Identitätsdiebstahl bei Unternehmen Warum Schalke 04 50.000 Euro Ablöse zahlte

Für Unternehmen ist der Internetauftritt in sozialen Netzwerken mindestens ebenso wichtig wie ihre eigene Website. Doch immer wieder stehlen Diebe die Profile auf Facebook und Twitter, um Lösegelder zu erpressen. Wie sich Unternehmen gegen den Diebstahl ihrer Unternehmenspräsenz schützen und „ihre“ Profilseite zurückerobern können.

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FC Schalke 04 Quelle: dpa

Für viele Unternehmen hat ihre Social-Media-Seite eine zumindest ebenso große Bedeutung wie die eigene Website. Für Unternehmen, die direkt an Privatkonsumenten verkaufen, hat Facebook meist einen besonders hohen Stellenwert, da sie hier direkt mit (potentiellen) Kunden in Kontakt treten. Mit Marketing-Aktionen in den sozialen Medien wollen sie die Bekanntheit und Beliebtheit ihrer Produkte steigern, diesen ein modernes Markenimage verleihen und so die Kundenbindung stärken.

Unternehmen, die nur mit anderen Firmen Geschäfte machen, fokussieren ihre Social-Media-Aktivitäten hingegen meist auf professionelle Netzwerke wie Xing oder LinkedIn. Erfolgreiches Marketing, ob bei Facebook, Xing oder Co., setzt aber immer eines voraus: Das Unternehmen selbst muss Inhaber „seines“ Unternehmensprofils sein und es dürfen parallel dazu keine verwechslungsfähigen oder gar betrügerischen Profilseiten existieren, auf die Kunden oder Geschäftspartner umgeleitet werden.

Daher sollten Unternehmen entsprechen vorsorgen, um einen Diebstahl der Unternehmensidentität, einem sogenannten Corporate-Identity-Theft, in sozialen Netzwerken zu verhindern und konsequent gegen das Abgreifen von Profilen, auch Grabbing genannt, vorgehen.

1. Social-Media-Page-Grabbing: Eine Gefahr für Unternehmen

Das von klassischen Internet-Domains bekannte Phänomen des Domain-Grabbings hat längst auch die sozialen Netzwerke erreicht. Dies ist deshalb besonders misslich, da beispielsweise bei Facebook der Profilname einer Unternehmensseite grundsätzlich nur einmal vergeben werden kann. Die Profil-URL (z.B. www.facebook.com/unternehmensname) ist, ebenso wie eine klassische Internet-Domain, aus technischen Gründen in jedem sozialen Netzwerk nur einmal verfügbar. Wie bei Internet-Domains stellen Unternehmen daher immer wieder fest, dass ihr Social-Media-Profil bereits besetzt ist.

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Die Gründe hierfür sind unterschiedlich: Teilweise haben Mitbewerber ein Interesse daran, Facebook-Seiten von konkurrierenden Unternehmen anzulegen, um diesen somit den Zugang zu dem sozialen Netzwerk zu verstellen. Noch größere Probleme bereitet das Social-Media-Page-Grabbing dann, wenn Dritte das Profil dazu nutzen, sich selbst als das jeweilige Unternehmen auszugeben und durch unrichtige Aussagen dessen Image zu schädigen, möglicherweise mit der Absicht, das betroffene Unternehmen zu erpressen.

Für die betroffenen Unternehmen ist das ein Marketing-Gau, da sich gefälschte Profilseiten oft nur schwer von echten unterscheiden lassen. Besonders problematisch wird es, wenn Dritte massenhaft Profile von Unternehmen anlegen, die noch nicht in dem sozialen Netzwerk aktiv sind, um diese den betroffenen Unternehmen später mitsamt deren Fans oder Follower gegen Zahlung eines „Lösegelds“ zu verkaufen.

Da der erzielbare Kaufpreis maßgeblich von der Beliebtheit der Seite und der Anzahl der Fans abhängt, ist die Seite meist so gestaltet, dass sie den Eindruck erweckt, von dem jeweiligen Unternehmen betrieben zu werden. Sogar die Betreiber sozialer Netzwerke legen teilweise ohne entsprechende Autorisierung Unternehmenspräsenzen an, die automatisch generiert und den Unternehmen zur (entgeltlichen) Übernahme angeboten werden. Eine gleichnamige kostenlose Profilseite kann dann nicht mehr angelegt werden.

Gerade bei beliebten Unternehmen kommt es zudem häufig vor, dass Fanprofile existieren. Solche Fanseiten werden zwar nicht in böswilliger Absicht, sondern von Fans einer Marke oder eines Unternehmens eingerichtet. Fanseiten können sich daher als vorteilhaftes kostenloses Marketing erweisen. Doch auch solche Fanseiten führen meist dazu, dass das Unternehmen in dem sozialen Netzwerk keine gleichnamige Unternehmenspräsenz mehr anlegen kann. Zudem lassen sich Fanseite nicht immer als solche erkennen. Unternehmen haben daher in allen Fällen meist ein großes Interesse daran, die inoffizielle Präsenz abschalten zu lassen oder sogar selbst Inhaber der Seite zu werden.

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