Infosys fordert SAP heraus Vishal Sikka - vom Kronprinz zum Rivalen

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Kulturrevolution in Rekordzeit

Dafür ist er jetzt alle paar Wochen mit der Lufthansa unterwegs, fliegt mit ihr von San Francisco nach Frankfurt, erledigt zunächst seine europäischen Geschäftstermine und fliegt dann weiter nach Bengaluru, dem ehemaligen Bangalore, Hauptsitz von Infosys. Sikka ist das gewohnt. Nur endeten seine früheren Reisen in Frankfurt. Denn eigentlich war sein Karriereziel, Chef von SAP zu werden, Deutschlands wichtigstem Softwarekonzern. Er war dicht davor. Bis alles anders kam.

2002 holte SAP den Softwareunternehmer und Experten für künstliche Intelligenz, um wichtige strategische Projekte voranzutreiben. Fünf Jahre später machte ihn sein Mentor Henning Kagermann, damals SAP-Boss, zum ersten Technologiechef des Konzerns. Sikka sollte das Innovationstempo erhöhen, den Konzern in neue Felder wie Cloud Computing und Smartphone-Apps führen. Auch an der Seite von SAP-Mitgründer und Übervater Hasso Plattner. Gemeinsam förderten sie das Projekt Hana, eine superschnelle Datenbank, heute eins der Vorzeigeprodukte von SAP. Mit Plattner im Rücken konnte Sikka Initiativen auch gegen den Willen anderer durchdrücken, was ihm etliche Feinde im Konzern bescherte.

Die größten Softwarehersteller der Welt
Platz 10: Salesforce.comCEO Marc R. Benioff schafft es mit Salesforce gerade eben in die Top Ten der umsatzstärksten Softwareunternehmen. Die Firma setzte 2013 3,8 Milliarden Dollar mit Software um. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 33,3 Prozent und macht das Unternehmen zum wachstumsstärksten innerhalb der Top Ten - damit ging es um zwei Plätze nach oben. Salesforce.com bezeichnet sich selbst als Pionier für Cloud Computing im Bereich Geschäftsanwendungen und wirbt damit, dass Unternehmen so die Kosten etwa für Hardware und IT-Management reduzieren können. Salesforce.com wurde 1999 aus der Wiege gehoben und sitzt in München, Düsseldorf und Darmstadt.Datenquelle: Erhebung der Umsatzzahlen von Gartner Quelle: REUTERS
Platz 9: CA TechnologiesEinen Platz abwärts ging es für CA Technologies. Mit 4,2 Milliarden Dollar Umsatz mit Software-Verkäufen 2013 liegt die Wachstumsrate bei -2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Unternehmen bietet IT-Management-Software und -Lösungen an. Rund 14.000 Mitarbeiter sind bei CA angestellt, davon 5300 Entwickler. Gegründet wurde CA 1976 und hat heute 150 Niederlassungen in mehr als 45 Ländern. Neben Unternehmen zählt CA Technologies auch Behörden und Bildungseinrichtungen zu seinen Kunden. Quelle: Gemeinfrei
Platz 8: VMwareMit einer Wachstumsrate von 14,1 Prozent im Vergleich zu 2012 ging es für VMware um einen Rang nach oben. 2013 machte die Firma 4,8 Milliarden Dollar Umsatz mit Software. Im Bild: Der Vorstandsvorsitzende Pat Gelsinger, der 2012 zum Unternehmen stieß. VMware ist ein amerikanisches Unternehmen, das Software im Bereich der Virtualisierung entwickelt. Gegründet wurde es 1998, heute arbeiten rund 13.000 Menschen bei VMware. Die Firma mit Sitz in Palo Alto ist international aktiv. Das bekannteste Produkt ist VMware Workstation, das mehrere parallel laufende Betriebssysteme (Windows, Linux und andere) auf einem Rechner ermöglicht. Quelle: dpa
Platz 7: Hewlett-PackardKonstant auf Rang sieben kann sich HP halten. Mit 4,9 Milliarden Dollar Software-Umsatz sank die Wachstumsrate leicht um -2,7 Prozent. Der 1939 gegründete und weltweit tätige Konzern beschäftigt rund 317.500 Mitarbeiter und sitzt in Palo Alto. Es ist eines der größten US-Technologieunternehmen und war einst das erste seiner Art im Silicon Valley. Die Produktpalette reicht von Softwarelösungen über Server bis zu Notebooks. Quelle: AP
Platz 6: EMCEbenfalls auf dem gleichen Platz wie im Vorjahr bleibt EMC. Das Unternehmen legte eine Wachstumsrate von 4,9 Prozent im Vergleich zu 2012 hin und kam 2013 auf einen Umsatz von 5,6 Milliarden Dollar mit Software-Verkäufen. Der IT-Konzern setzt auf Cloud Computing und unterstützt nach eigenen Angaben andere Firmen dabei, ihre Informationen zu speichern, zu managen, zu schützen und zu analysieren. EMC ist in mehr als 100 Ländern und quer durch alle Branchen aktiv. Weltweit beschäftigt EMC etwa 60.000 Mitarbeiter und hat 400 Vertriebsniederlassungen. Quelle: AP
Platz 5: SymantecStabiler Software-Umsatz auch beim fünftplatzierten Symantec. Wie im Vorjahr machte das US-Unternehmen 6,4 Milliarden Dollar. Im Bild: Symantec-CEO Steve Bennett. Die Firma wurde 1982 gegründet und sitzt in Mountain View in der Nähe des Silicon Valley. Nach eigenen Angaben betreibt Symantec Niederlassungen in 40 Ländern und beschäftigt rund 18.500 Mitarbeiter. Das bekannteste Produkt der Firma ist wohl das Anti-Viren-Programm Norton AntiVirus. Quelle: REUTERS
Platz 4: SAPDas deutsche Unternehmen steht wie 2012 auf Rang vier, verzeichnete aber eine Wachstumsrate von 9,5 Prozent. 18,5 Milliarden Dollar Umsatz machte der Konzern 2013 mit seinen Software-Produkten. 1972 gegründet und mit Sitz in Walldorf beschäftigt SAP heute rund 65.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen macht Software für die Abwicklung sämtlicher Geschäftsprozesse (Buchführung, Vertrieb, Lagerhaltung etc.). Quelle: dpa

Der Inder, so wurde hinter seinem Rücken getuschelt, würde viele Ideen präsentieren, ohne viel über die Umsetzung nachzudenken. 2010 rückte er in den SAP-Vorstand auf, neben deren Co-Chefs Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe. Als der Däne Snabe sich 2013 aus familiären Gründen zurückzog, erwartete Sikka, an die Spitze aufzurücken.

Doch McDermott, so heißt es bei SAP, hätte seine Macht nicht mehr teilen wollen. Plattner wollte den begnadeten Verkäufer nicht verlieren. Das hätte den ganzen Konzern in Unruhe versetzt. Sikka die Führung zu übergeben hielt Plattner wohl für zu riskant. Der vermeintliche Kronprinz zog die Konsequenz: Er dankte ab.

Reden will Sikka darüber nicht. Die Spekulationen über seinen Abgang haben ihn geärgert. Mit Hasso Plattner „tausche ich ab und an E-Mails aus“, sagt er. Engen Kontakt pflegt er mit Kagermann, heute einer der Präsidenten von Acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Er sieht ihn immer noch als Mentor. Trotz allem ist SAP ein wichtiger Kooperationspartner, die Pflege seiner Systeme eine der wichtigsten Einnahmequellen für Infosys.

Auch sonst nimmt Sikka viele Anleihen bei seinem ehemaligen Arbeitgeber. Etwa bei der d.school der Stanford-Universität, offizieller Titel: Hasso Plattner Institute of Design at Stanford. Die soll das Design Thinking in die Welt tragen. Die Innovationsmethode soll Ingenieuren, Entwicklern, Designern und Managern helfen, sich stärker an den Bedürfnissen der Kunden zu orientieren.

Top 10 der Softwareunternehmen nach Umsatz 2013

Sikka hat den Einsatz der Methode gemeinsam mit Plattner bei SAP vorangetrieben. Und will nun mit ihrer Hilfe in Rekordzeit die Kultur von Infosys umbauen. Etwa 90 000 Mitarbeiter ließen sich in den vergangenen anderthalb Jahren bereits in ihr schulen. Doch lässt sich proaktives Denken, Kreativität so einfach via Unterricht vermitteln? Und in Produkte umsetzen? „Sicher nicht bei jedem“, gibt Sikka zu. „Aber selbst wenn das nur bei einem Bruchteil gelingt, die wiederum andere mitreißen, hat sich das doch schon gelohnt.“

Damit nicht alles theoretisch bleibt, treibt er wie bei SAP ein neues Kernprodukt voran, an dem die Innovationen andocken sollen. Bei den Deutschen war das die ultraschnelle Datenbank Hana, die alle Angebote des Konzerns beschleunigen sollte. Bei Infosys heißt sie zum Verwechseln ähnlich: Mana.

Dahinter steckt eine auf künstlicher Intelligenz basierende Plattform, die Prozesse analysieren, besser organisieren, überwachen und letztlich automatisieren soll. Eine Art Schaltzentrale des modernen Unternehmens, die lernt, wo Fehler auftreten – und sie auch noch behebt.

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