Trotz allem wähnt Google-Chef Larry Page sein Unternehmen rund anderthalb Jahrzehnte nach Gründung noch immer erst am Anfang. Vor allem das sogenannte Internet der Dinge hat es dem Konzern mit 390 Milliarden Dollar Börsenwert angetan, der damit in alle Lebensbereiche seiner Nutzer eindringen will, von Essgewohnheiten bis zum Energieverbrauch. Google strebt nach Allgegenwart vom Wohnzimmer bis zum Weltraum – auch ein Satellitenbetreiber gehört zum Konzern – und ist dabei, sich zur zentralen Plattform der digitalen Welt aufzuschwingen.
Doch all dieser Machtfülle zum Trotz hat der Gigant eine Schwäche: die Abhängigkeit von den Werbeeinnahmen. Diese machen wegen der Gratiskultur im Internet noch immer 91 Prozent des Google-Geschäfts aus. Wer Google angreifen will, muss an diesem Umsatzquell ansetzen.
Egal, wie exotisch Googles Projekte wie das seiner Datenbrille anmuten, sie dienen alle dazu, die Werbegelder weiter sprudeln zu lassen. Je mehr Informationen Google über Gewohnheiten und Bedürfnisse seiner Nutzer zusammenträgt und miteinander vernetzt, umso besser können die eingeblendeten Anzeigen zugeschnitten werden und damit effektiver gemacht werden.
Zusammenspiel der populären Dienste
Das funktioniert dank des Zusammenspiels der populären Dienste immer besser. Wenn Nutzer über den hauseigenen Browser Chrome im Internet surfen, kann Google den Besuch von Web-Seiten direkt aufzeichnen. Gmail scannt derweil alle Mails auf deren Inhalte und die Adressen der beteiligten Personen.
Um als Erster zu wissen, was in der Internet-Gemeinde gerade hip ist, setzt Google auch fragwürdige Methoden ein, etwa bei seinen Unterhaltungsangeboten. Da will Google die Konkurrenz der populären Musik-Streamingdienste Spotify und Rdio voraussichtlich im Herbst durch einen eigenen Dienst unter der Marke YouTube kontern. Die Musikkonzerne Sony, Universal und Warner Music haben bereits Verträge unterzeichnet. Um die größte Auswahl von Titeln zu haben, sollen auch Künstler, die nicht von den großen Plattenfirmen vertreten werden, zum Mitmachen gezwungen werden. Wer jedoch nicht kooperiert, soll seine Musik nicht mehr bei YouTube einstellen und vermarkten können – ein klarer Missbrauch von Googles Machtposition.
Beschwerde über Geschäftspraktiken
Jeremy Stoppelman ist einer der wenigen prominenten Silicon-Valley-Unternehmer, die sich unerschrocken über Googles Geschäftspraktiken beschweren. Der Mitgründer und Chef der Bewertungsplattform Yelp aus San Francisco hat mehrfach vor US- und EU-Wettbewerbshütern gegen Google ausgesagt. Gebracht hat es wenig.
Google wollte Yelp kaufen, um stärker in den Markt für lokale Werbung einzusteigen. Stoppelman winkte ab. Prompt baute Google ein konkurrierendes Produkt auf und platzierte auf ihm Ausschnitte von Yelps Bewertungen. Als Yelp protestierte, drohte Google, die Inhalte der Bewertungsseite gänzlich aus der zentralen Suchmaschine zu entfernen. Im Januar 2013 verpflichtete sich Google gegenüber der US-Wettbewerbsbehörde FTC, solche Praktiken zu unterlassen.