Huawei als Arbeitgeber Willkommen im Wolfsrudel

Beim Ableger der Chinesen in Deutschland können ehrgeizige Mitarbeiter schnell aufsteigen, zahlen aber einen hohen Preis.

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Das Logo von Huawei in einem Elektromarkt in Shanghai Quelle: REUTERS

Hua wer? Deutsche tun sich schwer mit dem Namen des chinesischen Telekommunikationsausrüsters Huawei. Kein Wunder, denn das Unternehmen bleibt als Zulieferer von bekannten Netzbetreibern wie Telekom, Vodafone oder E-Plus aus Sicht der Endkunden im Hintergrund. Das ändert sich langsam, seit Huawei hierzulande auch preiswerte Smartphones verkauft.

Gerade für Jobsuchende kann es Sinn machen, sich mit der schwierigen Aussprache auseinanderzusetzen: Huawei ist ein attraktiver Arbeitgeber – zumindest für hartgesottene Technikexperten, Kaufleute oder Logistiker. Denn das größte in Deutschland tätige chinesische Unternehmen mit inzwischen 1700 Mitarbeitern vor allem am Standort Düsseldorf ist eine Jobmaschine. Dem Haus liegt viel daran, nicht als Abkupferer westlicher Technik, sondern als Innovator respektiert zu werden. 45 Prozent der Mitarbeiter seien mit Forschung und Entwicklung beschäftigt, man sieht sich als High-Tech-Unternehmen.

Kämpfen statt kuscheln

Huawei ist kein behäbiger Staatskonzern, sondern gehört den Mitarbeitern und dem Top-Management. Den Beschäftigten der Auslandstöchter bleiben die begehrten Mitarbeiteraktien allerdings bisher vorenthalten, weil Pekings Kapitalmarktrecht ausländische Anteilseigner ausbremst.

Dennoch bietet Huawei gute Aufstiegschancen, wobei sich Bewerber aber keine Illusionen über die Unternehmenskultur machen sollten. Die Chinesen pflegen, anders als manche deutschen Arbeitgeber, keinen Kuschelkurs mit der Belegschaft. Einen Betriebsrat gibt es nur bei der Servicetochter des Unternehmens. Die Zentrale in China hat in der Zeit nach der Gründung Ende der Achtzigerjahre für ihre Leute das Leitbild eines Wolfsrudels ausgegeben. Gefragt sind danach Schnelligkeit, Flexibilität und Teamwork, aber auch Kampfgeist und Aggressivität. Laut Huawei spiele die Wolfsmetapher aber seit dem Jahr 2000 keine Rolle mehr.

Einmal angeheuert, werden große Flexibilität und Aufopferung für das Unternehmen verlangt, wie Mitarbeiter berichten. Die Chefs sollen zwar auch schon mal zu Coachings zur Work-Life-Balance geladen haben – terminiert waren die Treffen aber angeblich auf ein Wochenende.

Vorgesetzte können genau verfolgen, wer wie lange am Schreibtisch sitzt, denn die meisten Kollegen loggen sich beim internen Chatprogramm ein, solange sie im Haus sind. Wer morgens bummelt oder Abends zu pünktlich Schluss macht, riskiert einen Rüffel.

Ein weiteres Beispiel für den ruppigen Umgang mit der Belegschaft: Den Standort Eschborn will Huawei verkleinern, weil sich Großkunde Vodafone von dort zurückzieht. Mitarbeitern, die ihren Wohnort nicht nach Düsseldorf oder an andere Standorte verlagern wollten, flatterte die Kündigung ins Haus, Abfindung Fehlanzeige. Zehn der Betroffenen zogen dagegen vor das Frankfurter Arbeitsgericht. Erst danach hat Huawei den klagenden Kollegen Vergleiche angeboten und richtet nun sein Bedauern über das Ausscheiden von Mitarbeitern aus, die ihren Arbeitsplatz nicht verlegen wollten. Der Zusammenhalt des Wolfsrudels gilt offenbar nur begrenzt.

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