Im Dezember ist es genau zehn Jahre her, seit IBM die Abspaltung und den Verkauf seines PC-Geschäfts an Lenovo bekanntgegeben hat. Dann wird es auch knapp vier Jahre her sein, sein, dass Léo Apotheker als Kurzzeit-CEO von Hewlett Packard diese Radikallösung für HP vorgeschlagen hat und dafür von US-Presse, Analysten und HP-Aufsichtsgremium gesteinigt wurde. Meg Whitman übernahm seinen Posten und blies den PC-Verkauf als Erstes einmal ab.
Jetzt macht sie am Ende doch noch den Apotheker und gibt zu, wo die wirkliche Weitsicht lag. Sie wird HP aufspalten in einen Bereich aus PC und Printer und einen aus Unternehmenssoftware und -dienstleistungen. Am Ende des Prozesses wird es gut fünfzehn Jahre her sein, seit IBM die Signale für eine ganze Branche gesetzt hat.
Es ist eine späte Genugtuung für den tollpatschigen früheren SAP-Co-CEO Léo Apotheker, dessen große Strategie bei HP genau das war, was jetzt kommt. Weg mit dem Hardwaregeschäft, Hinwendung zu Software und Internet. Aber so etwas kann man nicht wie der Elefant im Porzellanladen verkünden. Trotzdem: ironischerweise bekam Whitman ihren Job nicht das zu machen, was Apotheker machen wollte. Nun macht sie es doch, aber ob das im Jahre 2014 noch funktioniert, das ist die große Frage.
Das Wrack HP kommt auf den Schrottplatz
Das vor 75 Jahren in einer Garage in Palo Alto gegründete HP ist ein qualmendes Wrack am Straßenrand. Ohne Unterlass beteuerte Whitman seit 2011 Jahr für Jahr, die Geschäfte werden besser, gleichzeitig stieg die Zahl der Entlassungen aber von rund 10.000 auf zuletzt 55.000. In 2012 versprach sie einen neuen Anlauf im Smartphone-Geschäft, den in 2013 niemand entdecken konnte. Je schwieriger der PC-Markt wurde, desto stärker betonte sie, man werde an dem Geschäft festhalten, welches „niemand so verstehe wie HP“. Heute ist Lenovo die Nummer eins weltweit.
Das passt alles einfach nicht zusammen. Jetzt kommt das Wrack auf den Schrottplatz und die Aktionäre dürfen sich aussuchen, welchen Teil, wenn überhaupt einen, sie behalten wollen. Sie werden Aktien der „neuen“ Gesellschaften bekommen, beide mit je rund 50 Milliarden Dollar Jahresumsatz auf den ersten Blick Giganten.
Doch die Entscheidung wird nicht leicht sein. Als erstes bleibt abzuwarten, wie die rund 20 Milliarden Dollar Schulden aufgeteilt werden, die trotz immenser Sanierungsmaßnahmen immer noch drücken. Erbitterte interne Verteilungskämpfe werden entscheiden, wer die beste Startposition bekommt. Whitman, die als Chefin des Unternehmensbereichs weitermachen wird, oder Dion Weisler, die die Aufgabe bekommt, den PC-Bereich, der sich zuletzt leicht erholen konnte, über Wasser zu halten.