HP spaltet PC-Geschäft ab – zu spät Späte Genugtuung für Léo Apotheker

Einst musste der ehemalige HP-Chef Léo Apotheker seinen Posten räumen, weil er das PC-Geschäft verkaufen wollte. Die neue Chefin Meg Whitman sollte genau das verhindern. Doch auch sie scheitert an diesem Vorhaben.

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Léo Apotheker war von 2010 bis 2011 Kurzzeit-CEO bei HP. Seine Idee zur Abspaltung der PC-Sparte stieß damals aber auf Ablehnung. Quelle: dapd

Im Dezember ist es genau zehn Jahre her, seit IBM die Abspaltung und den Verkauf seines PC-Geschäfts an Lenovo bekanntgegeben hat. Dann wird es auch knapp vier Jahre her sein, sein, dass Léo Apotheker als Kurzzeit-CEO von Hewlett Packard diese Radikallösung für HP vorgeschlagen hat und dafür von US-Presse, Analysten und HP-Aufsichtsgremium gesteinigt wurde. Meg Whitman übernahm seinen Posten und blies den PC-Verkauf als Erstes einmal ab.

Jetzt macht sie am Ende doch noch den Apotheker und gibt zu, wo die wirkliche Weitsicht lag. Sie wird HP aufspalten in einen Bereich aus PC und Printer und einen aus Unternehmenssoftware und -dienstleistungen. Am Ende des Prozesses wird es gut fünfzehn Jahre her sein, seit IBM die Signale für eine ganze Branche gesetzt hat.

Es ist eine späte Genugtuung für den tollpatschigen früheren SAP-Co-CEO Léo Apotheker, dessen große Strategie bei HP genau das war, was jetzt kommt. Weg mit dem Hardwaregeschäft, Hinwendung zu Software und Internet. Aber so etwas kann man nicht wie der Elefant im Porzellanladen verkünden. Trotzdem: ironischerweise bekam Whitman ihren Job nicht das zu machen, was Apotheker machen wollte. Nun macht sie es doch, aber ob das im Jahre 2014 noch funktioniert, das ist die große Frage.

Das Wrack HP kommt auf den Schrottplatz

Das vor 75 Jahren in einer Garage in Palo Alto gegründete HP ist ein qualmendes Wrack am Straßenrand. Ohne Unterlass beteuerte Whitman seit 2011 Jahr für Jahr, die Geschäfte werden besser, gleichzeitig stieg die Zahl der Entlassungen aber von rund 10.000 auf zuletzt 55.000. In 2012 versprach sie einen neuen Anlauf im Smartphone-Geschäft, den in 2013 niemand entdecken konnte. Je schwieriger der PC-Markt wurde, desto stärker betonte sie, man werde an dem Geschäft festhalten, welches „niemand so verstehe wie HP“. Heute ist Lenovo die Nummer eins weltweit.

Die Herrscherinnen des Silicon Valley
Marissa MayerMarissa Mayer ist ein Google-Urgestein, beim Suchmaschinenkonzern war sie Mitarbeiterin Nummer 20. Zuletzt arbeitete die Google-Vorzeigefrau als Produktchefin. Mit dem Wechsel an die Spitze von Yahoo steigt die Ex-Freundin von Google-Gründer Larry Page endgültig in die Spitze der US-IT-Managerinnen vor. Denn eine ganze Reihe von Spitzenpositionen bekleiden Frauen… Quelle: REUTERS
Margaret WhitmanMeg Whitman ist so etwas wie die Grande Dame des Silicon Valley. Ihren Ruhm und Reichtum begründete Whitman, die eigentlich Ärztin werden wollte, mit Ebay. Sie machte aus dem Startup mit gerade mal 30 Mitarbeitern ein global operierendes Online-Auktions- und dann ein Handelshaus mit 15.000 Angestellten und 8,5 Milliarden Dollar Umsatz. Über zehn Jahre lenkte sie Ebay und trat im März 2008 etwas amtsmüde als Vorstandschefin zurück. Die langjährige Chefin des Internet-Handelskonzerns Ebay löste Ende September 2011 überraschend den glücklosen Vorgänger Léo Apotheker an der Spitze des weltgrößten IT-Konzerns ab. Quelle: dapd
Virginia RomettyDie seit 30 Jahren in den Diensten von IBM stehende Managerin hat Anfang Januar 2012 das Steuer vom langjährigen IBM-Boss Sam Palmisano (links) übernommen. Die Informatikerin und Ingenieurin, die 1981 bei IBM anheuerte muss den von Plamisano verkündeten "Strategieplan 2015" fortsetzen. Quelle: Reuters
Sheryl SandbergChefin ist sie zwar (noch) nicht, doch kaum eine Frau im Valley ist so mächtig, wie Sheryl Sandberg. Die frühere Google-Managerin war 2008 zu Facebook gekommen und hat Zuckerberg seitdem in geschäftlichen Dingen den Rücken freigehalten, so dass er sich ganz auf die Weiterentwicklung des Netzwerks konzentrieren konnte. Sandberg sorgt in ihrer Rolle dafür, dass das Geld hereinkommt, kümmert sich um die Außendarstellung, um die Personalführung und vieles andere. Auch beim Börsengang fiel Sandberg als Architektin des geschäftlichen Erfolgs eine wichtige Rolle zu: Sie versuchte zusammen mit Zuckerberg, Investoren zum Kauf von Aktien zu bewegen. Die Nummer zwei bei Facebook hat im Juni ihre Macht im Sozialen Netzwerk ausgebaut. Die fürs Tagesgeschäft zuständige Managerin und rechte Hand von Firmenchef Mark Zuckerberg ist nun auch in den wichtigen Verwaltungsrat eingezogen. Dies ist das höchste Firmengremium - und das war bislang rein männlich besetzt. Quelle: REUTERS
Carol BartzDoch einige Frauen sind auch schon wieder gescheitert. Zwischen 2009 und 2011 sollte Carol Bartz den Umschwung bei Yahoo schaffen. „Diese Leute haben mich verarscht“, schimpfte Carol Bartz, als sie ihren Posten als Yahoo-Chefin wieder verlor. Als Verwaltungsratschef Roy Bostock ihr am Telefon das von Anwälten formulierte Kündigungsschreiben diktierte schleuderte sie ihm entgegen: „Warum hast Du nicht die Eier, es mir selbst zu sagen?“ Im Januar 2009 war die langjährige Chefin des Softwarehauses Autodesk zu Yahoo geholt worden, um endlich wieder Schwung in die Internet-Ikone zu bringen. Bartz fand ein zerrüttetes Unternehmen vor, ohne klare Management-Zuständigkeiten, Intrigen und kleinen Königtümern. Sie brachte wieder klare Strukturen ins Unternehmen, stellte verlustträchtige Projekte ein und kürzte die Kosten. Eine umstrittene Suchmaschinen-Allianz mit Microsoft sparte zwar Kosten. Doch damit gab Yahoo eigene Expertise ab Quelle: REUTERS
Carly FiorinaFiorina war lange Chefin von Hewlett-Packard, sie leitete HP von 1999 bis 2005 und war dort unter anderem für die Fusion mit Compaq verantwortlich. 2010 kandidierte sie als Senatorin für Kalifornien, verlor aber die Wahl gegen die Demokratin Barbara Boxer. Quelle: AP

Das passt alles einfach nicht zusammen. Jetzt kommt das Wrack auf den Schrottplatz und die Aktionäre dürfen sich aussuchen, welchen Teil, wenn überhaupt einen, sie behalten wollen. Sie werden Aktien der „neuen“ Gesellschaften bekommen, beide mit je rund 50 Milliarden Dollar Jahresumsatz auf den ersten Blick Giganten.

Doch die Entscheidung wird nicht leicht sein. Als erstes bleibt abzuwarten, wie die rund 20 Milliarden Dollar Schulden aufgeteilt werden, die trotz immenser Sanierungsmaßnahmen immer noch drücken. Erbitterte interne Verteilungskämpfe werden entscheiden, wer die beste Startposition bekommt. Whitman, die als Chefin des Unternehmensbereichs weitermachen wird, oder Dion Weisler, die die Aufgabe bekommt, den PC-Bereich, der sich zuletzt leicht erholen konnte, über Wasser zu halten.

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