran. Mit dem Galaxy S5 haben die Südkoreaner sogar den Fingerabdruck-Sensor eingeführt, der bisher Apples Alleinstellungsmerkmal gewesen war.

Microsoft sicherte sich Ende des vergangenen Jahres die Smartphone-Sparte von Nokia und auch Marissa Mayer ist seit ihrem Wechsel an die Yahoo-Spitze auf Dauer-Shopping-Tour. Etliche Startups hat sie dem Unternehmen schon einverleibt. Größte Akquise war dabei der Kauf des Blog-Formats Tumblr für satte 1,1 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr.

Der Deal ist jedoch nichts gegen den Einkauf, den Facebook-Chef Mark Zuckerberg getätigt hat. Für 16 Milliarden US-Dollar erstand der Social-Media-König den Kurznachrichtendienst WhatsApp. Ein strategischer Kauf, mit dem sich Facebook zum einen eine jüngere Zielgruppe und vor allem einen stetig wachsenden Dienst angeschafft hat.

von Matthias Hohensee, Jana Reiblein

Nest Labs ist ein bis dato weitgehend unbekannter Thermostat- und Feuermelder-Hersteller, mit dem sich Google ganz nebenbei ein angesehenes Designer-Team ins Haus holt.

Apple steht passiv daneben

Apple schaut sich das Treiben seiner Mitbewerber an – ohne selbst aktiv zu werden. Dabei dürften Googles Einkauf des Thermostate-Herstellers für Apple schmerzhaft gewesen sein – ist doch das vernetzte Haus einer der ganz großen Zukunftsmärkte, und NestLabs wäre ein interessanter Partner gewesen.

Stattdessen updatet Tim Cook ein Smartphone und Tablet nach dem anderen. Selbst vom iPhone 6 erwartet niemand mehr den großen Wurf. Gerüchten zufolge wird der Konzern aus dem kalifornischen Cupertino vor allem die Bildschirmgröße in Richtung Phablet anpassen – also eine Mischung aus Tablet und Smartphone. Der verstorbene Apple-Chef Steve Jobs hatte dieses Format stets abgelehnt und das „One-Hand“-Prinzip befürwortet. Konkret: Das Smartphone muss mit einer Hand zu bedienen sein. Inzwischen hat aber vor allem Samsung vorgemacht, dass es für unterschiedliche Formate einen Markt gibt. Und sogar Nokia hat mit einer umfassenden Produktpalette in verschiedenen Preiskategorien nachgelegt.

Das Kerngeschäft verschiebt sich

Der Preis spielt für Kunden also eine wachsende Rolle. Gleichzeitig werden die technischen Vorteile geringer, die ein Premium-Modell mit sich bringt. Sensoren wie Thermometer, Fingerprints zum Sperren des Smartphones oder auch Elemente zum mobilen Bezahlen scheinen die Kunden weniger zu interessieren als Speicherplatz, eine gute Kamera und Schnelligkeit. Und die hinteren Faktoren haben sich in den vergangenen Jahren auch im Mittelklasse-Segment massiv verbessert. Heute sind schon für 400 Euro eine Reihe Geräte auf dem Markt, die einen Full-HD-Display oder 2 Gigabyte RAM aufweisen.

Für Apple sind das schlechte Neuigkeiten, setzen die Amerikaner doch immer noch voll auf ihre teuren Produkte mit fetter Marge, die dem Unternehmen letztlich so hohe Gewinne eingebracht haben. Dennoch bleibt Tim Cook gelassen. Und das aus gutem Grund. Zwar trommelt das Unternehmen nach außen immer kräftig für seine Hardware. iPod, iPhone und iPad sind zu den Aushängeschildern, zum Wiedererkennungswert, des Unternehmens geworden. Doch im Hintergrund verdient Apple inzwischen auch an ganz anderer Stelle großes Geld.

Dank der bestehenden Kundschaft boomen die Plattformen iTunes, iBooks und AppStores. Allein im ersten Quartal 2014 hat das Unternehmen hier 4,4 Milliarden US-Dollar eingenommen – ein Plus von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Es ist anzunehmen, dass das Unternehmen sein Wachstum künftig viel stärker als bisher auf diese E-Commerce-Verkäufe stützen wird. Indizien dafür lieferte Tim Cook persönlich als er im Zuge der Präsentation des iPhone 5S den Fingerprint-Sensor vorstellte. „Die Menschen lieben wie einfach es ist, mit Hilfe der Apple-Produkte einzukaufen“, sagte er. Und genau das erhöhe die Bereitschaft das Geld auch auszugeben. Durch die Einführung von TouchID fällt sogar das eingeben eines Geheimcodes weg. In den USA haben etliche stationäre Händler bereits damit begonnen, ihre Geschäfte mit einem entsprechenden Bluetooth-Transmitter auszustatten, der den Kunden das Zahlen per Fingerabdruck über das Smartphone erlaubt.

Wohin mit dem ganzen Geld?

Bleibt die Frage: Was hat Apple mit seinen Milliarden vor? Einen Hinweis hat Tim Cook ebenfalls selbst gegeben. Das mobile Betriebssystem iOS soll stärker in der Automobilbranche zum Einsatz kommen, wie der Unternehmenschef auf der vergangenen Entwicklerkonferenz WWDC ankündigte. Für den italienischen Autobauer Ferrari hat Apple bereits das Infotainment-System ein Cockpit entwickelt. Grundlage für die Technologie sind einerseits das iPad Mini und vor allem die Spracherkennungs-Software Siri. Dabei werden auch die Apple-Verkaufsplattformen im Netz künftig eine Rolle spielen. Denn wie das Marktforschungsunternehmen Gartner schätzt, werden zum Jahr 2020 mehr als 80 Prozent aller Neufahrzeuge in den etablierten Märkten vernetzte Geräte sein. Damit könnte bereits 2017 jeder vierte Autobauer Geld mit im Fahrzeug angeschlossenen E-Commerce-Geschäften machen.

Zukunftsmarkt Automobilbranche

Wie der Mensch in kleinen Schritten zum Cyborg wird
Brillen-SchlangeGoogles Datenbrille Glass verwandelt Models auf einer Modenschau in New York in Cyber-Wesen. Wer die Brille haben will, muss sich bewerben.Preis: ca. 1.100 Euro. Quelle: dapd
Kinder-ÜberwachungDas Sensorhemd Mimo Baby Monitor vom US-Anbieter Rest Devices erfasst Atemfrequenz, Temperatur, Liegeposition und Aktivität des Kindes.Preis: ca. 145 Euro Quelle: Presse
Bewegungs-MelderDas Konzept-Sportshirt Move der amerikanischen Modedesigner von Electricfoxy korrigiert mit Vibrationen die Körperhaltung von Golfern oder Yoga-Schülern.Preis: unbekannt Quelle: Presse
Quassel-KastenDer Anstecker von Sigmo übersetzt Gesprochenes via Smartphone in 25 Fremdsprachen.Preis: ca. 47 Euro Quelle: Presse
Schlaf-VermesserDas Armband Flex vom US-Startup Fitbit misst die Schlafdauer, zählt Schritte, die zurückgelegte Strecke und verbrannte Kalorien.Preis: ca. 100 Euro Quelle: Presse
Finger-FernbedienungDer Daumenring Fin des indischen Herstellers RHLvision verwandelt die Hand in eine Steuerkonsole für Smartphones, Fernseher und mehr.Preis: ca. 87 Euro Quelle: Presse
Karten-KlunkerDer Funkchip-Ring des Startups The Ring Theory dient in Bostons U-Bahn als Fahrkarte. Quelle: Presse

Apple sucht in der Frage um die Integration von Software in Autos die Nähe zum Börsenliebling Tesla. Erst kürzlich sickerte durch, dass sich Tesla-Chef Elon Musk bereits Anfang 2013 mit Adrian Percia in Apples Hauptquartier getroffen hat. Weil Percia bei Apple für die Zukäufe des Unternehmens verantwortlich ist, wurden schnell Gerüchte laut, der iPhone-Erfinder wolle den Elektroauto-Hersteller gar übernehmen. Musk hat diese Gerüchte inzwischen in einem Bloomberg-Interview dementiert. Zwar sei das Unternehmen im vergangenen Jahr von einigen Unternehmen angesprochen worden, doch wolle man eigenständig wachsen. Worüber vor einem Jahr in Cupertino gesprochen wurde, ist bisher nicht klar. Eventuell könnte es auch um das Thema Akku-Technologie gegangen sein – ein Thema von dem beide Unternehmen profitieren könnten.

Wie auch immer Apple in Sachen Automobilbranche weiter vorgehen wird – es ist für das Unternehmen ein relativ neues Feld, in dem Investitionen in Personal, Forschung und Entwicklung bitter nötig sind. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Google hat bereits zu Beginn des Jahres für einen Paukenschlag gesorgt. Das Unternehmen hat gemeinsam mit den Autobauern Audi, General Motors, Honda und Hyundai eine Kooperation angekündigt. In den neuen Karossen der Hersteller soll künftig das Betriebssystem Android verbaut werden.

Des weiteren will Apple wohl stärker in den Bereich Medizintechnik investieren. Und dabei geht es dem Konzern weniger um Sensoren am iPhone, die den Puls messen. Wie der berühmte Toningenieur Tomlinson Holman (seit 2011 bei Apple angestellt) erst kürzlich dem San Francisco Chronicle mitteilte, arbeite das Unternehmen an der Entwicklung akustischer Geräte, die Herzgeräusche und den Blutstrom analysieren. Solche Geräte könnten helfen, Herzinfarkte oder -rhythmusstörungen frühzeitig zu erkennen.

Außerdem sollen sich führende Apple-Manager angeblich Ende Januar mit der Food and Drug Administration getroffen haben. Die US-Behörde befasst sich unter anderem mit der Zulassung von Arzneimitteln. Bei den Gesprächen soll es laut New York Times um "mobile medizinische Anwendungen" gegangen sein.

Keine Angst vor Investitionen – im Rahmen

Eine Neuausrichtung des Unternehmens Apple hat also längst begonnen. Zwar wird immer noch viel darüber spekuliert, wann denn nun eine iWatch oder ein iTV kommt. Doch bei genauerer Betrachtung scheint das Unternehmen sich neben dem Geschäft mit mobilen Endgeräten ganz anders aufzustellen. Sicherlich wird der Smartphone-Pionier im Bereich Gadgets nicht nachlassen. Doch ob es sich für den Konzern wirklich lohnt mit einer Computer-Uhr oder einem Fitnessarmband nach vorne zu preschen, ist fraglich. Derzeit scheint es, also würde Apple eher abwarten und erst bei einer größeren Nachfrage aus dem Massenmarkt mit eigenen Produkten einsteigen. Die kommenden Jahre werden am Beispiel Samsung zeigen, ob es sich gelohnt hat, bei den Wearables so vorzupreschen.

Dass Apple den neuen Kaufrausch im Silicon Valley nicht mitmacht, wird von einigen Experten auch als weise betitelt. Immerhin ist es Apple derzeit möglich, die durch Analysten-Einschätzungen aufgebrachten Märkte auch von alleine wieder zu beruhigen. Erst vor wenigen Wochen kaufte der Konzern nach eigenen Angaben Aktien im Wert von 14 Milliarden Dollar zurück. Hintergrund war ein Einbrechen des Kurses, nachdem die Verkäufe zu Weihnachten schwächer ausgefallen waren als von den Analysten erwartet.

Apple shoppt mit Bedacht

Die zehn Erfolgsgeheimnisse des IT-Konzerns
Wie macht Apple das nur? Aktuell ist Apple das wertvollste Unternehmen der Welt. Der Börsenwert liegt bei mehr als 580 Milliarden Dollar. Und Apple  hat Barreserven in Höhe von  216 Milliarden  Dollar. Zehn Gründe warum das Unternehmen so viel besser ist als jeder Konkurrent. Quelle: REUTERS
1. Der NetzwerkeffektDie IT-Welt funktioniert nach anderen Regeln als der Rest der Wirtschaft. Eine besondere Rolle spielt der sogenannte Netzwerkeffekt. Beispiel Microsoft: In der Ära des PCs hatte der Konzern ein Quasi-Monopol im Bereich der Desktop-Betriebssysteme und der Office-Software. Der Grund: Sobald MS-DOS und später Windows gegenüber damals konkurrierenden Systemen wie CP/M nur einen hauchdünnen Vorsprung hatte, entwickelten Softwareentwickler vornehmlich für das Microsoft-System, um möglichst viele potenzielle Kunden zu erreichen. Andererseits wurde die Microsoft-Plattform mit der verfügbaren Software auch für die Kunden immer attraktiver. Die große Verbreitung von Office in der PC-Ära machte auch diese Software zum Quasi-Standard: Wer die Dokumente von Freunden, Kollegen und Geschäftspartnern lesen und bearbeiten wollte, musste zur Microsoft-Software greifen. Quelle: dpa
1. Der NetzwerkeffektIm mobilen Markt hat Apple die Nase vorn. Zwar werden in absoluten Zahlen im Smartphone-Markt mehr Geräte mit Android-System verkauft – doch Android-Nutzer zeigen im Schnitt deutlich weniger Bereitschaft, Geld für Apps auszugeben. Quelle: AP
2. Zulieferer in vielen LändernApples Zulieferer beschäftigen mehr als 1,6 Millionen Menschen in 20 Ländern. Apple steht wegen der Arbeitsbedingungen seiner Zulieferer in der Kritik. Das taiwanesische Unternehmen Foxconn, das vornehmlich in China produzieren lässt, wurde zum Symbol für Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen. Jetzt ist es Apple durch Kontrollen bei Zulieferern gelungen, Verstöße gegen Arbeitszeit-Beschränkungen zu reduzieren. Die Obergrenze von 60 Arbeitsstunden pro Woche sei im vergangenen Jahr zu 97 Prozent eingehalten worden, erklärte der Konzern in seinem jährlichen Bericht zur Lage bei den Zulieferern. Ein Jahr zuvor wurde noch ein Wert von 92 Prozent angegeben. Die durchschnittliche Arbeitszeit für fest angestellte Mitarbeiter bei Zulieferern lag jetzt bei 55 Stunden pro Woche. Quelle: dpa
3. MargeDie Marge pro verkauftem Gerät ist traditionell besonders hoch bei Softwareherstellern: Nachdem ein Software-Produkt entwickelt ist, sind die Kosten pro verkauftem Medium sehr gering, der Verkaufspreis hoch. Apple verkauft zwar auch Software, verdient sein Geld aber hauptsächlich mit dem Verkauf von Hardware. Der Konzern erreicht allerdings auch bei der Hardware Margen, von denen die Konkurrenz nur träumen kann. Offizielle Zahlen gibt es nicht, doch Analysten schätzen die Marge pro verkauftem Gerät zwischen 30 und 40 Prozent. Besonders groß ist die Marge beim iPhone – und davon hat Apple wiederum besonders viele Geräte verkauft: im Jahr 2015 mehr als 231 Millionen Stück. Quelle: REUTERS
4. Konzentration auf das WesentlicheAuch bei den Produktkategorien herrscht Übersichtlichkeit. Das aktuelle iPhone SE gibt es jeweils mit unterschiedlicher Speicherausstattung – auf verwirrende Produktbezeichnungen mit langen Zahlenreihen und verschiedenen Ausstattungen verzichtet der Konzern komplett. Mit der Konzentration auf das Wesentliche hat Apple auch beim Produktdesign Trends gesetzt: Überflüssiges wird weggelassen. Das macht die Produkte elegant und benutzerfreundlich. Damit liegt Apple ganz auf der Linie des heimlichen Vorbilds, dem deutschen Braun-Designer Dieter Rams. Quelle: dpa
Apple-Museum Quelle: dpa

Ein Aktienrückkauf sorgt in der Regel dafür, dass der Kurs wieder steigt. Denn je weniger Aktien im Umlauf sind, desto höher ist der Anteil, der auf den einzelnen Aktionär entfällt. Entsprechend begrüßen die Investoren Apples Vorgehen – was nur dank des prall gefüllten Geldbeutels überhaupt möglich ist. Auf der anderen Seite hat der Konzern durch den Aufkauf kräftige Einbußen verkraften müssen. Die Aktie ist in der vergangenen Woche von 546 auf 525 US-Dollar eingebrochen.

Apples Zurückhaltung am Markt könnte noch einen anderen weisen Grund haben: Einige Großeinkäufe haben in den vergangenen Jahren auch als Fehlinvestition herausgestellt – zum Beispiel die Palm-Übernahme durch Hewlett-Packard oder Googles Motorola An- und Verkauf.

Und auch bei Zuckerbergs WhatsApp-Einkauf für 16 Milliarden US-Dollar bleibt abzuwarten, ob es das Unternehmen nicht auch eher ausbremst. Schließlich hat der Facebook-Chef schon angekündigt, erst einmal auf die Shopping-Bremse zu treten.

Apple shoppt hingegen weiter – mit Bedacht. Entgegen der Wahrnehmung vieler scheut sich der Konzern nicht davor, Geld in die Hand zu nehmen. Doch statt der öffentlichkeitswirksamen Megadeals setzt Apple auf kleine Startups.

Im letzten Quartal 2013 investierte der iPhone-Hersteller immerhin 525 Millionen Dollar in Firmenzukäufe – doppelt so viel wie noch im Jahr zuvor. Unter den Zukäufen waren Firmen wie das israelische Startup PrimeSense (Hersteller von Bewegungserkennungs-Technologie), das Daten-Analyse-Tool Topsy sowie etliche Firmen für Landkarten-Software (Locationary, HopStop und Embark). Insgesamt hat sich das Unternehmen in den vergangenen eineinhalb Jahren über 20 Startups einverleibt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%