Infineon Wie Ploss den Fernen Osten erobern will

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Die Auto-Abhängigkeit ist manchem zu hoch

„China hat gesehen, dass es den Westen beim Verbrennungsmotor kaum einholen wird und steigt deshalb direkt in die Elektromobilität ein“, sagt Ploss. Allein in diesem Jahr will Peking 700 000 Elektroautos auf die Straße bringen. Sollte es in den kommenden Jahren in dem Tempo weitergehen, böte der chinesische Markt den Münchnern gewaltige Chancen. Denn nicht nur in den vielen neuen E-Autos, sondern auch in den von der Regierung geplanten Tausenden von Ladestationen sind riesige Mengen Halbleiter verbaut.
Das Automobilgeschäft ist die mit Abstand wichtigste Säule bei Infineon. Weltweit erzielt das Unternehmen mit der Sparte 40 Prozent seines Umsatzes, was auch erklärt, warum es für Infineon, anders als bei Rivalen wie Intel, gut läuft.
Dennoch ist manchem Experten die Auto-Abhängigkeit zu hoch.

Das sind die wettbewerbsfähigsten Länder der Welt

„Wenn die Nachfrage in den USA nachlässt, kann sich das sehr schnell in der Bilanz niederschlagen“, warnt etwa Nord/LB-Analyst Donie.
Ploss gibt sich davon unbeeindruckt. Auch die Aktivitäten der Münchner in China richten sich derzeit vor allem auf die Automobilindustrie. Potenzial sieht Ploss aber auch bei chinesischen Herstellern von Windkraft- und Fotovoltaikanlagen.
Auch das zuletzt schwächere Wirtschaftswachstum in China beunruhigt Ploss kaum. Mehr als sechs Prozent Wachstum, findet er, seien immer noch ordentlich. Größere Sorgen macht ihm der Reformstau im Land. „China versucht auch in Krisen, Reformen voranzubringen.

Das Land steht gleichzeitig unter großem Druck, dem Volk Perspektiven zu bieten und für Beschäftigung zu sorgen“, sagt Ploss. Vor allem der Umbau und die Modernisierung der Altindustrien wie Stahl, Zement oder Glas kämen nicht immer schnell genug und nachhaltig voran.
Die Feierlaune des Konzernchefs bei der Werkseröffnung in Malaysia können solche Gedanken indes nicht trüben. Am Abend nach der Zeremonie treffen sich Ploss und Mitarbeiter im Garten des altehrwürdigen Suffolk House in Georgetown nahe Kulim zur großen Party. Als die Rockband der Belegschaft eine Pause macht, betritt der Chef die Bühne, in der Tasche seiner Jeans ein halb volles Bierglas. „Work hard, party hard“, schmettert er ins Publikum. Da, seht her, so die Botschaft: Auch spröde Typen können es krachen lassen.

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