Telekom-Chef Timotheus Höttges richtet die Innovationsabteilung des Konzerns neu aus und bricht damit mit der Innovationsstrategie seines Vorgängers René Obermann. Wie das „Manager Magazin“ unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, werden bei der Restrukturierung der Abteilung „mehrere Hundert Stellen“ wegfallen.
Das von Obermann ausgegebene Ziel, neue Produkte für den Endverbraucher zu erfinden, wird demnach aufgegeben. Mit dem Musikdienst „Musicload“ und dem wenig erfolgreichen Messenger „Joyn“ wollte die Telekom weitere Kunden neben dem Stammgeschäft gewinnen. Künftig will Höttges im Endverbrauchergeschäft nur über Partnerschaften, etwa mit dem Streaming-Anbieter Spotify, seinen Kunden Dienste anbieten. Die hauseigene Produkt- und Innovationsabteilung soll sich dem Bericht zufolge auf „netztechnikaffine eigene Erfindungen“ wie etwa Router beschränken.
Warum der Ausbau des Internets für die Deutsche Telekom so teuer ist
Deutsche Telekom: Kupferkabel im Ortsnetz
Kabel Deutschland/ Unitymedia: Koaxialkabel im Ortsnetz
Deutsche Telekom: 40 Millionen
Kabel Deutschland/ Unitymedia: 24,6 Millionen
Deutsche Telekom: Telefonie, Internet, Fernsehen
Kabel Deutschland/ Unitymedia: Telefonie, Internet, Fernsehen
Deutsche Telekom: VDSL
Kabel Deutschland/ Unitymedia: Docsis 3.0
Deutsche Telekom: Beschleunigung auf 50 Megabit pro Sekunde in 51 Städten mit 12 Millionen Haushalten; Investition: 2–3 Mrd. Euro
Kabel Deutschland/ Unitymedia: Internetfähigkeit im gesamten Kabel-TV-Netz herstellen; Geschwindigkeit: 150 Megabit/Sekunde; Investition: 5,5–6 Mrd. Euro
Deutsche Telekom: Beschleunigung auf 100 Megabit pro Sekunde für 24 Millionen Haushalte bis zum Jahr 2016; Investition: 6 Mrd. Euro
Kabel Deutschland/ Unitymedia: Mit marginaler Investition Beschleunigung auf 200 bis 300 Megabit pro Sekunde jederzeit möglich; Investition: <1 Mrd. Euro
Deutsche Telekom: Einstieg ins Gigabit-Zeitalter durch den kompletten Austausch von Kupfer durch Glasfaser in allen Ortsnetzen; Investition: bis zu 80 Milliarden Euro
Kabel Deutschland/ Unitymedia: Einstieg ins Gigabit-Zeitalter, aber nur marginale Investition erforderlich, da die vorhandenen Koaxialkabel auf den letzten Metern im Ortsnetz weiter genutzt werden
Deutsche Telekom: bis zu 80 Mrd. Euro
Kabel Deutschland/ Unitymedia: bis zu 1 Mrd. Euro
Deutsche Telekom: pro Anschluss 5-10 Euro/ Monat
Kabel Deutschland/ Unitymedia: pro Anschluss 0-5 Euro/ Monat
Bereits bei seiner Antrittsrede im Janaur wurde klar, dass Höttges der Bau eines integrierten Telekommunikationskonzerns vorschwebt, der nicht nur Privatkunden, sondern auch Geschäftskunden die besten Zugänge zu Festnetz, Mobilfunk und Internet bieten kann. „Dafür müssen wir uns neu aufstellen“, kündigte Höttges damals an. „Der Kunde interessiert sich überhaupt nicht dafür, ob ein Signal aus dem Mobilfunk, aus dem Festnetz oder aus dem Hotspot bekommt. Der Kunde will überall den schnellsten Zugang haben. Deshalb müssen wir die Netze integrieren. Dann haben wir einen Riesenvorteil gegenüber reinen Mobilfunkbetreibern und den TV-Kabelnetzbetreibern.“
Sein Credo: Ein Konzern wie die Telekom muss nicht versuchen mit Google und Facebook zu konkurrieren, sondern sich auf das konzentrieren, was andere Konzerne nicht haben: die Netze. Als Finanzvorstand und rechte Hand von Obermann konnte Höttges den Konzern lange beobachten und sah viele Erfindungen kommen und gehen. Das 2013 vorgestellte Angebot „Wlan-to-go“, bei dem DSL-Kunden ihre persönlichen Wlan-Hotspots in der Wohnung für fremde Besucher öffnen und dadurch ein quasi flächendeckendes Hotspot-Netz entstehen sollte, wartet noch auf ihren Durchbruch. Der 2011 vorgestellte Online-Kiosk Pageplace ist inzwischen wieder offline.
Mit solchen digitalen Diensten wollte Ex-Chef Obermann bis 2015 rund 30 Milliarden Euro umsetzen – ein Ziel, das die Telekom nicht erreichen wird und unter Höttges auch nicht erreichen will.